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Author Topic: Neue Altcoins: Alternativen zum Premine  (Read 127 times)
d5000 (OP)
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August 31, 2022, 12:02:09 PM
Last edit: September 05, 2022, 05:09:40 PM by d5000
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 #1

Einen neuen Coin aufzulegen, bedeutet in den meisten Fällen viel Arbeit, wenn man nicht einfach nur einen existierenden klonen will. Viele Coinprojekte setzen daher spätestens seit Ethereum auf Mittel wie Premine und Dev-Fees, also einfach im Genesis Block einige Coins für "das Team" zu reservieren oder per Protokoll von den Blockrewards abzuzweigen, um die Kosten zu tragen. Es sind etwa seit ca. 2019 kaum noch neue nicht-pregeminte Altcoins entstanden.

Das Problem ist beim Premine, dasss damit die Dezentralität beeinträchtigt wird. Außerdem gibt es auch eine rechtliche Diskussion (MiCa, Security oder nicht Security ...) bei der ein nicht-pregeminter Coin Vorteile hat.

Ich dachte, ich mach mal einen Thread auf um Alternativen zum Premine für "neue Coins" zu sammeln. Vielleicht kennt jemand noch weitere Modelle.

1. Einfach selbst am Anfang minen

Ist sicherlich die einfachste Alternative zum Premine. Problem: es entstehen Kosten. Man kann natürlich versuchen, den Launch zu "verschleiern" (sog. "Instamine") und erstmal alleine fast für lau zu minen, was aber als genauso problematisch wie ein Premine gilt. Eine Alternative ist, den Coin-Launch "herunterzuspielen" (ein bekanntes Beispiel war Steem im Jahr 2016, siehe das Announcement, das bekanntermaßen später als Social-Media-Blockchain zu den Top-Coins aufstieg), also das Announcement bewusst uninteressant gestalten, und danach erst "die großen Pläne" zu enthüllen. Die zweitere Möglichkeit ist zwar ethisch ebenfalls umstritten, rechtlich sollte sie aber problemlos machbar sein. Denn es besteht keine Pflicht, einen neuen Coin in den höchsten Tönen zu bewerben. Vielleicht ist ein guter Mittelweg der, dass man den Coin ehrlich präsentiert, aber erst mal auf Marketing verzichtet.

2. Toten Coin aufkaufen und ggf. hard/softforken

Es gibt eine Menge Coins, die heute praktisch wertlos sind. Darunter sind auch einige ohne Premine, besonders bei der ersten Altcoinwelle 2013/14 kann man hier fündig werden. Von diesen Coins lässt sich mit geringen Kosten ein substanzieller Teil kaufen oder minen - der ähnlich groß wie ein "akzeptabler Premine"* sein kann. Besonders wenn der Coin auch gar keine richtige Community mehr hat, ist es meist problemlos möglich ihn mit neuen Merkmalen auszustatten und einen Hard/Softfork zu veranstalten.

3. Coin mit Token-System starten, Token ICO zur Finanzierung verwenden

Viele Coins bieten heute schon die Voraussetzungen mit, um einfach auf der Blockchain Tokens zu erstellen. Da liegt es nahe, den Coin selber "ohne Premine" zu launchen, aber dafür einen ICO des Tokens zu veranstalten. Ein Problem kann allerdings darin bestehen, den Token "werthaltig" zu gestalten, ohne ihn wiederum in das System des Coins zu integrieren. Man muss also in der Regel zusätzliche Dienste anbieten, für die der Token verwendet werden kann. Insofern nicht für alle Coins eine Alternative.

