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1  Local / Presse / Re: Presseberichte / Bedeutsame Erwähnungen on: November 29, 2015, 01:38:24 PM

Interessante Diskussion. Ein Einwand des schweizer Teilnehmers war sinngemäß: Ja, der Bitcoin ist mengenmässig begrenzt. Und diese Begrenzung ist ein essentieller Vorteil gegenüber unbegrenzten Geldern. Aber durch die Möglichkeit, immer wieder neue Cryptocoins zu schaffen, wird diese mengenmässige Begrenzung überflüssig, weil sich dadurch ja zweifelsfrei unbegrenzt viele verschiedene Coins mit jeweils unterschiedlichen Mengen ersschaffen lassen, was letztendlich auf eine unendliche Vervielfältigung hinausläuft.

Auf den ersten Blick scheint das Argument tatsächlich logisch. Bei genauerer Betrachtung kann man aber entgegnen:

Die Tatsache, dass es unbegrenzt möglich ist, Cryptocoins zu schaffen, führt zur Unmöglichkeit der Begrenzung der Anzahl an verschiedenen Coins. Da es sich aber um verschiedene Coins handelt, die ja auch wieder im Wettbewerb zueinander stehen, ist es natürlich nicht zulässig, die Mengen dieser Coins einfach aufzuaddieren, um dann zur Behauptung zu gelangen, dass es keine mengenmässige Begrenzung gäbe. Wichtig ist nur, dass die einzelnen Cryptocoins voneinander unterscheidbar sind. Und das sind sie.

Ein Beispiel: Ein Picasso ist ein wertvolles Gemälde. Der Grund liegt darin, dass eine genügend große Menge an potentiellen Käufern von der Genialität der Bilder überzeugt ist, und die Menge der Bilder begrenzt ist. Jetzt ist es aber unbestreitbar, dass ich auch die Möglichkeit habe, eine Leinwand zu bemalen, und das Ergebnis zu verkaufen. Ich kann also durch meine Tätigkeit die Anzahl an bemalten Leinwänden beliebig vergrössern, und da eben nicht nur ich, sondern im Grunde jeder Leinwände bemalen kann, führt dies automatisch dazu, dass die Anzahl an bemalten Leinwänden potentiell unbegrenzbar ist. Trotzdem behält der Picasso seinen Wert. Warum? Weil die Menschen eben von der Genialität Picassos überzeugt sind, und nicht von meiner Genialität. Würde es mir gelingen, eine genügend große Menge an Menschen zu überzeugen, dass ich mindestens so geniale Bilderr malen könne wie Picasso, dann würde das Angebot tatsächlich erweitert, und meine Bilder würden wohl den Wert der Picassos verringern können, unter der Annahme, dass die Nachfrage nach genialen Bildern konstant wäre.

Die Frage, ob ich oder Picasso genialere Bilder male, ist gar nicht entscheidend. Die entscheidende Frage ist, was die potentiellen Käufer vermuten. Ich könnte tatsächlich der genialere Maler sein, wenn sich diese Erkenntnis aber nicht durchzusetzen vermag, dann wird sich das nicht auf die Preise meiner Bilder auswirken. Wirklich entscheidend ist also nur die Möglichkeit der Unterscheidung, ob es sich um ein Gemälde von Picasso handelt, oder ob es sich um ein Gemälde von mir handelt. Und diese Unterscheidung ist möglich, leider.

Anderes Beispiel: Gold erhält seinen Wert nicht ausschließlich aufgrund seiner Nachfrage als Industrierohstoff und Schmuck, sondern auch aufgrund seiner Wertaufbewahrungsfunktion. Und diese Werterhaltung ergibt ich aus der Vermutung, dass das weltweite Goldvorkommen begrenzt sei, und deshalb niemand die Möglichkeit hat, Gold beliebig zu vermehren. Diese Eigenschaft trifft aber nicht nur auf Gold zu, sondern auch auf andere seltene Edelmetalle. Auch diese lassen sich nicht beliebig vermehren. Aber ich habe die Möglichkeit Gold von Silber und Platin zu unterscheiden. Und nur das ist wichtig. Es ist eben nicht so, dass sich ein Marktpreis bildet, indem die gesamte Menge der begrenzt verfügbaren Edelmetalle zusammengezählt wird, und dann eben ein Preis für diese Gold/Silber/Platin/Kupfergemische bildet. Jedes Metall wird extra gehandelt, und es bildet sich somit für jedes Metall ein eigener Preis. Würden wir alle seltenen Metalle auf einen Haufen schmeissen, und würden wir daraus eine Legierung herstellen, die sich nicht mehr trennen ließe, dann würde tatsächlich ein eigener Preis für dieses Gemenge entstehen, und man könnte den Godpreis nicht mehr vom Silberpreis unterscheiden.
2  Local / Trading und Spekulation / Re: Der Aktuelle Kursverlauf on: July 06, 2015, 03:33:53 PM
Vielleicht weil mit Litecoins im Moment mehr Kohle zu machen ist?

Immerhin steht je noch heuer die Verdoppelung der Schwierigkeit bei Litecoins an. Wann wird die eigentlich passieren. Weiss das wer?

Ich hab jedenfalls seit einiger Zeit meine Bitcoins in Litecoins getauscht. War keine schlechte Entscheidung. Möchte aber den Ausstiegspunkt nicht versäumen. Der sollte jedenfalls vor der nachfolgenden Korrektur passieren.
3  Local / Trading und Spekulation / Re: Ökonomische Theorien rund um den Bitcoin on: March 19, 2015, 08:41:34 AM
Ich denke, wir sollten beginnen, in der Diskussion zwischen der Idee von Cryptocurrency im Allgemeinen und dem Bitcoin im Speziellen zu unterscheiden. Bitcoin ist bei genauerer Betrachtung der Prototyp eines neuen Geldes. Die Idee von Cryptocurrency ist revolutionär.

Die Frage, ob Bitcoins sich durchsetzen oder nicht, ist zweitrangig. Ob Bitcoins gegen 2 Dollar oder gegen 2000 Dollar getauscht werden, ist zweitrangig. Die entscheidende Frage ist: Sind Cryptocurrencies an sich eine Möglichkeit? Ist es möglich, Gelder unter wettbewerblichen Bedingungen herzustellen, d. h. sind die notwendigen Parameter wie Fälschungssicherheit, Wertbeständigkeit, Teilbarkeit, Tauschbarkeit gegeben?

Aber was ist mit Geldpolitik? Was ist mit der Möglichkeit von Interventionen? Ist ein Geld überhaupt denkbar, dass vom Markt produziert wird, und nicht vom Staat? Wer bestimmt die Zinsen, und was ist mit Inflation und Deflation?

Die erste Frage, ob es technisch möglich ist, Geld privat zu produzieren, wird gerade beantwortet. Das ist die Aufgabe von Bitcoin. Es ist ein Experiment, Bitcoin ist ein Prototyp einer Idee. Die Frage ist natürlich noch nicht endgültig beantwortet, dazu ist der Bitcoin noch zu jung.

Ich möchte mich hier etwas ausführlicher mit der zweiten Frage beschäftigen: Welche politischen Auswirkungen hat ein solches Geld? Ist der Staat nicht zwingend notwendig, um die negativen Auswirkungen des Marktes abzufedern, oder gar zu unterbinden? Der Markt funktioniert ja nicht nach moralischen Kriterien, er kennt weder Gut noch Böse. Der Staat hat immerhin das Ganze im Auge, also das Gemeinwohl, und kann aus dieser Perspektive viel besser entscheiden, was gut für das Gemeinwohl ist und was nicht. Stimmt das?
Werfen wir mal einen Blick in die Geschichte der Realwirtschaft. Zu Ende des 19. Jahrhunderts, und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verstärkten sich die sozialistischen Wirtschaftsideen. Die Einführung des allgemeinen Wahlrechtes, die Auswirkungen der industriellen Revolution, das Aufkommen des Nationalismus, all das hat die Einsicht der Unabdingbarkeit einer sozialistischen Revolution verstärkt. Nach Karl Marx war es unnötig, über die Vor- und Nachteile des Sozialismus zu diskutieren, weil es ganz einfach eine zwingende Entwicklung in diese Richtung gäbe. Wir müssten über die Idee der Freiheit und des Liberalismus nicht mehr diskutieren, weil diese Ideen von der Geschichte beseitigt werden. Kapitalismus bedeute Verschwendung. Es wird Kapital vernichtet. Geld wird für Werbung verschwendet, jeder darf eine Idee verwirklichen, also auch die ganz Dummen. Das kann doch auf Dauer zu nichts führen. In einer Welt der knappen Ressourcen werde es notwendig sein, mit diesen Ressourcen so effizient wie möglich umzugehen. Das setzt natürlich eine zentrale Planung voraus. Diese Argumentation war so augenscheinlich nachvollziehbar, dass sogar Menschen, welche an und für sich für die Freiheit eingetreten sind, sich angezogen fühlten.

