wenn man wegen 3 oder 4 Euro Hungern muss aber unbedingt 2 Konten haben will läuft eigentlich grundsätzlich was schief im Leben.
Nochmal der Hinweis, in meinen Augen "läuft etwas schief" in deinem Verständnis.
1. es gibt arme Menschen.
2. diese Menschen haben Rechte.
3. zu diesen Rechten, so will es das Gesetz, gehört die "normale" Lebensführung.
4. d.h. auch ein armer Mensch soll grundsätzlich in der Lage und befähigt sein, die selben Gestaltungsspielräume seiner eigenen Lebensführung zu haben wie ein Reicher.
5. wenn nun zur "normalen" Lebensführung auch gehört, dass zwei Menschen, die sich aus freien Stücken entschieden haben, gemeinsam zu leben, dennoch eine getrennte Kontoführung wünschen, so ist dieses Recht nicht einzuschränken.
Ist das jetzt so verständlich?
Es steht uns frei, die Gesetze zu ändern.
Es steht uns frei, in Zukunft zu bestimmen, dass arme Menschen aufgrund ihrer Armut auch in ihren Rechten eingeschränkt sein sollen.
Solange wir die Gesetze aber nicht ändern, haben wir (und damit ist natürlich letztlich der Staat gemeint) dafür zu sorgen, dass diese Rechte nicht bloß "graue Theorie" sind, sondern auch in der realen Lebenswirklichkeit der Menschen verwirklicht werden können.
Dieses System, das du hier fundamental in Frage stellst, nennt sich Rechtsstaatlichkeit.
Über solche Grenzfälle zu diskuttieren ist müsssig.
Das kann man so sehen, nur läuft man dann Gefahr, große Teile der Bevölkerung zu marginalisieren.
Der Eine ist "Grenzfall", weil er schwul ist, der Zweite ist "Grenzfall", weil er Moslem ist, der Dritte wird kraft Körperbehinderung zum "Grenzfall", der Vierte aufgrund fortgeschrittenen Alters und Demenz, der Fünfte ist Veganer, der Sechste konsumiert zum Privatvergnügen Hanfprodukte, der Siebte ist Alleinerziehend, der Achte ist Extremsportler, der Neunte ist Bitcoiner, und so weiter und so fort.
"Zehn kleine Negerlein" zu spielen ist sicherlich nicht die Antwort, die wir in einer pluralistischen Gesellschaft auf die Diversität ebendieser bereit haben sollten.
Nicht zu 100% dem Durchschnitt zu entsprechen, ist nachgerade charakteristisch für beinahe jedes einzelne Mitglied unserer Gesellschaft.
Und solche Grenzfälle dann als Grundlage für die Ausgestaltung des Marktes zu nehmen ist einfach Blödsinn.
Einen Thread nicht einmal zu lesen, ohne darauf zu antworten, ebenfalls.
Niemand hier im Thread hat ernsthaft das Recht der ING bestritten, den hier vorliegenden Schritt zu machen:
Natürlich ist es gerechtfertigt, und es steht der ING sicher frei, Kontoführungsgebühren oder was auch immer zu erheben.
Wir haben nur unser Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, dass dies eben jene härter treffen wird, die es ohnehin oft schwerer haben.
Wer also nur Sozialhilfe bekommt, [...] der rumsitzt und es schafft in Zeiten der Vollbeschäftigung weiterhin keiner Arbeit nachzugehen, weil er sich zu fein dafür ist.
So leid es mir tut, ich muss hier erneut darauf verweisen, dass dieses gern kolportierte Vorurteil auf die breite Masse der Empfänger von staatlicher Unterstützung nicht zutrifft.
Und umgekehrt trifft es auf die "Reichen", wie weiter oben erwähnt, sehr wohl in Teilen zu.
Wir leben also in einer Gesellschaft, in der es "oben" ein paar "Schmarotzer" gibt, und sicherlich auch "unten" (das bestreite ich nicht, obwohl es weit weniger meiner persönlichen Erfahrung entspricht).
Dass hierbei ausgerechnet auf den "Schmarotzern" von "unten" herumgehackt wird, finde ich insofern überraschend, als sie sicherlich deutlich weniger Kosten verursachen, und ich finde es ziemlich erbärmlich, wenn der deutsche Michel sich offensichtlich dazu hergibt, lieber auf Schwächere einzutreten als nach "oben" einmal klare Kante zu zeigen.