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Author Topic: Ökonomische Theorien rund um den Bitcoin  (Read 48888 times)
ulrich909
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March 12, 2015, 04:44:58 PM
 #61

Frage: Würde der Rest der Menschen auf dieses Angebot einsteigen? Würde der Bauer seinen Schweiß vergießen, um seine Kartoffel gegen die Draghi-Papierscheine zu tauschen?

Die Frage ist wohl, würde dieser Bauer so dumm sein, seinen Schweiß für Bitcoins zu vergiessen? oder für Litecoins, oder Dogecoins, oder Hinzcoins oder Kunzcoins. Natürlich würde er nur seine eigenen Bauer-Coins akzeptieren, und die auch nur  zu einem Bruchteil des Verkaufswertes. Weil er dann nämlich überhaupt nicht mehr  Schweiß vergiessen müsste sondern in einem  schicken Büro seine Bauer-Coins  emittieren könnte.
wenn jeder sein eigenes süppchen kocht wird das nix. Der Bauer bei dem ich kaufe müsste dann meine coins auch akzeptieren. Es werdn sich ein paar Coins durchsetzen, der Rest verschwindet .

Es gibt keine schlechten Kurse. Es gibt nur gute Kurse zum Kaufen und gute Kurse zum Verkaufen.
Warum ich IOTA gut finde? Weil eine Transaktion keine 50$ kostet und somit für jeden erschwinglich ist.
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Luis1
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March 12, 2015, 04:49:41 PM
 #62

Die Bauer-Coins würde aber wohl nur er selbst akzeptieren.

Es würde sich immer der Coin durchsetzen, welcher die grösste Akzeptanz findet. Die grösste Akzeptanz findet jener Coin, welcher die glaubwürdigste Selbstbindung verspricht.

Wenn du zufällig der Eigentümer einer Goldmine bist, dann hast du Interesse, dass Gold als Tauschmittel akzeptiert wird. Aber dein Interesse entscheidet nicht darüber, ob sich Gold durchsetzt. Da sind dann andere Faktoren entscheidend: Ist es für die anderen Marktteilnehmer nachvollziehbar, dass dieses Gold wertbeständig ist? Wenn aus langjähriger Erfahrung erkennbar ist, dass Gold knapp ist, und dass die Gewinnung von Gold mit erheblichem Aufwand verbunden ist, dann kann das funktionieren. Es war nicht Zufall, dass sich Gold und Silber als Tauschmittel durchsetzen konnten, und nicht etwa Eisen. Das hatte seine Gründe. Und die Gründe lagen in der Knappheit. Die glaubwürdige Selbstbindung der Cryptocoins in der Mengenbegrenzung sind ein Wert an sich. Gold hat natürlich einen Wert als industrieller Rohstoff, aber dieser Rohstoffwert bestimmt nicht seinen tatsächlichen Preis. Sein Preis spiegelt einzig die Wertschätzung der Tatsache, dass Gold knapp ist.
lame.duck
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March 12, 2015, 05:05:02 PM
 #63

wenn jeder sein eigenes süppchen kocht wird das nix. Der Bauer bei dem ich kaufe müsste dann meine coins auch akzeptieren. Es werdn sich ein paar Coins durchsetzen, der Rest verschwindet .

Ja müsste, aber  müssen klingt so verdammt  nach Zwang und das ist Ihh Pfui Bähh. Wenn Du also  nichts 'wertvolles' zu verkaufen hast wird Dir wohl nichts übrig bleiben als Bauer Coins zu verwenden.

Nicht jede Insel ist so reichhaltig wie die von Luis, auf mancher landen dann auch nur 2 Schiffbrüchige von denen der eine einen Container Lebensmittel hat und der andere einen Tank mit Wasser. Das Ende der Geschichte ist dann der, das der mit den Lebensmitteln diese für eine Stelle beim Wasserbesitzer eintauschen muss weil  er sonst nach 3 Tagen tot ist und die Lebensmittel eh beim Wasserbestzer landen würden.
ulrich909
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March 12, 2015, 05:21:41 PM
 #64

wenn jeder sein eigenes süppchen kocht wird das nix. Der Bauer bei dem ich kaufe müsste dann meine coins auch akzeptieren. Es werdn sich ein paar Coins durchsetzen, der Rest verschwindet .

Ja müsste, aber  müssen klingt so verdammt  nach Zwang und das ist Ihh Pfui Bähh. Wenn Du also  nichts 'wertvolles' zu verkaufen hast wird Dir wohl nichts übrig bleiben als Bauer Coins zu verwenden.

