Ich sehe es eher so: im Zuge der FinTech-Welle der vergangenen Jahre haben sich leider zahlreiche Pseudo-Direktbanken gebildet, die in Wahrheit eher kleine Webdesign-Buden sind, die eine Schnittstelle irgendeiner anderen Bank nutzen.
Diese Pseudo-Banken locken zunächst mit günstigen Kontoführungsgebühren und unkomplizierter Abwicklung, können das aber nur, weil sie selbst glauben, sie könnten alles irgendwie billiger, besser und schneller automatisch per AI API Algorithm App, oder kurz gesagt "Magic", erledigen.
Irgendwann stellen sie dann fest, dass der Gesetzgeber in seiner unendlichen Weisheit das so nicht vorgesehen hat, und stattdessen dann doch die händische Bearbeitung zahlreicher Vorgänge verlangt, was natürlich in der ursprünglichen Kostenrechnung des Startups so nicht vorgesehen war. Also steht das FinTech dann ganz konkret vor dem Problem, dass es zahlreiche Kunden hat, die zwar hohe Kosten verursachen, aber irgendwie auch kein Geld reinbringen.
Der Absatz bringt den Kern des Problems, welches wir aktuell im Bankengeschäft sehen, haarscharf auf den Punkt. In den letzten Jahren sind Onlinebanken wie die berüchtigten Pilze aus dem Boden geschossen. Deren einziges Geschäftsmodell scheint nach wie vor "billig" zu sein und gleichzeitig Spesen über Bankomatbehebungen, Kreditkarten und co. abgreifen zu können. Ist ja prinzipiell auch ok und legitim. Man darf sich von solchen Banken mit normalerweise einer handvoll Mitarbeiter jedoch weder Support (dafür sind einfach (zu) wenig Ressourcen vorhanden) noch großartig Kulanzen in Schadensfällen oder eigenverschuldete Probleme erwarten, dafür ist dann meistens doch sehr knapp kalkuliert um die Preise überhaupt anbieten zu können. Dass dann auch zusätzlich wenig Spielraum für das klassische Beratergeschäft bleibt und ich mich in Supportfällen an eine Mailadresse wenden und auf Rückmeldung hoffen muss, darf leider auch nicht verwundern.
Ein großes Problem, welches diese Banken jetzt aber trifft ist die Tatsache, dass Gesetze und Regulatorien für Banken (bzw. Unternehmen mit Banklizenzen) drastisch verschärft wurden. Das fängt bei DSGVO an, geht über PSD2 bis eben jetzt hin zu ALM5 und co. All diese Vorgaben kosten immense Summen in der Umsetzung, bei Verstößen oder Entwicklungsverzug fallen zudem empfindlich hohe Strafen an. Auch werden diese Unternehmen regelmäßig (mehrmals jährlich) geprüft, kommt es da zu Missständen drohen neben Strafen auch Lizenzentzüge. Erst im Mai 2019 hat bspw. die Bafin N26 gerügt, weil diese bspw. Pflichten bei Geldwäsche-Kontrollen nicht ordnungsgemäß einhalten konnten (
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/n26-bank-probleme-1.4457751). Im Falle von trendigen Online-Banken trifft dann leider doch "you get what you pay for" oftmals zu, merkt man leider eben dann erst, wenn man auf schnellen Support, direkten Kontakt oder Kulanz angewiesen ist.