Aber da gab es einen widerspenstigen Aussenseiter. Einen Österreicher. Ein Geldtheoretiker, ein brillianter Denker, ein Philosoph. Ludwig von Mises. Er hat 1923 in einer kleinen Abhandlung das Scheitern des Sozialismus erklärt. Und zwar wegen Ressourcenverschwendung. Das war doch absurd! Gerade der Kapitalismus sollte effizienter mit Ressourcen umgehen als die Planwirtschaft? Die Erklärung von Mises war kurz und einleuchtend. Er hat die Funktion des Preises erklärt. Durch die Möglichkeit des Tauschens erhält jedes Gut einen Marktpreis. Konsumgüter und Produktionsgüter. Und der Preis spiegelt die Knappheit eines Gutes. Mises hat erkannt, dass der Preis nicht von den Produktionskosten abhängt, sondern eine Folge von Angebot und Nachfrage ist. Jeder Unternehmer in einer freien Marktwirtschaft hat die Möglichkeit nach seinen Ideen zu produzieren. Er setzt Produktionsgüter ein, und er erzielt für sein Konsumgut einen Preis. Kann er mit dem Preis die Kosten decken, dann wirtschaftet er erfolgreich. Er wirtschaftet aber im Wettbewerb. Findet sich jemand, der ein gleichwertiges Produkt durch niedrigere Produktionskosten erzeugt, dann wird er verdrängt. Er ist also laufend gefordert, die eingesetzten Produktionsgüter auf ihre Wirtschaftlichkeit zu überprüfen. Wird ein eingesetztes Produktionsgut teurer, so erhöhen sich seine Kosten. Er ist also zwangsläufig immer auf der Suche nach Alternativen. Sein unternehmerisches Geschick, also seine Fähigkeit die bestmögliche Kombination aus eingesetzen Ressourcen und erzieltem Produkt zu erzielen, entscheidet über seinen Erfolg.

Wird eine Ressource am Markt knapp, so steigt sein Preis. Das verteuert die Produktionsprozesse, in denen diese Ressource eingesetzt wird. Zwangsläufig wird diese Ressource also dort ausgelistet, wo sie durch eine preisgünstigere Alternative ersetzbar ist. Die kanppe Ressource wandert also in jene Produktionsprozesse, wo sie am schlechtesten ausgetauscht werden kann, wo sie also am notwendigsten ist. Der Preis regelt die Ressourcenverteilung.

In einem planwirtschaftlich organisierten System gibt es keinen Markt für Produitionsgüter. Es gibt kein Eigentum an Produktionsgütern, und damit fehlt die Möglichkeit eines Tausches. Es bildet sich kein Preis. Ein Unternehmer, besser gesagt ein Planer, in einem sozialistischen System hat also nicht die Möglichkeit anhand eines Preises zu entscheiden. Er muß also zwangsläufig anhand anderer Kriterien entscheiden, welcher Ressourceneinsatz für die Produktion eines Gutes sinnvoll ist. Er hat sogesehen einen viel grösseren Spielraum. Das ist aber ein Trugschluss. Es gibt nämlich nur einen einzigen Idealzustand einer möglichst effizienten Ressourcenverteilung bei bestmöglicher Befriedigung der Präferenzen der Menschen. Natürlich kennt auch der Unternehmer in der freien Marktwirtschaft diesen Idealzustand nicht. Aber er hat die Möglichkeit sich über den Preis zu orientieren. Er hat Vermutungen, und er entwickelt einen Plan. Sind seine Vermutungen falsch, dann sieht er seinen Irrtum ziemlich schnell anhand seiner Zahlen. Er hat die Möglichkeit sich zu verbessern, oder seinen Plan zu verwerfen. Dem Planer im Sozialismus fehlt diese Möglichkeit. Er fischt immer im Trüben. Deshalb ist eine Planwirtschaft einem evolutionären System zwangsläufig unterlegen. Das war die Aussage Ludwig von Mises. Der Plan ist das Ersetzten des Zusfalls durch den Irrtum.

Mises hat Recht behalten. Der Sozialismus ist an seiner Unmöglichkeit der effizienten Ressourcenverwendung gescheitert. Wäre der Staat tatsächlich in der Lage gewesen effizienter zu planen als der Markt, dann hätte sich der Sozialismus als Wirtschaftssystem durchgesetzt. Es war also nicht die moralische Unfähigkeit des sozialistischen Menschen, seine Fehlbarkeit, sein mangelnder Einsatz und seine mangelnde Leistungsbereitschaft, sondern ein Fehler im System selbst.

Ludwig von Mises war ein Geldtheoretiker. Als solcher hat er erkannt, dass die Geldproduktion in den Händen der Staaten zwangsläufig zu den selben Verwerfungen führen muß, wie die planwirtschaftliche Produktion in der Realwirtschaft. Er hat den ersten Weltkrieg erlebt. Er hat also auch erlebt, wie das deutsche Reich und auch die Österreichische Monarchie die Goldbindung ihrer Währung gekündigt haben, um die Kosten des Krieges zu finanzieren. Bis zum Beginn des ersten Weltkrieges waren die Währungen fix an das Gold gebunden. Geld war nichts anderes als Gold. Ein Geldschein war die Berechtigung, eine bestimmte Menge Gold zu tauschen. Es war also ein Goldbesitzschein. Gold ist eine natürliche begrenzte Ressource. Niemand kann Gold nach Belieben vermehren, auch nicht der Staat. Das ist eigentlich kein Problem, im Gegenteil, dieses Faktum sichert den Wert des Goldes. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass die Wirtschaft stärker wächst als die Goldmenge. In diesem Fall gibt es dann Deflation. Wächst die Goldmenge stärker als die Wirtschaft, dann gibt es Inflation. Das 19. Jahrhundert war also geprägt von abwechselnden Phasen aus Inflation und Deflation. Wobei die deflationären Phasen keineswegs wirtschaftlich schwache Phasen waren, sondern im Gegenteil Phasen von besonders starkem Wirtschaftswachstum. Die Wirtschaft hat sich auf das vorhandene Geld eingestellt. Jeder Wirtschaftstreibende wusste, dass er mit beidem rechnen musste. Inflation und Deflation. Durch die Deflation wurden die Schulden grösser, durch die Inflation wurden die Schulden kleiner. Deflation bedeutet also Umverteilung vom Schuldner zum Gläubiger, Inflation bedeutet Umverteilung vom Gläubiger zum Schuldner. Nach Ludwig von Mises spielt diese Umverteilung in der Wirtschaft aber keine Rolle, weil es ganz einfache Mittel gibt, sich davor zu schützen. So steht es jedem Kreditnehmer frei, seine Zinsleistung von der jeweiligen Kaufkraftsentwicklung abhängig zu machen. Ein Kreditvertrag ist ein Vertrag. Inflation und Deflation lassen sich regeln und sind also im Prinzip berechenbar. Im Übrigen werde sich jede Wirtschaft auf die Situation einstellen. In einem Umfeld der garantierten Inflation, so Mises, wird sich aber ein anderes Phänomen einstellen: Eine Schuldenwirtschaft. Ganz einfach deshalb, weil eine Inflation eine Bevorzugung des Schuldners gegenüber dem Gläubiger bedeutet. Verschuldung macht wirtschaftlich Sinn. Mises hat keine Notwendigkeit einer planwirtschaftlichen Geldmengenpolitik gesehen. Es ist nicht notwendig die Geldmenge zwanghaft an die Wirtschaftsleistung anzupassen. Eine Preisstabilität, welche ja das vorgegebene Ziel einer solchen interventionistischen Politik ist, könne ja eh niemals erreicht werden, hat Mises richtig erkannt. Der Staat fische ja mit seinen Prognosen zwangsläufig im Trüben, er würde, egal was er macht, immer das falsche machen. Im Gegenteil, die Möglichkeit der Mengensteuerung ermöglicht es dem Staat die Macht über die Geldproduktion zu erlangen, und das sei sehr gefährlich, weil es dem Staat unbegrenzte Möglichkeiten gäbe, die er im Interesse seiner Bürger besser nicht hätte. Mises hatte natürlich bereits den Vorteil aus der Geschichte des ersten Weltkrieges zu lernen. Er hatte gesehen, dass eine Kriegsfinanzierung nur möglich ist, wenn der Staat die Goldbindung der Währung kappt. Man solle dem Staat dieses Mittel besser nicht zur Verfügung stellen, weil dies den Weg in die Tyrannei ebne. Das war die Erkenntnis von Mises. Hitler und Stalin waren da noch Zukunft. Beide haben die Notenpresse für ihre politischen Ziele gebraucht.