Der Bauer kauft übrigens die besten Samen und Düngemittel bei mir, hatte ich vergessen zu sagen ;-)

Deswegen einigt man sich auf eine allgemeingültige Währung. Ob es nun Gold, silber oder € oder BTC, NXT ist dann die Frage? € wird an Wert verlieren, also zum Sparen (unters Kopfkissen legen und warten dass der Wert steigt) uninteressant.

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Rakete4
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March 12, 2015, 06:33:36 PM
 #65

Was ist nun der Preis des Geldes? Warum hat Geld überhaupt einen Preis? Der Zins spiegelt die Zeitpräferenz wieder. Wenn ich auf einen Konsum bewusst verzichte, und diesen Koonsum für den Zeitraum eines Jahres verschiebe, dann hat dieser Konsum in einem Jahr für mich einen geringeren Wert als der sofortige Konsum.

Das sehen die Leute, die in kapitalgedeckte Rentenversicherungen investieren offenbar anders.

Quote
Dieser Wertverlust ist der Zins. Wenn ich jemenden Geld verleihe, und er verspricht mir, dieses Geld in einem Jahr zurückzugeben, dann werde ich eine Abgeltung für meinen Konsumverzicht verlangen. Der Zins ist der Wert der Zeitpräferenz. Je mehr Geld ich besitze, desto leichter wird mir dieser Konsumverzicht fallen. Der Zins wird niedriger. Je knapper die Ressource Geld ist, desto teurer wird es.

Die Zeitpräferenz lässt sich unterteilen in Gegenwartspräferenz und Zukunftspräferenz. Der Schuldner hat die Gegenwartspräferenz, der Sparer die Zukunftspräferenz. Nur weil wir nicht-alterndes Geld verwenden, ist die Zukunftspräferenz kostenlos. Daher kommt der Zins. Die Zentralbanken versuchen deshalb, mit leichter Inflation gegenzusteuern, also das Geld indirekt altern zu lassen über die Preise. Das funktioniert aber nicht so gut. Besser wäre es, Bargeld und liquide Guthaben nominell abzuwerten.

Um es noch etwas deutlicher zu sagen: Das mit der "Verzichtsleistung" des Sparers ist zu großen Teilen ein Ammenmärchen. Die Vermögenden wollen ja sowieso nicht alles sofort konsumieren, was sie besitzen.
Luis1
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March 12, 2015, 06:53:09 PM
 #66

ad Rakete:

Wir sprechen von völlig verschiedenen Dingen. Ich meine mit Zins einen Gleichgewichtszins nach Knut Wicksell. Dieser "natürliche" Zins wäre die Entsprechung der Zeitpräferenz.

Was wir heute unter Zins verstehen, hat mit einem natürlichen Zins nichts zu tun. Unser Geldsystem ist völlig verstaatlicht. Das Geld wird von einem Staatsmonpol produziert, dem Markt aufgezwungen (Zwangsgeld). Der Preis wird von einer zentralen Institution festgelegt (Leitzinspolitik der Zentralbanken). Die Menge wird ebenfalls planwirtschaftlich gesteuert. Was wir im Moment erleben, ist das Zusammenbrechen des Geldsozialismus. (Roland Bader). Nachdem die Planwirtschaft in der Realwirtschaft gescheitert ist, wird er nun auch in der Geldwirtschaft scheitern.

PS: Keiner kennt natürlich diesen Gleichgewichtszins. Er wäre aber ganz einfach feststellbar: Der Gleichgewichtszins ist jener Zins, welcher sich einstellen würde, wenn die Interventionen der Staaten zur Gänze beseitigt wären. Wenn es keine Zentralbanken gäbe, keinen Leitzins, die bestehende Geldmenge also unangetastet bliebe. Dann würde sich ganz spontan am Markt ein Zins einstellen. Natürlich würde die momentane Praxis der Geldschöpfung über den Kreditweg so nicht mehr funktionieren. Die Banken müssten wieder Risikovorsorge tragen, d. h. sie müssen eine entsprechende Mindestreserve halten, weil es keine Zentralbank gibt, welche sie mit unbegrenzter Liquidität versorgt. Die Gefahr eines Bankenruns wäre wieder aktuell. Der Preis, welcher sich unter diesen Bedingungen einstellt, dieser Preis wäre dann der Gleichgewichtszins und würde der Zeitpräferenz entsprechen.