4. Hardfork im Style von BCH

Eine vierte Möglichkeit könnte es sei, einen bestehenden, nicht premined Coin wie Bitcoin zu forken, also ab einer bestimmten Blockheight mittels Hardfork eine eigene Chain zu generieren. Dies war 2017/18 eine sehr populäre Methode. Problem: man bringt oftmals die Community des geforkten Coins gegen sich auf, auch gibt es, wenn der alte Coin populär war, am Anfang viel Verkaufsdruck von Haltern, die den Fork "nutzen" wollen. Außerdem: Auch hier enstehen Kosten, zumindest vorübergehend (also spätestens kurz vor dem Fork) müsste man einen Teil des bestehenden Coins aufkaufen - danach kann man ihn allerdings wieder verkaufen. Lohnt sich also am ehesten für Entwickler, die sowieso schon Wale bei BTC oder auch LTC/Monero/etc. sind. Imo keine besonders gute Methode, die anderen sind vorzuziehen.

5. Finanzierung durch Spenden (danke CoinEraser)

Man könnte einfach Spenden für das Projekt eintreiben. Damit wäre man auf der sicheren Seite, was das Rechtliche (Security-Diskussion etc.) angeht. Nachteil ist eine Abhängigkeit von den Spenden, so dass für eine sichere Finanzierung dieses Modell mit anderen Mechanismen kombiniert werden könnte.

6. Freiwillige Dev-Fee (danke CoinEraser)

Eine Variante der Spendenfinanzierung könnte sein, wenn man (in Absprache mit der Community) in die Referenzimplementierung, also die "offizielle" Wallet-App, die Möglichkeit einbaut, den Entwicklern entweder von den Transaktionsgebühren oder den Blockrewards einen Teil freiwillig abzugeben. Solange dies nicht per Protokoll "enforced" wird, ist dies eine legitime Finanzierung ohne Premine.

7. Testnet vor dem Mainnet des Coins freischalten (danke 1miau)

Vor dem Mainnet-Coin-Launch könnte ein Testnet aufgesetzt werden, dessen Coins gemint werden (also nicht per Premine verteilt), und die später ab einem gewissen Upgrade als Mainnet-Coins gelten. Es besteht natürlich das Problem der Abgrenzung - ist der Coin bei einem 1:1-Anspruch nicht quasi gleich das Mainnet? Die Abgrenzung ist wichtig, um zu frühe Spekulation zu verhindern, sonst bekommen die Entwickler doch zu wenig ab. Eine Möglichkeit wäre, klar zu kommunizieren, dass in der Testnet-Phase der Coin noch nicht für eine richtige Nutzung "fertig" ist und somit sich das Protokoll stetig ändern kann, das würde ein zu frühes Exchange-Listing zumindest erschweren.

Gibt es weitere? Arbeite ich gerne hier ein Smiley



*"akzeptabel" soll hier im Sinne von "der Markt akzeptiert den Premine", wie es bei vielen der Top-Altcoins der Fall ist. Persönlich halte ich Premines inzwischen bei general-purpose Coins nicht mehr für akzeptabel, die Dezentralitätsprobleme sind zu groß.

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1miau
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September 03, 2022, 08:25:49 PM
Merited by d5000 (2)
 #2

Danke für die Zusammenstellung.
Habe mal überlegt, was man noch hinzufügen könnte aber mir fällt aktuell leider nichts gutes für in die Liste ein...

3. Coin mit Token-System starten, Token ICO zur Finanzierung verwenden

Viele Coins bieten heute schon die Voraussetzungen mit, um einfach auf der Blockchain Tokens zu erstellen. Da liegt es nahe, den Coin selber "ohne Premine" zu launchen, aber dafür einen ICO des Tokens zu veranstalten. Ein Problem kann allerdings darin bestehen, den Token "werthaltig" zu gestalten, ohne ihn wiederum in das System des Coins zu integrieren. Man muss also in der Regel zusätzliche Dienste anbieten, für die der Token verwendet werden kann. Insofern nicht für alle Coins eine Alternative.
Da könnte man dann auch als Entwickler eine große Initiative erarbeiten, mit welcher Interessenten an dem Coin zu Beginn gratis Coins erhalten könnten. Wer im Testnet z.B. hereinschaut etc.. Da gibt es schon einige Möglichkeiten, den Coin dezentraler zu verteilen, weil ICO hätte ja auch wieder das Problem, dass finanzstarke Akteure die neuen Wale im neuen Coin sind.