Aber auch die Preisbildung des Geldes sollte man dem Markt überlassen. Also die Zinsen. Der Staat könne niemals den richtigen Preis bestimmen, das könne nur der Markt. Genauso wie die Planwirtschaft in der Realwirtschaft nur vermutete Preise bestimmen kann, kann der Staat nur vermutete Zinsen bestimmen. Er fischt als zwangsläufig wieder im Trüben. Aber warum bildet sich eigentlich ein Preis für das Tauschgut Geld?
Der Grund ist die Zeitpräferenz. Wer Geld verleiht, der gibt die Verfügungsberechtigung über dieses Tauschgut auf. Wenn er z.B. für ein Jahr auf die Verfügung verzichtet, dann wird der Verleiher dass nur aus einem Grund machen: Wenn er dafür eine Entschädigung in Form einer zusätzlichen Kaufkraft bekommt. Die Höhe dieser "Miete" für das Geld ist natürlich von Angebot und Nachfrage abhängig. Aber es ist nicht die absolute Geldmenge entscheidend, sondern die Aufteilung des Geldes in "Konsumquote" und "Sparquote".

Warum ist die Geldmenge nicht entscheidend für die Wirtschaft? Kann man durch Geldmengenausweitung nicht positive Effekte erzielen? Ein Beispiel Eine Volkswirtschaft besteht aus 10 Äpfel. Die Menge des Geldes in dieser Volkswirtschaft, nennen wir die Taler Draghonen, beträgt ebenfalls 10 Einheiten. Jeder Apfel erhält damit einen Tauschwert von einem Draghonen. (Das ist natürlich stark vereinfacht, schon klar, dass es da noch andere Faktoren gibt). Wird jetzt die Geldmenge verdoppelt, dann schwirren in dieser Volkswirtschaft eben 20 Draghonen herum. Jeder Apfel wird den Tauschwert von zwei Draghonen annehmen. Es hat eine Inflation von 100% stattgefunden. Die Äpfel sind durch die Ausweitung der Geldmenge nicht vermehrt worden. An der realen Güterausstattung hat sich nichts verändert. Der Reichtum der Volkswirtschaft ist gleich geblieben. Immerhin hat sich ja auch nichts zum Schlechteren gewandelt, könnte man einwerfen. Das stimmt ja auch. Es ist kein Apfel verschwunden. Die interessante Frage ist aber: wie ist es zu dieser Ausweitung gekommen? Hat jeder Marktteilnehmer aliquot die gleiche Menge des neuen Geldes bekommen? Auf welchem Weg wurde das neue Geld in die Wirtschaft eingeschleust? Wer hat das Geld zuerst bekommen? Das ist eigentlich die wichtigste Frage. Derjenige, welcher das neue Geld zuerst bekommen hat, kann nämlich noch Äpfel für einen Draghonen kaufen. Der Verteuerungsprozeß ereignet sich ja erst im Laufe eines Anpassungsprozesses des Marktes. Erst im Laufe von zahlreichen Tauschhandlungen "realisiert" der Markt dass das Gut Geld jetzt weniger knapp ist als zuvor. Geld wird also billiger, Waren werden teurer. Jene, welche das neue Geld zuletzt bekommen, werden systematisch benachteiligt, weil sie bereits zu inflationierten Preisen einkaufen müssen. Eine Geldmengenausweitung ist also niemals neutral, sondern eine Umverteilung von den späten Geldbenutzern zu den frühen Geldbenutzern. Das nennt man Cantillon-Effekt.

Zurück zur "Konsumquote" und zur "Sparquote": Das vorhandene Geld einer Volkswirtschaft teilt sich im Grunde in zwei Teile, eben die Konsumquote und die Sparquote. Die Konsumquote ist jene Menge, welche für sofort verbrauchte Güter, also für Konsumgüter, ausgegeben wird. Die Sparquote ist jener Teil, welcher durch Investition und Horten gebildet wird. Darüber hinaus gibt es keine Verwendung von Geld. Man kann also jede beliebige Geldmenge einer Volkswirtschaft in eine Konsum und eine Sparquote teilen. Und welche Rolle spielt der Preis des Geldes, also die Zinsen?
Spielen wir es durch: Sind die Zinsen niedrig, dann wird es weniger interessant, das Geld zu investieren. Warum sollte ich auf Konsum verzichten, wenn ich nahezu keine Abgeltung dafür bekomme? Die Konsumquote des Geldes wird steigen, die Sparquote wird sinken. Die Wirtschaft wird sich auf dieses Verhalten einstellen. Es wird konsumgüterlastig produziert werden. Die Arbeitsteilung, also die Vorleistungen in der Produktion werden gering sein. Die Wirtschaft benötigt aber auch Geld zum Investieren. Und in einem natürlichen System ohne Kreditgeldschöpfung ist die Sparquote der Pool für die Wirtschaft. Ist die Konsumquote hoch, ist wenig Geld für Investitionen vorhanden. Steigt jetzt das Investitionsbedürfnis der Wirtschaft, dann wird diese steigende Nachfrage bei geringer Sparquote natürlich die Zinsen erhöhen. Höhere Zinsen sind wiederum für die Verbraucher ein Grund, den Konsum zugunsten des Investierens einzuschränken. Die Sparquote wird steigen, die Konsumquote wird sinken. Geld wird billiger.

Ein "natürlicher" Zins, also ein Gleichgewichtszins wird sich einstellen. Dieser Zins hat eine wichtige Funktion, er stellt sicher, dass angefangene Investitionen bei gegebener Ressourcenlage abgeschlossen werden können. Was würde passieren, wenn dieser natürliche Zins durch eine Intervention des Staates gesenkt werden würde?  Es würden Investitionen ausgelöst, die bei gegebener Ressourcenlage niemals alle abgeschlossen werden könnten. Auch in der Realwirtschaft würde dasselbe passieren: Wird der Preis eines Produktionsgutes vom Staat willkürlich unter den Marktpreis gesenkt, dass täuscht dieser Preis eine viel höhere Verfügbarkeit vor, als es der tatsächlichen Knappheit entspricht. Das Produktionsgut, welches eigentlich viel knapper ist, und deshalb einen viel höheren Preis hat, wandert also nicht in die effizienteren Produktionsprozesse, wie oben beschrieben, sondern wird in zahlreichen anderen Produktionsprozessen verwendet. Der künstliche Preis ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass das Produktionsgut eben nur begrenzt zur Verfügung steht. Es können somit niemals alle begonnenen Investitionen beendet werden. Das ist ziemlich einleuchtend. Genauso verhält es sich beim Geld: Der Gleichgewichtszins spiegelt die Ressourcenlage einer Volkswirtschaft. Wird er künstlich gesenkt, dann können nicht mehr alle Investitionen beendet werden. Das führt zwangsläufig zur Ressourcenverschwendung.

In jeder Planwirtschaft entwickelt sich ein Schwarzmarkt. Dieser Schwarzmarkt gleicht falsche Preise aus. In der planwirtschaftlich organisierten Geldproduktion übernimmt der Finanzmarkt diese Funktion. Ein deregulierter Finanzmarkt in einer planwirtschaftlich organisierten Geldproduktion funktioniert wie ein deregulierter Schwarzmarkt in einer planwirtschaftlich organisierten Realwirtschaft. Mises hat behauptet, dass es nur zwei Wirtschaftssysteme gäbe, welche stabil wären: Der Sozialismus und der Kapitalismus. Jeder Versuch, einen Mittelweg zu schaffen, führt zu Instabilität, und endet entweder im Sozialismus oder im Kapitalismus. Jede Intervention des Staates in den Markt erzeugt Wirkungen, welche über das beabsichtigte Maß hinausgehen. Das erfordert weitere Interventionen,, um die "negativen" Auswirkungen der ersten Intervention abzufedern. Die folgenden Interventionen erzeugen aber wieder die Notwendigkeit von Folgeinterventionen usw. Das logische Ende dieser Spirale ist der Sozialismus. Umgekehrt stimmt es auch: Wird eine Intervention zurückgenommen, dann müssen auch andere Interventionen beseitigt werden, welche dieser Intervention vorausgegangen sind. Das logische Ende dieser Spirale ist der Kapitalismus. Ein deregulierter Finanzmarkt kann nur mit einem freien Geldsystem funktionieren. Umgekehrt kann ein staatliches Geldsystem nur dann funktionieren, wenn der Finanzmarkt auch staatlich ist. Die Kombination eines freien Finanzmarktes mit einem planwirtschaftlichen Geldsystem erzeugt laufend Verwerfungen.

