Nachdem ich gestern am 4. März einen Vortrag zum Thema Bitcoins – Chancen und Risiken – in der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Berlin besuchte, bin ich heute auf der
Inside Bitcoins Berlin gewesen.
Nach dem Besuch beider Veranstaltungen bin ich restlos bedient und enttäuscht. Warum ?
Der Redner auf der Veranstaltung der Deutschen Bundesbank war hochkarätig. Carl-Ludwig Thiele ist Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank, zuständig für die Bereiche Bargeld, Ökonomische Bildung, Hochschule und Technische Zentralbank-Kooperation sowie Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme Von Mai 1999 bis Mai 2001 war er Bundesschatzmeister der FDP. Von 1994 bis zum April 2010 gehörte er auch dem FDP-Bundesvorstand an.
Sein Vortrag war oberflächlich eine kurze Einführung in das Bitcoins mit Unzulänglichkeiten und geschickt eingebauten Fehlern. Der Vortrag hätte besser den Titel Bitcoins – Risiken und Probleme – verdient. Danach wurden 5 Fragen zugelassen, die ganz politikerlike ausschweifend beantwortet wurden. Sicher um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen. Dann gab es Wein, Saft und Brezen.
Von den etwa 200 Zuhörer wurden viele das erste Mal mit dem Thema konfrontiert. Es waren Kunden der Deutschen Bundesbank die den Vortrag als Teil der Reihe „
Forum Bundesbank“ besuchten. Das Alter bei rund 40% der Besucher lässt befürchten, dass Sie das nächste Block Reward Halving, auf jeden Fall aber das übernächste Halving nicht mehr erleben. Dann waren noch Einige nur wegen Wein und Brezen – und wahrscheinlich, weil sie einsam waren – da. Viele Wissende haben sich über den Vortrag sichtlich geärgert.
Sämtliche bekannten Klischees von Pleiten, Betrügern und Verlusten wurden bedient, die Innovation nur als solche angesprochen. Die Innovation der Blockchain gelobt, aber als falsch umgesetzt dargestellt. "
Wenn ein solches Zahlungssystem auf Grundlage eine Blockchain in Betracht kommt, dann nur unter voller Kontrolle der Bankenaufsicht, schon allein um den Verbraucher zu schützen". Fast wörtlich diese Aussage: „
Die Einzigen in Deutschland, die die entsprechende Erlaubnis haben mit Bitcoins zu handeln ist die Plattform bitcoin.de, denn die hängt an der Fidor-Bank (dann noch einige BaFin Paragraphen). Also landen Sie ja doch wieder im klassischen Bankwesen. Dieser vertraglich an die Fidor Bank gebundene Vermittler bitcoin.de warnt schon auf der Startseite vor hohem Verlustrisiko bis hin zu Totalverlust.“ Wissender Blick – lächeln - Ende !
Neue Investoren oder Einsteiger wurden eher abgeschreckt.
Das Thema Bitcoin im Gewerbe, Handel (POS) und Dienstleistung wurde auf stümperhafte Weise mit der Aussage abgetan. „
Die Verkäuferin an der Bäcker- oder Wursttheke kann doch nicht 10 Minuten warten bis die Zahlung bestätigt wird“. Bei Unterhaltungen nach dem Vortrag wurde dem Herrn dann vorgeführt, dass Zahlungen am POS schon nach 17 Sekunden abgewickelt sind. Das braucht das klassische Kreditkartengerät auch.
Auch im Nachfeld wurde dem Bänker klargemacht, dass seine Anspielung – auch bei Bitcoins werden Gebühren für die Transaktionen verlangt (genau wie bei Banken) – schon deshalb ins Leere läuft, weil die Höhe der Gebühren extrem niedrig und unabhängig von der Höhe der Zahlung ist. Daraufhin eine ältere Dame – aha, was kostet eine Bitcoin Überweisung an meinen Enkel in Indonesien ? Etwa 8 bis 12 Eurocent wenns hochkommt – egal wieviel sie Ihm überweisen, antworte ich. Großes Erstaunen. Was Sie bezahlt, wollte Sie mir nicht verraten. Sie war aber etwas verwirrt.
Ich könnte noch minutenlang hier kotzen.Fazit: Kein fairer Vortrag – so wird dem Bitcoin und der Idee nur geschadet.Meine Hoffnung lag auf dem Folgetag und der
Inside Bitcoin Berlin im Estrel Berlin.
Vorgefunden habe ich einen fast menschenleere Ausstellungsbereich mit lieblos aufgebauten Tischen (Stände kann man sowas nicht nennen) und 5 (in Worten fünf) Ausstellern.
Coingate,
BitMain,
Coinfox,
bitcoin.de und
verneglobal auf je 2x3 Metern
Die gute Chance in der Hauptstadt den Bitcoin einem breiteren Publikum vorzustellen – verspielt.Zugelassen sind „begrenzte Ausstellungsflächen“ für 2.500 Euro. Da bekommt man 2 Tage die Möglichkeit Interessierte zu kontaktieren – allerdings nur auf einer Fläche von 2x3 Metern, einem Tisch und zwei Stühlen.
Ist man Platinsponsor (12.000 Euro) gibt es 6 x 2 Meter Ausstellungsfläche in Premium-Position, Ausstellungsfläche, Tisch und zwei Stühle. Abgesehen davon, dass jeder der die Ausstellungsfläche gesehen hat, eine Premium-Position nur schwer ausmachen kann.
Selbst BitMain hat für Firmennamen und -logo auf den Schlüsselbändern der Teilnehmer, die bei der Registrierung an alle Teilnehmer verteilt werden 2400 Euro zu zahlen.
Die volle Liste hier:
http://insidebitcoins.de/sponsorship/Gut das ich mich schon vor Wochen angemeldet habe. Sonst hätte ich doch glatt 21 Euro für die Ausstellung (und nur die) zahlen sollen.
Aber das Wichtigste ist ja nicht die Ausstellung sondern die vielen interessanten Vorträge an den beiden Tagen. Das ist richtig und wichtig. Die Redner bestimmt kompetent und innovativ. Wer also ab 121 Euro bis 395 Euro pro Tag hinblättert, ist dabei. Beide Tage zum Schnäppchenpreis von 695 Euro (Preisliste:
http://insidebitcoins.de/anmelden/ )
Ich könnt schon wieder kotzen.Danke an den Veranstalter - Rising Media, ein internationaler Veranstalter, der spezialisiert ist auf hochwertige Konferenzen und Ausstellungen im Bereich Internet und neue Technologien.
Fazit: Viel zu elitär– kommt der Bitcoin so weiter ?hatte schon mal überlegt auf eine Bitcoin-Veranstaltung zu gehen, aber die vielversprechenste in Deutschland war die Inside Bitcoin, die für mich mit Anreise, Übernachtung, Eintritt etc. extrem teuer geworden wäre. Bin jetzt froh, dass ich nicht hingegangen bin.