Das Hoffen der Bitcoin-Fans geht weiter. Ende Februar steht eine wichtige Entscheidung der amerikanischen Börsenaufsicht SEC an.
Für Bitcoin-Enthusiasten waren die vergangenen Wochen kein Vergnügen. Einige Wochen lang dümpelte der Preis der Kryptowährung bei dünnen Handelsvolumina in einem Korridor von ungefähr 6300 bis 6500 $ vor sich hin. Mitte November kam ein Absturz auf 3550 $, bevor der Kurs vorübergehend wieder auf über 4000 $ stieg. Unterdessen ist der Preis auf unter 3400 $ gefallen.
Die kurze Erholung Ende November ist für Skeptiker ein «Dead Cat Bounce», ein letztes Aufbäumen, während die Bitcoin-Fans dies als Erholungsversuch der Kryptowährung sehen, weil sie «unterbewertet» sei. So zeigte sich Bitcoin-Guru Tom Lee Ende November unverdrossen optimistisch; er war überzeugt, dass der Bitcoin bis zum Jahresende auf 15 000 $ steigt. Dabei hatte er das Kursziel dramatisch reduziert; zuvor sah er den Jahresendpreis bei 25 000 $.
Trotz solchen Prognosen ist es für Bitcoin-Fans nicht leicht, den bisherigen Optimismus zu bewahren. Mittlerweile sind zahlreiche vertiefte Betrachtungen zum Bitcoin publiziert worden, die auf dessen innere Widersprüche hinweisen. So hat sich der Blog der Bank of England mit der Kryptowährung beschäftigt und zählt sieben Punkte auf, die für diese «tödlich» sein könnten.
Darunter etwa der Umstand, dass Netzwerkeffekte nicht voll zum Tragen kommen. Wenn viele Leute Bitcoin für Zahlungen nutzen, hat das zur Folge, dass es technologiebedingt zu Staus und Verzögerungen im Netzwerk kommt. Damit gilt für Bitcoin in einem zentralen Punkt nicht, was für andere Netzwerke gilt: dass die Vorteile mit der Anzahl der Nutzer wachsen.
Hoffen auf den Bitcoin-ETF
Viele Hoffnungen auf ein deutliches Anziehen des Bitcoinpreises ruhen daher auf der möglichen Zulassung eines Bitcoin-ETF in den USA. Sogar JP Morgan geht davon aus, dass dies zu einem erheblichen Preisanstieg führen würde. Insbesondere ein gemeinsamer ETF der beiden Unternehmen VanEck und SolidX steht im Fokus, weil er so konstruiert ist, dass er Bitcoin tatsächlich erwirbt; die anderen ETF, die eine Zulassung suchen, wollen den Preis mittels Derivaten abbilden.
Zuständig für die Zulassung ist die US-Börsenaufsicht SEC, die sich aber bisher zu keiner definitiven Entscheidung durchringen konnte. Letzte Woche hat die SEC ihr Votum zum nun letzten Mal vertagt, ein weiterer Aufschub ist nicht möglich. Der endgültige Stichtag ist der 27. Februar 2019. Spätestens dann haben Bitcoin-Enthusiasten also einen Anhaltspunkt, ob es durch eine ETF-Zulassung zu einem Preisrally kommt. Anhaltspunkt deshalb, weil ein ablehnender Entscheid noch nicht das Ende der Hoffnungen bedeuten würde, denn er könnte angefochten werden.
Die erneute Vertagung löste unterschiedliche Reaktionen in der Bitcoin-Gemeinde aus. Einige Fans sind enttäuscht, dass die Unsicherheit anhält, andere bleiben optimistisch. Sie sehen die Vertagung als positives Omen. Das Argument: Wenn die SEC einen Bitcoin-ETF als mit den Regulierungen völlig unvereinbar ansehen würde, hätte sie bereits negativ entschieden.
Um die Richtung des Verdikts im Februar abzuschätzen, spüren derweil manche Bitcoin-Analytiker der personellen Zusammensetzung der Kommission nach, die über die Zulassung der Bitcoin-ETF entscheidet. Im Sommer hatte die Kommission bereits negativ über einen anderen Bitcoin-ETF entschieden: Ein Kommissionsmitglied war für die Zulassung, drei waren dagegen. Allerdings hat sich die Zusammensetzung unterdessen geändert. Die Demokratin Kara Stein wurde durch den Republikaner Elad Roisman ersetzt. Das könnte die Chancen auf eine Zulassung erhöhen.
Suche nach positiven Szenarien
Die Konstellation bei der Abstimmung im Sommer war folgende: Die beiden Demokraten hatten gegen die Zulassung gestimmt, eine Republikanerin dafür. Der Vorsitzende, Jay Clayton, war von den Republikanern nominiert worden, wird aber als unabhängiges Kommissionsmitglied geführt. Clayton hätte mit einem positiven Votum zu einer Pattsituation in der Kommission geführt, die Entscheidung wäre dann 2:2 gewesen. Deshalb, so eine Interpretation, habe er sich notgedrungen zu einem Nein-Votum entschlossen, was im 3:1-Votum gegen die ETF-Zulassung resultierte.
Mittlerweile hat sich die Konstellation aber geändert, und die Bitcoin-Fans hoffen auf das folgende Szenario: Die Republikanerin Hester Peirce hatte bei der Entscheidung im Sommer für eine Zulassung gestimmt, ihr demokratischer Kollege Robert Jackson dagegen. Die Vermutung ist, dass diese beiden ihre Meinung nicht ändern und im Februar 2019 wie zuvor votieren. Das neue Mitglied, der Republikaner Roisman, gilt als möglicher Befürworter.
Wenn Roisman für die Zulassung stimmt, stünde es 2:1, und der Vorsitzende Clayton hätte dasselbe Problem wie bei der früheren Abstimmung, aber mit umgekehrten Vorzeichen. Entscheidet er sich gegen die Zulassung, kommt es zu einem Patt. Um das zu vermeiden, so hoffen manche Bitcoin-Fans, wird er seine Meinung ändern und für eine Mehrheit von 3:1 für den Bitcoin-ETF sorgen.
Allerdings gibt es auch Experten, die in Bezug auf die Zulassung deutlich skeptischer sind. Jake Chervinsky, ein bekannter Rechtsexperte in der Krypto-Community, sieht im Moment nur geringe Chancen auf einen Erfolg für die Antragsteller. Seiner Meinung nach liegen sie bei nur 10%. Die Vertagung gibt den Unternehmen allerdings noch etwas Zeit, um die Vorbehalte der SEC zu zerstreuen. Hauptsorge der Regulierungsbehörde ist die Gefahr von möglichen Marktmanipulationen bei den Bitcoin-Preisen, auf die sich der ETF stützen muss.
Chervinsky geht jedoch davon aus, dass die beteiligten Akteure ihre Chancen bis im Februar durch entsprechende Massnahmen noch steigern können. Aber werden diese Massnahmen ausreichen, um die Zulassung zu erreichen? Die Antwort passt zum Bitcoin: Es darf weiterhin spekuliert werden.
Quelle:
https://www.nzz.ch/finanzen/fonds/bitcoin-kommt-im-februar-die-euphorie-zurueck-ld.1444904