Der Finanzmarkt spekuliere auf schwache Länder, wurde behauptet, und um dies zu verhindern, müsse die EZB eingreifen. Die Aufgabe der EZB wäre es, Manipulationen des Finanzmarktes zu verhindern, das war die offizielle Argumentation für die Notwendigkeit der Intervention. Was ist tatsächlich passiert? Der Fiananzmarkt hat erkannt, dass überschuldete Länder wie Griechenland und Italien nicht mehr fähig sind, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Aus diesem Grund gab es kein frisches Geld mehr für neue Schuldverschreibungen, oder eben nur mehr zu besonders hohen Preisen, also hohen Zinsen. Das war die Folge einer realistischen Einschätzung, wie sie nun mal jeder Markt vornimmt. Verschuldete Staaten können aber keine hohen Zinsleistungen stemmen, die Staatspleite wäre die logische Folge. Die EZB hat das erkannt, und hat daraufhin erklärt, dass sie Staatsanleihen von verschuldeten Staaten aufkaufen werden, notfalls in unbegrenztem Umfang. Die EZB kann das machen, weil sie eben nicht marktabhängig ist. Allein diese Ankündigung hat die Zinsen für neue Staatsanleihen gedrückt und somit ein Weiterrollen der Staatsverschuldung ermöglicht. Die EZB hat aber nicht auf einen Manipulationsversuch des freien Finanzmarktes reagiert, wie sie behauptet hat, sondern sie hat ihrerseits den Finanzmarkt manipuliert, mit ihrer Ankündigung. An der realen Situation hat sich nichts geändert. Die PIGS Staaten sind nach wie von verschuldet, sie können sich jetzt aber wieder anschlußfinanzieren. Nun ist aber jedem klar, dass diese Möglichkeit der Anschlußfinanzierung durch die Zinsmanipulation eine große Gefahr birgt. Das neue billige Geld macht eine Verschuldung ja noch attraktiver, und es wird der Reformdruck genommen. Wenn es vom Markt keinen Reformdruck mehr gibt, dann muß eben die Politik wieder intervenieren und einen politischen Reformdruck erzeugen. Wir müssen Konvergenzkriterien schaffen, Obergrenzen für die Verschuldung. Wir müssen "Institutionen" schaffen, welche die Reformen überwachen. Diese Institutionen müssen mit Rechten ausgestattet werden. Sie müssen letztendlich das Recht haben, gewählten Regierungen vorzuschreiben, welche Ausgabenpolitik sie zu betreiben haben. Konsequenterweise wird dadurch die demokratische Entscheidungsfreiheit abgeschafft. Genau diese Situation haben wir in Griechenland: Eine demokratisch gewählte Regierung empört sich zurecht, dass sie durch die Bevormundung der Troika in ihrer Politikfähigkeit eingeschränkt sei. Technokraten machen Politik, die Demokratie wird machtlos.

Diese Situation ist die direkte Folge einer sozialistischen Geldpolitik, wie oben beschrieben. Sie endet letztlich in einer Diktatur, im Sozialismus, wie Ludwig von Mises erkannt hat.

Das absurde an dieser Situation ist aber, dass diese Politik völlig fehlinterpretiert wird. Es ist in der öffentlichen Meinung herrscht der Eindruck, es handle sich um die Auswirkungen einer "neoliberalen" Wirtschaftspolitik. Das ist völlig falsch. Es handelt sich um die Folgen eines Geldsozialismus. Die Österreichen kennen den Ausweg aus dieser Situation: Geld, welches die Grundlage für alle Tauschhandlungen ist, muß in einer freien Marktwirtsschaft zwangsläufig unter freien, wettbewerblichen Bedingungen entstehen. Geld muß ein Phänomen des Marktes sein, und kein Mittel des Rechtes. Die Umverteilung des Staates muß sich auf die Steuerhoheit beschränken, und darf nicht über die Manipulation des Geldmarktes passieren.

Staaten haben aber kein Interesse, ihre Macht zu beschränken.  

4  Local / Trading und Spekulation / Re: Ökonomische Theorien rund um den Bitcoin on: March 15, 2015, 12:46:16 PM
Es geht in der Tat um ein politisches Problem. Hülsmann hat das ja angesprochen. Die zentrale Frage lautet: Ist es politisch sinnvoll, dem Staat ein so mächtiges Instrument wie das Geldmonopol anzuvertrauen?

Um diese Frage beantworten zu können, muß man zuerst die Frage beantworten, wie der Staat sich überhaupt finanzieren kann, ohne über ein Geldmonopol zu verfügen. Die Antwort lautet: Über die Steuern. Der Staat hat ja die Steuerhoheit über sein Territorium, und kann beliebig an der Steuerschraube drehen. In einem demokratisch organisierten Gemeinwesen muß der Staat sich natürlich rechtfertigen, wenn er das Steueraufkommen erhöht. Er läuft ansonsten Gefahr nicht widergewählt zu werden. Es entsteht also zwangsläufig ein Gleichgewicht aus den Interessen des Staates und den Interessen der Bürger. Wenn der Staat damit argumentiert, dass es sinnvoll ist, das Bildungssystem zu verbessern, weil dies eine Investition in die Zukunft sei, dann ist es nicht ausgeschlossen, dass er für dieses Vorhaben breite Zustimmung erfährt.

Warum macht ein Staat dann eigentlich Schulden? Die Antwort ist ziemlich naheliegend: Über den Umweg der Verschuldung kann sich jeder Staat aus der Verantwortung schleichen. Er kann seine Vorhaben unabhängig von der Zustimmung der Bürger umsetzen. Im Gegenteil: die Verschuldung ermöglicht es dem Staat sich die Zustimmung zu erkaufen, indem er beginnt, das Füllhorn über die Menschen auszuschütten, ohne zuvor das benötigte Geld abgepresst zu haben. Dafür findet er jede Menge Zustimmung. Die Staatsverschuldung ist ein Mittel der Manipulation.

Ludwig von Mises erkannte das bereits in den 20er Jahren, als er schrieb, dass das Monopol des Staates über die Notenbank in Verbindung mit der Möglichkeit der Verschuldung  „ein wichtiges psychologisches Hilfmittel einer Wirtschaftspolitik sei, welche ihre Folgen zu verschleiern sucht. Man könne sie in diesem Zusammenhang als ein Werkzeug nicht demokratischer Politik bezeichnen, da sie durch Irreführung der öffentlichen Meinung einem Regierungssystem, welches bei offener Darlegung der Dinge keine Aussicht auf Billigung durch das Volk hätte, den Fortbestand ermögliche“.

Viel klarer und eindeutiger könnte man die Verschuldungskrise des Euro nicht definieren. Es findet ein Wettlauf der kollektiven Korruption statt. Im Moment schimpfen die etwas weniger Korrupten auf die etwas mehr Korrupten, weil sie fürchten, dass diese das gesamte System vorzeitig zum Einsturz bringen könnten. In Wirklichkeit haben nämlich die Griechen nichts anderes gemacht, als alle anderen auch, nur etwas hemmungsloser. Jene, welche sich im Ausmaß der Korruption zurückgehalten haben, laufen Gefahr, zu den Verlierern zu zählen, sollte das System jetzt zusammenbrechen. Deshalb entsteht die absurde Situation, dass ein Land, also Griechenland, ganz offensichtlich in die Staatpleite will, während alle anderen dieses Szenario verhindern wollen. Man schlachtet doch nicht die Kuh, welche man melkt.

Bitcoins sind bei umfassender Betrachtung hochpolitsch. Wenn die Möglichkeit der Staatsverschuldung und der Betätigung der Geldpresse ein Mittel antidemokratischer Politik sind, dann ist der Bitcoin ein Werkzeug demokratischer Politik. Ganz einfach deshalb, weil er die Lösung dieses Problems darstellt, nicht mehr und nicht weniger.

Das Problem im Moment ist folgendes: Die Cryptocoin-Community ist technikaffin, und hat von wirtschaftlichen und plitschen Dingen wenig Ahnung. Hier wurde etwas geschaffen, was in seiner politschen Dimension so gar nicht erkennbar ist, weil die Fähigkeit der Community in dieser Richtung wenig ausgeprägt ist.

Es gibt aber eine Denkschule, eine wirtschaftswissenschaftliche und eine gesellschaftsphilosophische, welche sich sehr intensiv mit dieser Thematik befasst. Das ist die Österreichische Schule der Nationalökonomie. Diese Schule geht auf Ludwig von Mises zurück, auf August Friedrich von Hayek. Sie erlebt im Moment einen Aufschwung, wegen der Finanzkrise und der Eurokrise. Hier der Link zum deutschen Misesinstitut:

http://www.misesde.org/

Die Community wäre gut beraten, sich mit dieser Denkschule zu verbünden. Es ist eigentlich erstaunlich, dass kaum Artikel über Cryptocoins auf dieser Seite zu finden sind.
5  Local / Trading und Spekulation / Re: Ökonomische Theorien rund um den Bitcoin on: March 14, 2015, 06:18:36 PM
Ich habe schon erklärt, dass die glaubwürdige Selbstbindung der Menge ein Wert ist. Unser Fiatgeld ist nicht deshalb intrinsisch wertlos, weil es nicht mehr durch Gold gedeckt ist, sondern weil es beliebig vermehrbar ist. Die Golddeckung verspricht eine glaubwürdige Selbstbindung der Menge. Das ist alles. Das heisst aber nicht zwangsläufig, dass alles Geld durch Gold gedeckt werden muß, um diese glaubwürdige Selbstbindung zu erhalten.

Cryptowährungen haben einen Weg aufgezeigt, wie diese Selbstbindung funktionieren kann, ohne den Weg über die Godbindung gehen zu müssen.

