Friedrichshafen. Eher zufällig ist der Kriminalpolizei Friedrichshafen in Kooperation
mit dem LKA Stuttgart ein Schlag gegen die internationale Geldwäsche mit sogenannten
"Bitcoins" gelungen, einer virtuellen Währung welche lediglich im Internet
verfügbar ist und häufig für illegale Zwecke genutzt wird.

Ganz offensichtlich betrieben zwei Jugendliche im Alter von 17 und 19 von Friedrichshafen
aus eine Art "Wechselstube" für digitale Währungen, wobei sie deutschlandweit
operierten, ihre Kunden wie offiziell zugelassene Banker trafen und lukrative Tausch-
geschäfte abschlossen. Sie werden verdächtigt neben Steuerhinterziehung insbesondere
Geldwäsche in Millionenhöhe betrieben zu haben und kriminelle Gemeinschaften und
Vereinigungen in ganz Europa zu unterstützen. Bei einem Treffen gerieten sie auch an
mehrere Personen, die im Verdacht stehen, als Mitglieder eines organisierten Kinderporno-
graphie Ringes zu fungieren und seit längerer Zeit unter Beobachtung stehen - zum Glück der
Ermittler; denn so konnten entsprechend auch die Finanziers ausfindig gemacht werden -
und wechselten den ominösen Gestalten mehrfach im Raum Ulm "Bitcoins" zu
barem Geld, ohne jedoch Identitätsdaten zu erfassen oder die Herkunft der Geldmittel
zu klären, wozu beispielsweise ein seriöses, legal agierendes Geldinstitut gemäß
Geldwäschegesetz (GWG) verpflichtet wäre.

Bei dem vorerst letzten Treffen am gestrigen Mittwochnachmittag in einem Neu-Ulmer
McDonalds-Restaurant wurde ein 17-jähriger Jugendlicher von zwei Ermittlern
des LKA Stuttgart bei dem Tauschvorgang beobachtet, anschließend
gelang der Zugriff. Der heranwachsende windige Unternehmer ließ
sich widerstandslos abführen. Sein mutmaßlicher Komplize
wurde kurz darauf in seinem Elternhaus in FN verhaftet. Beide sind am
heutigen Morgen dem Haftrichter vorgeführt worden und befinden sich
derzeit in Untersuchungshaft aufgrund einer erhöhten Flucht-
und Verdunklungsgefahr. Bei den angeordneten Hausdurchsuchungen wurde
Bargeld in sechsstelliger Höhe, Kreditkarten und mehrere Computer
sowie Datenträger beschlagnahmt. Eine erste Befragung und Sichtung der
verfügbaren Informationen eröffnete erst das ganze Ausmaß
dieser Geschäfte. Jetzt wird ermittelt, inwieweit die Verdächtigen
von den kriminellen Aktivitäten ihrer "Geschäftspartner"
gewusst und möglicherweise sogar aktiv Kriminelle für ihre
Dienstleistungen angeworben haben. Auf einer Plattform sollen sich beide als
"größten anonymen Bitcoin-Auszahlungs-Service Europas"
angepriesen haben. Es wird nun auf eine vollständige Auswertung der
konfiszierten Datenträger gewartet, um weitere Details in diesem Fall
zu sichten. Den beiden Verdächtigen drohen bei einer Verurteilung
Haftstrafen von bis zu 5 (Jugendstrafrecht) bzw. 8 Jahren. Laut Staatsanwalt
Heiner Baumann sei es "das größte Kapitalverbrechen mit internationalem
Ausmaß in Friedrichshafen, dass jemals von solch jungen
Menschen begangen wurde".