Hab den Artikel verpasst, finde die Argumentation sehr interessant.
Hab mal die
Originalstudie ausgegraben, sie stammt von "Batcoinz" (kenne die Seite nicht).
Als Ausgangspunkt werden folgende Daten genommen:
- 41,5% der Bitcoin-Hashrate basierten aktuell auf Elektrizität aus fossilen Energieträgern (der Autor errechnet dabei, wie viel CO2-Emissionen dadurch entstehen, auf Basis der Erzeugungsform, insbesondere Kohle/Erdgas).
- Man bräuchte 183,6 MW Leistung aus vormals abgefackeltem Gas, um Bitcoin "klimaneutral" zu machen. Denn diese Methode würde im Vergleich zur heutigen Praxis, das Gas einfach abzufackeln, sich negativ auf den Treibhausgas-Ausstoß auswirken. Das Hauptargument ist, dass beim "Abfackeln" 8% Methan übrig bleibt, das deutlich (laut dem Artikel: 84 mal) klimaschädlicher ist als CO2. Durch die Nutzung über Mining würde dieses Methan zu 100% in CO2 umgewandelt.
- In den letzten 16 Monaten vor der Studie kamen 132,5 MW Elektrizität für Mining-Leistung, die aus zuvor abgefackeltem Methan gewonnen wurde, "online". Dies entspricht 8,3 MW Leistungszuwachs pro Monat.
Der Autor schätzt, dass sich dieses Wachstum auf 6,8 MW pro Monat abschwächen wird. Selbst mit diesem Wachstum (und ohne einer verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien) dauere es jedoch nur noch bis zum 4. Quartal 2024, bis die fehlenden 183,6 MW erreicht würden.
Jetzt zu meinen Anmerkungen:
- Erstmal der wichtigste Punkt: "Klimaneutral" im Sinne dieses Artikels bedeutet nicht, dass kein Treibhausgas durch Mining mehr ausgestoßen wird. Sondern, dass im Vergleich zur heutigen Praxis externer Industrien (nämlich der Praxis der Erdölindustrie, das Gas einfach "abzufackeln") insgesamt weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Mining würde also die Erdölindustrie weniger klimaschädlich machen.
- Zweitens ein weiterer kritischer Punkt: der Autor scheint von einem statischen Energieverbrauch auszugehen. Dieser steigt aber bei steigenden Preisen tendenziell an. Wenn Bitcoin natürlich auf dem heutigen Preisniveau verharrt ist dies plausibel, aber selbst jetzt steigt die Hashrate ja wieder an (wenn auch wohl eher getrieben durch Hardware-Verbesserungen). Das heißt: Ein neuer Bullenmarkt würde die schöne Rechnung wohl zunichte machen.
- Drittens: Wie schon von anderen hier angemerkt, das Gas könnte man auch für andere Anwendungen nutzen. Hier müsste genauer hingeschaut werden - wenn Mining durch die Wirkung auf die Nachfrage nach dieser Energie den Bau von Gasturbinen für dieses Gas beschleuningen würde, die dann später auch für andere Dinge genutzt werden können, wäre dies trotzdem ein positiver Effekt.
- Viertens: Es gibt andere Rechnungen, nach denen 41,5% fossiler Strom für Mining zu optimistisch ist und man eher von >60% ausgeht. Das würde natürlich den Zeitraum bis zur Klimaneutralität verlängern.
Also insgesamt eine interessante Rechnung, aber ich glaube, sie ist etwas unterkomplex. Dennoch ist die Nutzung dieser Gase sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Und insgesamt - also mit zunehmendem Anteil EE-Strom - könnte ich mir schon vorstellen, dass in den nächsten 5 Jahren die Klimaneutralität wirklich gelingt