Warum ist Gold wertvoll? Weil es ein wertvoller industrieller Rohstoff ist? Nein.
Gold ist wertvoll, weil Menschen von der Knappheit überzeugt sind.  Diese Überzeugung speist sich aus der Erfahrung der Vergangenheit. Eine Gewisshit lässt sich daraus aber nicht ableiten, weil es nicht auszuschließen ist, dass irgendwann mal eine riesige Mine entdeckt wird, und der Weltgoldvorrat vervielfacht wird. Jahrhundertelang war Gold aber die einzige Möglichkeit, diese Selbstbindung zu erzeugen.

Das Internet hat aber eine neue Möglichkeit erschaffen. Und Bitcoin war der erste Versuch, diese Selbstbindung glaubhaft in einem Protokoll festzuschreiben. Der intrinsische Wert ergibt sich genau daraus.

Ein anderes Beispiel: ein Bild von Picasso hat einen Materialwert. Der besteht aus dem Wert der Leinwand und dem Wert der verwendeten Farbe. Der tatsächliche Wert eines Picasso-Bildes ist aber gar nicht von diesem Matrialwert abhängig. Leinwände und Farbe sind nämlich nicht knapp. Picasso-Bilder hingegen sind knapp. Und Picasso steht halt unter Genie-Verdacht. Hätter er hunderttausende Bilder gemalt, dann wäre ein Bild wohl weit weniger wert. Wenn ich einen Picasso erwerbe, dann kann ich aus gutem Grund davon ausgehen, dass dieses Bild eine Wertanlage ist. Der Wert ergibt sich aus der Knappheit und dem Genieverdacht.

Das Regressionstheorem von Ludwig von Mises löste einen vermuteten Zirkelschluß: Geld hat einen Wert, weil die Menschen glauben, dass es einen Wert habe. Und Menschen glauben an den Wert des Geldes, weil Geld einen Wert hat.

Ludwig von Mises hat diesen vermeintlichen Zirkelschluß aufgelöst: Geld hat heute einen Wert, weil es gestern einen Wert hatte. Und Geld hatte gestern einen Wert, weil es vorgestern einen Wert hatte usw. Mises hat also den Faktor Zeit ins Spiel gebracht, und somit einen vermeintlichen Zirkelschluß aufgelöst. Wenn man dieses Spiel zu Ende spielt, dann muß man zwangsläufig irgendwann an einen Punkt gelangen, als erstmals etwas als wertvoll erkannt wurde, was später als Geld verwendet werden konnte. Geld musste also zwangsläufig aus etwas enstanden sein, was die Menschen als wertvoll erachtet haben. Wenn zwei Menschen beginnen, Gold gegen Eier und Äpfel zu tauschen, dann erhält Gold einen Wert. Je mehr Menschen vom Wert des Goldes überzeugt sind, desto eher kann es sich dann als allseits anerkanntes Tauschmittel durchsetzen.

Fazit: Es spielt letzlich keine Rolle, warum die Menschen etwas als wertvoll anerkennen. Allein die Tatsache, dass sie es tun, macht den Gegenstand wertvoll. Fiatgeld wird von den Menschen als wertvoll anerkannt, und deshalb ist es wertvoll.

Klar, würden die Menschen den Bluff hinter diesem Papiergeld erkennen, dann bestünde schon die Gefahr, dass dieser Wert schnell zusammenbricht. Da darf man aber nicht vergessen, dass hinter dem Dollar eine Weltmacht steht. Diese Weltmacht besitzt Atomwaffen, und es darf davon ausgegangen werden, dass diese Weltmacht die Akzeptanz des Dollars durchsetzen wird. Diese Vermutung gibt dem Dollar Wert.
6  Local / Trading und Spekulation / Re: Der Aktuelle Kursverlauf on: March 14, 2015, 10:33:49 AM
Gibts hier keinen Admin, der für Ordnung sorgen kann?
Ich würde ja auch meinen, dass die Diskussion hier nicht herpasst, allerdings will ich auch nicht im "Off-Topic" Mülleimer landen.
Ein eigener Faden in Trading und Spekulation wär passender.

Quote
Quote from: Luis1 on March 12, 2015, 10:55:02 PM
Dazu muß man mal wissen, wie die Geldmengenausweitung in unserem Geldsystem funktioniert: Jede Geschäftsbank weitet die Geldmenge aus, wenn sie einen Kredit vergibt. Es ist nicht so, dass die Bank die Einlagen der Kunden verwendet, um diese dann zu verleihen. Die Sparquote ist völlig egal. Die Bank kann durch die Kreditvergabe Geld (Giralgeld) schöpfen. Alles was sie dazu braucht, ist eine Mindestreserve bei der EZB. Diese Mindestreserve beträgt 1% von der Kreditsumme. Die Bank hat also die Möglichkeit um den Faktor 100 zu hebeln.
Trollololol, oder was? Schau mal bitte in die Spalte "2015" unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Basel_III#Liquidity_Coverage_Ratio. Kleiner Realitätscheck für Dich.
Was ist denn das für ein Geschwurbel mit Mindestkernkapitalrate (Common Equity Capital Ratio) oder gilt da der (also 2015 noch nicht) Kapitalerhaltungspuffer? Klär uns auf, wenn du da noch durchblickst.
Kartoffelpuffer hätten meine Hearts and Minds gewonnen, wahlweise mit Rübenkraut oder Apfelmus drüber. Ansonsten gilt eher der Grundsatz, das wer unverständlich reden muss etwas böswilliges zu verheimlichen hat. Haben Bänkster immer.


Es geht im Kern darum, dass Basel3 den Banken eine Risikovorsorge vorschreibt. Die eigentlich interessante Frage ist: Warum muß der Staat den Banken eine Risikovorsorge vorschreiben? In einer freien Marktwirtschaft gibts ja sowas wie unternehmerische Freiheit. Die Frage nach der Eigenkapitalquote regelt normalerweise der Markt. Tatsächlich hatten die Banken im 19.Jahrhundert eine viel höhere Eigenkapitalquote. Erst im Zuge des "Enteignungsprozesses" des Staates ist es dazu gekommen, dass die Banken ihre Eigenvorsorge heruntergefahren haben. Die politischen Zentralbanken versorgen die Banken mit unbegrenzter Liquidität. Die Eigenkapitalvorsorge ist somit überflüssig. Der Markt zwinge die Banken dazu, die Quote herunterzufahren. Einzelwirtschaftlich ist das nachvollziehbar, gesamtwirtschaftlich verwandelt sich das System in ein Pulverfass.
Prof. Hülsmann erklärt das hier in 20min.

https://www.youtube.com/watch?v=37J7d5DC3tI


7  Local / Trading und Spekulation / Re: Der Aktuelle Kursverlauf on: March 13, 2015, 10:00:19 PM
Quote
Quote from: Luis1 on March 12, 2015, 10:55:02 PM
Dazu muß man mal wissen, wie die Geldmengenausweitung in unserem Geldsystem funktioniert: Jede Geschäftsbank weitet die Geldmenge aus, wenn sie einen Kredit vergibt. Es ist nicht so, dass die Bank die Einlagen der Kunden verwendet, um diese dann zu verleihen. Die Sparquote ist völlig egal. Die Bank kann durch die Kreditvergabe Geld (Giralgeld) schöpfen. Alles was sie dazu braucht, ist eine Mindestreserve bei der EZB. Diese Mindestreserve beträgt 1% von der Kreditsumme. Die Bank hat also die Möglichkeit um den Faktor 100 zu hebeln.
Trollololol, oder was? Schau mal bitte in die Spalte "2015" unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Basel_III#Liquidity_Coverage_Ratio. Kleiner Realitätscheck für Dich.

Basel 3 verpflichtet die Banken zu erhöhter Risikovorsorge, das ist richtig. Der springende Punkt ist aber: An der Bankenbilanz ändert sich nix, wenn die Zentralbank Staatsanleihen kauft. Die Bank tauscht Papiere gegen Cash. An der Eigenkapitalquote ändert sich nichts. Auf die Liquidität für die Kreditvergabe hat das keinen Einfluss.

Hättest du das Posting zu Ende gelesen, dann hättest du deinen Einwand beantwortet gefunden.
8  Local / Trading und Spekulation / Re: Der Aktuelle Kursverlauf on: March 12, 2015, 10:55:02 PM
Damit eine Inflation (Preissteigerung der Konsumgüter) entsteht, muß das Geld in der Realwirtschaft ankommen. Was macht Draghi?
Draghi kauft Wertpapiere, vor allem Staatsanleihen vom Sekundarmarkt (Banken) auf. Die Banken haben dann Cash statt Anleihen. Die EZB argumentiert, sie verbessere damit die Liquidität von Banken, damit diese wieder mehr Kredite vergeben könnten, um damit die Wirtschaft anzukurbeln und die Geldmenge zu erhöhen. Stimmt das?