Klar, die Entwickler haben damit teilweise auch eine Entscheidungshohheit, wer den Coin bekommt aber richtig eingesetzt, halte ich das für eine machbare Option.

Oder man legt zuerst einen Testnetz-Coin auf, sagt überall, dass Interessenten diesen Testnetz Coin nutzen sollen (ohne zu sagen, dass es später der Mainnet-Coin wird) und man übernimmt dann irgendwann den Testnetz-Coin als Mainnet-Coin.
Dazu müssten aber bereits im Testnetz etliche Applikationen zur Verfügung stellen, um eine breite Nutzung zu erreichen.
Wäre dann Sache der Devs, wie sie eine breite Nutzung des Testnetz-Coins erreichen, ohne ihn irgendwo zu listen.

Möglicher Nachteil: dass die Entwickler hier intransparent sich einfach selbst Testnetz-Coins geben (die sie ja pre-minen können).

Problematik ist halt einfach, dass die damalige Umgebung, in der Bitcoin entstanden ist, so nie mehr existieren wird.  Undecided



*"akzeptabel" soll hier im Sinne von "der Markt akzeptiert den Premine", wie es bei vielen der Top-Altcoins der Fall ist. Persönlich halte ich Premines inzwischen bei general-purpose Coins nicht mehr für akzeptabel, die Dezentralitätsprobleme sind zu groß.
Premine ist ein Problem aber ich würde hier schon unterscheiden zwischen PoS-Coins, bei denen die vorgeminten Coins genutzt werden können, um weitere Coins durch Staking zu bekommen (definitives Zentralisierungsproblem) in Vergleich zu Coins, bei denen das nicht der Fall ist, z.B. Chia. Bei Chia gab es zwar auch einen Pre-Mine aber diese vorgeschürften Coins können nicht von Entwicklern / VC / Walen gestakt werden, um massig weitere Coins zu bekommen.
Der Effekt der potentiellen weiteren Zentralisierung ist bei den vorgeschürften PoS-Coins eine ganze Liga problematischer.

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September 05, 2022, 12:25:07 PM
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 #3

Die Entwickler von einem neuen Projekt könnten ja auch ein Teil von den Münzen bekommen, die in einem neuen Block erstellt werden. Zum Beispiel wenn pro Block 10 Münzen erstellt werden, gehen 0,1 Münze davon an das Entwicklerteam. Die Adresse dafür müsste man in den Code einbetten. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob es das schon gab. Bin der Meinung zwar ja, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, bei welchem Projekt das schon gemacht wurde oder wie man so eine Art der Finanzierung nennen würde. Außerdem geht es nur bei Projekten, die eine eigene Blockkette habe.  Smiley

Nachteil für die Entwickler ist natürlich, das sie am Anfang recht wenige Münzen haben, um für ihre Arbeit belohnt zu werden. Zudem kommt noch, wenn sie den Zugriff auf die Adresse mit den "Entwickler Münzen" verlieren, sie davon gar nichts haben.

Vorteil ist aber, so lange das Projekt läuft, würden sie einen stetigen Zufluss haben und hätten immer wieder neue Münzen, um die Entwicklung vor ran zu treiben oder für Marketing bzw. andere Maßnahmen.  Smiley



Ein weiteres Model wäre es, wenn man einfach nach Spenden fragen würde. So könnte man vielleicht auch ein Projekt finanzieren.

Nachteil bei diesem Model ist aber, wenn niemand spendet, haben die Entwickler nichts davon und das Projekt kann nicht finanziert werden. Sie wären absolut abhängig davon, was die Gemeinschaft zurück gibt.