Dazu muß man mal wissen, wie die Geldmengenausweitung in unserem Geldsystem funktioniert: Jede Geschäftsbank weitet die Geldmenge aus, wenn sie einen Kredit vergibt. Es ist nicht so, dass die Bank die Einlagen der Kunden verwendet, um diese dann zu verleihen. Die Sparquote ist völlig egal. Die Bank kann durch die Kreditvergabe Geld (Giralgeld) schöpfen. Alles was sie dazu braucht, ist eine Mindestreserve bei der EZB. Diese Mindestreserve beträgt 1% von der Kreditsumme. Die Bank hat also die Möglichkeit um den Faktor 100 zu hebeln. Allein diese Tatsache zeigt, dass die Liquidität wohl nicht das begrenzende Limit bei der Kreditvergabe sein kann. Da spielen andere Faktoren wie die Eigenkapitalquote eine stärkere Rolle. Aber auf die Eigenkapitalquote hat das Aufkaufprogramm keinen Einfluss. Die Bank kann übrigens auch Staatsanleihen als Mindestreserve bei der EZB hinterlegen. Für die Bank ändert sich durch das Aufkaufen eigentlich nichts, was die Liquidität für die Kreditvergabe verbessern würde. Die Liquidität der Banken war niemals der Grund für die Kreditklemme. Die Kreditklemme hatte ganz andere Gründe.

Die Banken haben jetzt aber Cash statt Wertpapieren. Sie werden jetzt natürlich mit diesem Cash auf den Finanzmärkten einkaufen, um Gewinn zu machen. Sie werden auch wieder frische Staatsanleihen kaufen, wozu sie ja von den Staaten gesetzlich genötigt werden. Das ist auch genau die Stossrichtung von Draghi: frisches billiges Geld für die maroden Staaten. Dazu erhofft man sich noch ein Anheizen der Inflation, um die Schulden weginflationieren zu können. Die Subvention des Finanzmarktes nimmt man dafür in kauf. Defacto ist das Anleihenkaufprogramm nämlich eine Subvention des Finanzmarktes. Die Börsen jubeln.

Von Inflation spricht man aber nur, wenn die Konsumgüter im Preis steigen. Steigen die Vermögensgüter im Preis (Vermögensgüterinflation) dann spiegelt sich das nicht in der Inflationsrate wieder. Eine Vermögensgüterinflation ist ein Vermögenszuwachs für die Anleger, also die Vermögenden. Bezahlen tun es die Geldhalter, weil die Kaufkraft des Geldes im Verhältnis zu den Vermögensgütern sinkt. Das Draghi Programm ist also eine Umverteilung von 1200 Milliarden Euro von den Geldhaltern zu den Vermögenshaltern und den Staaten. Von unten nach oben also.

Damit das Geld in der Realwirtschaft ankommt, müsste es nämlich über den Weg der Kreditvergabe in der Wirtschaft landen. Es wird natürlich auch zu einer Inflation der Konsumgüter kommen, sprich zu einem Ansteigen der Investitionen und Kredite. Das ist aber nicht Draghi geschuldet, sondern dem gefallenem Ölpreis. Dieser Ölpreis löst Investitionen aus. Diese durch den niedrigen Ölpreis ausgelösten Invests sind aber nur wirtschaftlich, wenn der Ölpreis auf diesem Niveau bleibt. Steigt der Ölpreis wieder, dann sind diese Invests wieder abzuwickeln. Wären die Invests nämlich auch bei höheren Ölpreis wirtschaftlich, dann wären sie ja bereits vorher, also bei höherem Ölpreis, ausgelöst worden.

Der Ölpreis wird steigen, und der Aufschwung wird ein Strohfeuer sein. Ressourcenverschwendung halt, weil die Ressourcen, welche jetzt in das billige Öl wandern eben nicht für andere, zukunftsträchtigere Projekte zur Verfügung stehen. Trotzdem werden wir Draghi in Kürze als Genie bewundern, weil die Wirtschaft wächst, die Inflation steigt.

Draghi manipuliert auch den Zinsmarkt für die Staatsanleihen mit dem Programm. Allein die Ankündigung des Aufkaufes lassen die Zinsen der Staatsanleihen ins Bodenlose sinken. So können sich Pleitestaaten wieder am Kapitalmarkt frisch eindecken. Dazu muß man aber wissen, dass Staaten Anleihen nicht zurückzahlen. Sie tilgen fällige Anleihen immer durch die Aufnahme von neuen Anleihen. Sie rollen also die Verschuldung vor sich her, in der Regel mit steigender Tendenz. Wenn jetzt Draghi sein Programm beendet, dann müssen die Staaten wieder normale Zinsen für die Anleihen zahlen. Der Finanzmarkt ist sehr realistisch in der Einschätzung der Lage. Er hat z.B. erkannt, dass Griechenland nicht fähig und willens ist, seine Schulden zurückzuzahlen. Das hat die Zinsen für die griechischen Staatsanleihen in die Höhe getrieben, und die Rettungsprogramme für Griechenland notwendig gemacht. Durch die Rettungsprogramme war es Griechenland wieder möglich, sich billig mit frischem Geld zu versorgen. Das Resultat dieser Politik können wir jetzt beobachten.

Durch die Möglichkeit der Verschuldung mit neuem billigen Geld wird der Spardruck und der Reformdruck von den Staaten genommen. Endet das Programm, dann haben die Staaten eine höhere Verschuldung, und damit ein grösseres Ausfallsrisiko. Das heisst, sie müssen am Finanzmarkt noch höhere Zinsen zahlen. Das können die Staaten aber nicht. Draghi muß dann sein Ankaufsprogramm zur Dauereinrichtung machen. Er hat damit ein neues Geld geschaffen: Der Schwundeuro. Zumindest haben wir dann das Griechenlandproblem gelöst, wir sind dann alle Griechenland.

Den Zusammenhang von fallenden Zinsen und steigenden Schulden erklärt übrigens Thorsten Polleit hier:

https://www.youtube.com/watch?v=UBZ03eKjH3w

Das Video ist aus 2012. Beachtenswert sind aber die Grafinken mit der Gegenüberstellung der Leitzinsen und der Verschuldung.
9  Local / Trading und Spekulation / Re: Der Aktuelle Kursverlauf on: March 12, 2015, 06:53:09 PM
ad Rakete:

Wir sprechen von völlig verschiedenen Dingen. Ich meine mit Zins einen Gleichgewichtszins nach Knut Wicksell. Dieser "natürliche" Zins wäre die Entsprechung der Zeitpräferenz.

Was wir heute unter Zins verstehen, hat mit einem natürlichen Zins nichts zu tun. Unser Geldsystem ist völlig verstaatlicht. Das Geld wird von einem Staatsmonpol produziert, dem Markt aufgezwungen (Zwangsgeld). Der Preis wird von einer zentralen Institution festgelegt (Leitzinspolitik der Zentralbanken). Die Menge wird ebenfalls planwirtschaftlich gesteuert. Was wir im Moment erleben, ist das Zusammenbrechen des Geldsozialismus. (Roland Bader). Nachdem die Planwirtschaft in der Realwirtschaft gescheitert ist, wird er nun auch in der Geldwirtschaft scheitern.

PS: Keiner kennt natürlich diesen Gleichgewichtszins. Er wäre aber ganz einfach feststellbar: Der Gleichgewichtszins ist jener Zins, welcher sich einstellen würde, wenn die Interventionen der Staaten zur Gänze beseitigt wären. Wenn es keine Zentralbanken gäbe, keinen Leitzins, die bestehende Geldmenge also unangetastet bliebe. Dann würde sich ganz spontan am Markt ein Zins einstellen. Natürlich würde die momentane Praxis der Geldschöpfung über den Kreditweg so nicht mehr funktionieren. Die Banken müssten wieder Risikovorsorge tragen, d. h. sie müssen eine entsprechende Mindestreserve halten, weil es keine Zentralbank gibt, welche sie mit unbegrenzter Liquidität versorgt. Die Gefahr eines Bankenruns wäre wieder aktuell. Der Preis, welcher sich unter diesen Bedingungen einstellt, dieser Preis wäre dann der Gleichgewichtszins und würde der Zeitpräferenz entsprechen.

Mit unserem Geldsozialismus hat das aber wirklich nichts zu tun.
10  Local / Trading und Spekulation / Re: Der Aktuelle Kursverlauf on: March 12, 2015, 04:49:41 PM
Die Bauer-Coins würde aber wohl nur er selbst akzeptieren.

Es würde sich immer der Coin durchsetzen, welcher die grösste Akzeptanz findet. Die grösste Akzeptanz findet jener Coin, welcher die glaubwürdigste Selbstbindung verspricht.

Wenn du zufällig der Eigentümer einer Goldmine bist, dann hast du Interesse, dass Gold als Tauschmittel akzeptiert wird. Aber dein Interesse entscheidet nicht darüber, ob sich Gold durchsetzt. Da sind dann andere Faktoren entscheidend: Ist es für die anderen Marktteilnehmer nachvollziehbar, dass dieses Gold wertbeständig ist? Wenn aus langjähriger Erfahrung erkennbar ist, dass Gold knapp ist, und dass die Gewinnung von Gold mit erheblichem Aufwand verbunden ist, dann kann das funktionieren. Es war nicht Zufall, dass sich Gold und Silber als Tauschmittel durchsetzen konnten, und nicht etwa Eisen. Das hatte seine Gründe. Und die Gründe lagen in der Knappheit. Die glaubwürdige Selbstbindung der Cryptocoins in der Mengenbegrenzung sind ein Wert an sich. Gold hat natürlich einen Wert als industrieller Rohstoff, aber dieser Rohstoffwert bestimmt nicht seinen tatsächlichen Preis. Sein Preis spiegelt einzig die Wertschätzung der Tatsache, dass Gold knapp ist.
11  Local / Trading und Spekulation / Re: Der Aktuelle Kursverlauf on: March 12, 2015, 03:56:37 PM
ad blueshoe

Inflation hat nichts mit Wirtschaftswachstum zu tun. Im 19. Jahrhundert hat es immer wieder inflationäre Phasen und deflationäre Phasen gegeben. Wachstum und Deflation passt zusammen. Das ist eine Aussage von Hülsmann. Tendenziell ist Deflation weniger schädlich als Inflation.

Wirtschaftswachstum kann auch mit sinkendem Ressourcenverbrauch funktionieren. Wir müssen nicht notwendigerweise auf Wachstum verzichten, wenn wir Ressourcen schonen wollen.

Der Sinn des Lebens besteht auch im menschlichen Handeln. Jeder Mensch handelt, er verfolgt Ziele, er hat Präferenzen.
Jeder Mensch hat zumindest das Interesse am Leben. Daraus folgt dann zwangsläufig das Interesse den eigenen Körper am Leben zu erhalten. Er hat Interesse sich mit Nahrung zu versorgen, mit Kleidung, und allem anderen dazu notwendigem. Diese Interessen zwingen ihn zum Handeln. Auch ein Eigentumsrecht lässt sich erkennen: Das Recht auf Eigentum am eigenen Körper. Wir empfinden uns als Verfügungsberechtigte unseres Körpers. Niemand käme auf die Idee, dass er nicht Eigentümer des eigenen Körpers wäre.

Wenn es aber ein Eigentumsrecht am eigenen Körper gibt, dann hat der Mensch auch Interesse am Eigentum an Mitteln, die notwendig sind, um diese Souverenität am Körper behaupten zu können. Eigentum erlangen kann man durch Inbesitznahme von Gütern, an denen sonst keiner Interesse hat. Gibt es genügend Mittel, dann wird es wohl auch keine Konflikte geben. Werden die Mittel knapp, dann wird es zwangsläufig Konflikte um die Verteilung der Mittel geben. Menschen werden dazu übergehen, im Zuge von freiwilligen Tauschhandlungen Eigentum zu tauschen. Nicht jeder muß dann zwangsläufig alles für seine Existenz notwendige selbst erzeugen. Er kann die Güter auch im Zuge von Tauschhandlungen erlangen. Dazu ist aber auch das Recht auf Eigentum notwendig. Ich kann nur tauschen, worüber ich das Verfügungsrecht besitze.

Eine komplexe Tauschwirtschaft kann sich aber nur entwickeln, wenn sich Geld als Tauschmittel etabliert. Geld ist somit ein Marktphänomen. Es hat sich spontan am Markt entwickelt. (Geldtheorie nach Carl Menger). Es hat einen langen Prozeß der Enteignung gebraucht, damit Geld zu dem wurde, was es heute ist. Ein Monopol des Staates, also ein Mittel des Rechtes. Durch das Geldmonopol hat der Staat ein Machtinstrument in der Hand. Papiergeld oder Fiatgeld könnte niemals spontan entstehen.

Machen wir ein Gedankenexperiment: Eine Gruppe von Menschen landet auf einer Insel. Es gibt reichhaltiges Angebot an Gütern. Nahrung ist genug vorhanden. Es gibt also ursprünglich keine Konflikte, jeder nimmt, was er glaubt zu benötigen. Es bilden sich unterschiedliche Begabungen. Einer kann besonders gut Schuhe erzeugen, ein anderer erweist sich als begabt im Hüttenbau. Ein Dritter ist ein besonders guter Jäger und seine Frau macht aus den Fällen gute Kleidung. Wieder ein anderer ist ein besonders guter Landwirt usw. Die Menschen beginnen, die Produkte zu tauschen, zum gegenseitigen Nutzen. Ein Tauschmittel, also Geld, kann sich entwickeln. Aber es muß zwangsläufig etwas sein, was knapp ist. Dadurch erhält es Wert. Es schafft Vertrauen. Es ist kein Zufall, dass sich auf der Welt Edelmetalle als Tauschmittel etabliert haben. Gold, Silber und Kupfer sind knapp. Die daraus geprägten Münzen hatten Wert. Der Wert ergibt sich aus dem Materialwert. Das Material hatte aufgrund der Knappheit einen Wert. Und es hat sich gezeigt, dass es sinnvoll ist, ein Tauschmittel zu verwenden. Jetzt muß man nicht mehr Eier gegen Schuhe tauschen, sondern man kann gegen Goldmünzen tauschen, die dann auch wieder gegen andere Güter getauscht werden. Die Menschen lernen, diesen Goldstücken zu vertrauen, weil jeder ihren natürlichen Wert akzeptiert, der sich aus der Knappheit der Ressource ergibt. Soweit so gut.

Jetzt taucht ein neuer Mensch auf. Nennen wir ihn Draghi. Er hat eine geniale Idee: Er erzeugt bedrucktes Papier. Und er versucht die anderen davon zu überzeugen, dass dieses Papier wertvoll ist. Wenn wir alle daran glauben würden, so sagt er, dann könnte es funktionieren. Und wir könnten das Gold dazu verwenden, unseren Frauen schönen Schmuck zu erzeugen. Als Tauschmittel würden wir es nicht mehr brauchen. Draghi kann und will uns aber nicht sagen, wieviele dieser bedruckten Scheine er zu erzeugen gewillt ist. Das läge in seinem Ermessensspielraum, sagt er. Und es wäre für uns alle gut, dass wir das akzeptieren, er würde nämlich versuchen, dieses Geld wertbeständig zu gestalten. Zumindest würde er den Wertverlust auf 2% einzugrenzen versuchen.

Frage: Würde der Rest der Menschen auf dieses Angebot einsteigen? Würde der Bauer seinen Schweiß vergießen, um seine Kartoffel gegen die Draghi-Papierscheine zu tauschen?
12  Local / Trading und Spekulation / Re: Der Aktuelle Kursverlauf on: March 12, 2015, 01:21:49 PM
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Was soll man da diskutieren? Irgendwann fällt die Kaufkraft und dann wird wieder gearbeitet.

Ludwig von Mises hat in den 20er Jahren das Scheitern des Sozialismus vorausgesagt. Warum?

Weil im Sozialismus keine Kostenrechnung möglich ist. Welche Funktion hat denn der Preis in einer freien Wirtschaft?
Der Preis führt letzten Endes zu einer effektiven Ressourcenverteilung. Eine Ressource ist knapp. Deshalb hat sie einen Preis. Ist ein Wirtschaftsgut nicht knapp, sondern unbegrenzt verfügbar, dann bildet sich keine Nachfrage und kein Preis. Luft zum Beispiel wird in zahlreichen Produktionsprozessen gebraucht, ist aber nicht kanpp, und hat aus diesem Grund keinen Preis. Der Preis spiegelt also die Knappheit eines Wirtschaftsgutes. Wird das Wirtschaftsgut knapper, dann erhöht sich der Preis. Das führt dann dazu, dass dieses Wirtschaftsgut in den Produktionsprozessen dorthin wandert, wo es am schwersten austauschbar ist. Dort, wo es durch preisgünstigere Alternativen ausgetauscht werden kann, wird es auch ausgetauscht. Der Preis regelt in einer Marktwirtschaft die Ressourcenverteilung und verhindert ein Verschwenden der Ressourcen.

Im Sozialismus sind alle Produktionsgüter im Eigentum des Staates. Es gibt keine private Nachfrage nach Produktionsgütern, und damit auch keine Preisbildung. Ein staatlicher Unternehmer weiss deshalb auch nicht, welche Form der Produktion am meisten Sinn macht. Er fischt immer im Trüben. Das führt zwangsäufig zur Ressourcenverschwendung und zur Verarmung. Diese Erkenntnis hatte Mises in den 20er Jahren, als der Sozialismus als die zukunftsträchtigste Wirtschaftsform galt. Er hat Recht behalten.

Was ist nun der Preis des Geldes? Warum hat Geld überhaupt einen Preis? Der Zins spiegelt die Zeitpräferenz wieder. Wenn ich auf einen Konsum bewusst verzichte, und diesen Koonsum für den Zeitraum eines Jahres verschiebe, dann hat dieser Konsum in einem Jahr für mich einen geringeren Wert als der sofortige Konsum. Dieser Wertverlust ist der Zins. Wenn ich jemenden Geld verleihe, und er verspricht mir, dieses Geld in einem Jahr zurückzugeben, dann werde ich eine Abgeltung für meinen Konsumverzicht verlangen. Der Zins ist der Wert der Zeitpräferenz. Je mehr Geld ich besitze, desto leichter wird mir dieser Konsumverzicht fallen. Der Zins wird niedriger. Je knapper die Ressource Geld ist, desto teurer wird es.