Es gab damals sowas auch bei Litecoin. Da hat der Entwickler nach Spendengelder gefragt, damit er die neue Version der Brieftasche entwickeln kann. Da ich auch gespendet hatte, konnte ich mich daran noch erinnern. Den Faden dazu habe ich auch wieder gefunden: [LTC] Litecoin Core Development Fundraising

Das wären also zwei weitere alternative dazu, wie man ein Projekt finanzieren könnte. Vielleicht passen sie ja irgendwie in deine Liste.  Smiley

d5000 (OP)
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September 05, 2022, 01:58:03 PM
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 #4

Da könnte man dann auch als Entwickler eine große Initiative erarbeiten, mit welcher Interessenten an dem Coin zu Beginn gratis Coins erhalten könnten. Wer im Testnet z.B. hereinschaut etc..
Das ist ja leider wieder mit einem Premine verbunden. Zwar besser als ein ICO, aber immer noch problematisch.


Oder man legt zuerst einen Testnetz-Coin auf, sagt überall, dass Interessenten diesen Testnetz Coin nutzen sollen (ohne zu sagen, dass es später der Mainnet-Coin wird) und man übernimmt dann irgendwann den Testnetz-Coin als Mainnet-Coin.
Das finde ich wiederum eine interessantere Idee - zumindest wenn dieser Testnet-Coin gemint wird und nicht einfach so per Premine "verteilt" -, vielleicht arbeite ich das in den OP ein.

Wobei dann natürlich die Unterscheidung zwischen Testnet und Mainnet schwerfällt. Wäre es tatsächlich das beste, nicht zu sagen, dass es der Mainnet-Coin wird? Wer entscheidet "was gesagt wird"? Vielleicht ganz einfach den Test-Coin als "experimentell" darstellen und ganz klar kommunizieren, dass man erst beim "Mainnet"-Upgrade ein Listing bei einem Exchange anstrebt (mit einem big disclaimer, dass sich das Protokoll ändern kann usw.). Bei der Testnet-Version könnte man sogar die Nutzung von Atomic Swaps unterbinden, allerdings nicht das "unabhängige" Listing durch Exchanges.

Premine ist ein Problem aber ich würde hier schon unterscheiden zwischen PoS-Coins, bei denen die vorgeminten Coins genutzt werden können, um weitere Coins durch Staking zu bekommen (definitives Zentralisierungsproblem) in Vergleich zu Coins, bei denen das nicht der Fall ist, z.B. Chia.
Kann man so sehen, gibt da sicher Grautöne. Ich halte es trotzdem für problematisch, denn auch ohne Staking sind mit großen Premine-Mengen Einflussmöglichkeiten da, siehe ETH/ETC.

Die Entwickler von einem neuen Projekt könnten ja auch ein Teil von den Münzen bekommen, die in einem neuen Block erstellt werden. Zum Beispiel wenn pro Block 10 Münzen erstellt werden, gehen 0,1 Münze davon an das Entwicklerteam. Die Adresse dafür müsste man in den Code einbetten. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob es das schon gab.
Das gab es imo sogar schon recht oft (kann dir jetzt aber keinen genauen Coin nennen), ist das was ich im OP als "Dev-Fee" bezeichne. Eine per Protokoll enforcte Dev-Fee halte ich für genauso problematisch wie einen Premine. Eine Idee könnte allerdings sein, dass man mit der Community abspricht, in den Client als Default-Option eine Dev-Fee als freiwillige Spende einzubauen.

Ein weiteres Model wäre es, wenn man einfach nach Spenden fragen würde. So könnte man vielleicht auch ein Projekt finanzieren. [...]
Nachteil bei diesem Model ist aber, wenn niemand spendet, haben die Entwickler nichts davon und das Projekt kann nicht finanziert werden. Sie wären absolut abhängig davon, was die Gemeinschaft zurück gibt.
Das ist tatsächlich ein guter Punkt, werde ich aufnehmen. Wobei die Entwickler ja dieses Modell mit anderen kombinieren können, z.B. trotzdem am Anfang auch mitzuminen.

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