Wie kann Geld verwendet werden: Grundsätzlich gibt es zwei Formen der Verwendung: Kauf kurzlebiger Verbrauchsgüter (Konsumgüter) oder Sparen. Beim Sparen unterscheidet man zwischen Horten und Investieren. Geld kann also verkonsumiert oder gespart werden. Ist die Sparquote, also das Geldangebot hoch, dann sinkt er Preis, ist die Sparquote niedrig, dann steigt er. Umgekehrt verhält es sich mit der Konsumquote. Je mehr konsumiert wird, desto weniger Geld ist für Investitionen vorhanden, und desto höher wird der Zins. Dieser hohe Zins ist natürlich ein Anreiz für Konsumverzicht und Sparen. Dadurch wird die Sparquote wieder steigen, die Zinsen fallen, der Anreiz verringert sich usw. Der Preis des Geldes steuert also die Konsum- und die Sparquote einer Volkswirtschaft. Diesen Preis würde mam Gleichgewichtszins nennen. Diesen Gleichgewichtszins gibt es in unserem Geldsystem nicht, weil unser Geldsystem planwirtschaftlich organisiert ist. Der Leitzins wird von Zentralbanken festgelegt, und ist kein Marktphänomen. Dieser Leitzins ist zwangsläufig falsch. Ist er zu niedrig, dann löst er Investitionen aus, welche bei vorhandener Ressourcenlage nicht beendet werden können. Er führt zur Ressourcenverschwendung, weil zahlreiche dieser Investitionen wieder abgewickelt werden müssen.

Kann eine Geldvermehrung den Wohlstand erhöhen? Nein. Aus Sicht der klassischen Ökonomie ist die Menge des Geldes für den Wohlstand der Volkswirtschaft irrelevant. Der Wohlstand hängt allein von der Güterausstattung der Volkswirtschaft ab. Eine Geldvermehrung führt immer zu einer Bereicherung einiger auf Kosten anderer, also zu einer Umverteilung. Ein Wohlstandszuwachs ist nicht möglich. Jene, welche das neu geschaffene Geld zuerst erhalten, können natürlich noch zu unveränderten Preisen einkaufen, jene, welche das Geld später erhalten, müssen bereits zu inflationierten Preisen einkaufen (Cantillon-Effekt). Eine Geldmengenausweitung ist also immer eine Umverteilung von den späteren Geldnutzern zu den früheren Geldnutzern.

Wenn die Geldmenge aber gundsätzlich irrelevant ist, dann würde ja auch eine fixe Geldmeng genügen, welche sich nicht vermehren lässt. Und das ist der Bitcoin. Er ist auf die maximale Menge von 21 Millionen begrenzt. Bei steigendem Wirtschaftswachstum hat eine fixe Geldmenge natürlich immer einen deflationären Charakter. Und nach Meinung der Keynesianer ist das die grösste Katastrophe. Deflation führe bekanntlich unweigerlich in die Deflationsspirale, und damit in den Untergang.

Hülsmann zeigt auf, dass das nicht so ist. Er erklärt, warum eine deflationäre Phase in einem Klima der Dauerinflation katastrophal enden muß. Aber er erklärt auch, dass es eben die Dauerinflation ist, bzw. das künstlich geschaffene Klima dieser Dauerinflation, welche die Ursache für den deflationären Untergang ist. Gibt es von vorneherein kein planwirtschaftlich organisiertes Geld, dann fehlt natürlich auch die Möglichkeit einer Geldmengensteuerung, und damit auch die Möglichkeit einer planwirtschaftlichen Dauerinflation. Ob dieses Geld dann deflatinär ist oder inflationär ist unter diesen Umständen nicht mehr bedeutend. Die Wirtschaft wird sich auf dieses Geld einstellen. Gibt es einen Wettbewerb an Geld, dann wird sich jenes Geld durchsetzen, welches am besten geeignet ist. Diese Gelder sind dann marktwirtschaftlich erzeugt, und unterliegen auch dessen Bedingungen. Was es aus Sicht der Österreichischen Schule der Nationalökonomie braucht, ist also ein Wettbewerb der Gelder.

Diese wirtschaftliche Denkschule ist also die theoretische Grundlage für die Notwendigkeit von Cryptocoins. Nicht mehr  und nicht weniger.
13  Local / Trading und Spekulation / Re: Der Aktuelle Kursverlauf on: March 12, 2015, 11:07:06 AM
Das ist jetzt eine Diskussion die mit dem Kursverlauf des Bitcoins nichts zu tun hat.

Trotzdem ist es eine hochinteressante Thematik. Ich kann nur jedem empfehlen, sich mit den geldtheoretischen Grundlagen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie zu befassen. Es gibt einen "Österreicher", nämlich Prof. Guido Hülsmann, der sich intensiv mit dieser Thematik befasst.

Ich schlage vor, dass wir hierzu einen eigenen Thread eröffnen. Was das ganze mit Bitcoins zu tun hat?

Cryptocoins sind die Lösung der monetären Konjunkturtheorie der Österreicher. Diese Denkschule ist eigentlich die ideologische Grundlage für die Bitcoindiskussion.

Hier mal einige Videos von Hülsmann:

https://www.youtube.com/watch?v=37J7d5DC3tI
https://www.youtube.com/watch?v=5EMfSx0WCkM
https://www.youtube.com/watch?v=O1A0RiJpN5w&list=PLFB8A751BF3356474
https://www.youtube.com/watch?v=sV0OcvylweM

Eine Buchempfehlung:

Die Krise der Inflationskultur. Geld, Finanzen und Staat in Zeiten der kollektiven Korruption. Jörg Guide Hülsmann. FBV Verlag, Edition Lichtschlag.

Weitere Österreicher sind: Thorsten Polleit, Phillip Bagus.
Ein Philsoph: Hans Hermann Hoppe.

Einfach bei Youtube googeln.

Achtung: Diese Videos könnten ihr Welbild verändern.
14  Local / Presse / Re: [2015-03-09] Spiegel: Parallelwährung: Bitcoins für Griechenland on: March 10, 2015, 02:20:57 PM
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Trotz dieser schlechten Erfahrungen gibt es rechtskonservative Wirtschaftsideologen, die deflationäre Systeme befürworten. Wenn es jemals eine ökonomische Clique geben wird, die Bitcoin als die Währung der Zukunft sieht, dann sind es Ökonomen aus dieser Ecke.

Soll das jetzt ein Versuch sein Bitcoin in die rechte Ecke zu stellen?

Hier gehts um die Diskussion unter Ökonomen. Es gibt Vertreter der österreichischen Schule der Nationalökonomie, welche gegen den Mainstream argumentieren. Aus deren Sicht ist eine Deflation nichts grundsätzlich Schlechtes. Diese Vertreter sind Rechtsliberale, das hat mit Rechtsextremismus überhaupt nichts zu tun. Ludwig von Mises ist der Begründer dieser Denkschule, August Friedrich von Hayek einer seiner prominentesten Vertreter.

Genau aus dieser Schule kommen die Argumente für den Bitcoin. Jeder der wirtschaftlich interessiert ist, und wirtschaftswissenschaftliche Unterstützung für die Bitcoinökonomie brauchen, sollte unbedingt mal die Videos von Thorsten Polleit, Phillip Bagus, Guido Hülsmann, Hermann Hoppe schauen. Die Geldtheorie der Österreicher braucht genau das: eine privates, dezentral organisiertes, wettbewerbliches Geldsystem.

Ich bin verwundert, dass hier noch nicht zusammengefunden hat, was so offensichtilich zusammengehört.

Hier ein paar Videos:

https://www.youtube.com/watch?v=bmueYj-peKA
https://www.youtube.com/watch?v=Unmnnms3euw
https://www.youtube.com/watch?v=5NRmTuZ_kec
https://www.youtube.com/watch?v=BQyB45_XFc0
https://www.youtube.com/watch?v=37J7d5DC3tI
https://www.youtube.com/watch?v=HMGDcdtO2Gg
https://www.youtube.com/watch?v=ybFiX3m-wdU
https://www.youtube.com/watch?v=n3CVVy-FN-U


Das sind nur einige Videos. Die Konjunkturtheorie der Österreicher, auch bekannt unter der monetären Krisentheorie der Österreichischen Schule der Nationalökonomie hat die Finanzkrise vorhergesagt, sie hat sie erklärt, und sie erklärt auch, warum diese nicht beendet ist. Hochinteressant für jene, die sich für Wirtschaft interessieren, und abseits von Keynes Antworten finden wollen. Das Ludwig von Mises Institut veranstaltet jedes Jahr ein Seminar mit Vorträgen. Eigentlich unverständlich, warum dort noch niemals von Bitcoins gesprochen wurde. Bitcoins sind der fehlende Link, die Antwort auf die Fragen der Österreicher.
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