Mit unserem Geldsozialismus hat das aber wirklich nichts zu tun.
Christ0ph
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March 12, 2015, 06:58:21 PM
 #67

Ihr vergesst philosophierend ja nich den aktuellen Kursverlauf Grin
olli
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March 12, 2015, 07:42:37 PM
 #68

Ihr vergesst philosophierend ja nich den aktuellen Kursverlauf Grin
Ich finde das Off-topic ausnahmsweise mal interessant. Danke @Luis1
molecular
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March 12, 2015, 08:57:29 PM
 #69


solange keine inflation entsteht ist das kein problem. und nach inflation sieht es nunmal nicht aus momentan, eher im gegenteil. desweiteren war der euro auch schon wesentlich tiefer und es hat kein problem dargestellt. für D schonmal garnicht mit seiner exportwirtschaft.

Inflation ist nicht das Gleiche wie Preissteigerung. Inflation ist die Vergrößerung der Geldmenge. Und die findet statt.

Nenn es wie du willst. Die Vergrösserung der Geldmenge ist für die Wirtschaft kein Problem. Starker Preisverfall oder starke Preissteigerung jedoch schon.

Inflation bewirkt aber Preissteigerung (with everything else being equal). Nur derzeit nicht in den Sachen, welche für den Konsumentenpreisindex verwendet werden. Das kann aber theoretisch noch kommen...

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March 12, 2015, 09:15:29 PM
 #70


solange keine inflation entsteht ist das kein problem. und nach inflation sieht es nunmal nicht aus momentan, eher im gegenteil. desweiteren war der euro auch schon wesentlich tiefer und es hat kein problem dargestellt. für D schonmal garnicht mit seiner exportwirtschaft.

Inflation ist nicht das Gleiche wie Preissteigerung. Inflation ist die Vergrößerung der Geldmenge. Und die findet statt.

Nenn es wie du willst. Die Vergrösserung der Geldmenge ist für die Wirtschaft kein Problem. Starker Preisverfall oder starke Preissteigerung jedoch schon.

Inflation bewirkt aber Preissteigerung (with everything else being equal). Nur derzeit nicht in den Sachen, welche für den Konsumentenpreisindex verwendet werden. Das kann aber theoretisch noch kommen...

Also ich weiss ja nicht was ihr für Definitionen verwendet aber eine Ausweitung der Geldmenge ist eben NICHT begrifflich gleichzusetzen mit Inflation. Inflation = Preissteigerung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Inflation

edit: und zum rest ist doch schon alles gesagt worden. inflation ist aktuell sicher nicht das problem der stunde und deflation kann ebenfalls verheerend sein, siehe 1929.
molecular
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March 12, 2015, 09:22:43 PM
 #71


solange keine inflation entsteht ist das kein problem. und nach inflation sieht es nunmal nicht aus momentan, eher im gegenteil. desweiteren war der euro auch schon wesentlich tiefer und es hat kein problem dargestellt. für D schonmal garnicht mit seiner exportwirtschaft.

Inflation ist nicht das Gleiche wie Preissteigerung. Inflation ist die Vergrößerung der Geldmenge. Und die findet statt.

Nenn es wie du willst. Die Vergrösserung der Geldmenge ist für die Wirtschaft kein Problem. Starker Preisverfall oder starke Preissteigerung jedoch schon.

Inflation bewirkt aber Preissteigerung (with everything else being equal). Nur derzeit nicht in den Sachen, welche für den Konsumentenpreisindex verwendet werden. Das kann aber theoretisch noch kommen...

Also ich weiss ja nicht was ihr für Definitionen verwendet aber eine Ausweitung der Geldmenge ist eben NICHT begrifflich gleichzusetzen mit Inflation. Inflation = Preissteigerung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Inflation

edit: und zum rest ist doch schon alles gesagt worden. inflation ist aktuell sicher nicht das problem der stunde und deflation kann ebenfalls verheerend sein, siehe 1929.

Related definitions
The term "inflation" originally referred to increases in the amount of money in circulation,[29] and some economists still use the word in this way.

Auch einige nicht-Ökonomen wie ich benutzen den Begriff im herkömmlichen Sinne als "Aufblähen der Geldmenge".

EDIT: viel Energie wurde in diesem Forum verschwendet wegen dieser Mehrdeutigkeit.

EDIT2: ein kleiner Mann mit Aluhut in meinem Kopf sagt: die Begriffsänderung wurde bewusst herbeigeführt.

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March 12, 2015, 09:31:54 PM
 #72


solange keine inflation entsteht ist das kein problem. und nach inflation sieht es nunmal nicht aus momentan, eher im gegenteil. desweiteren war der euro auch schon wesentlich tiefer und es hat kein problem dargestellt. für D schonmal garnicht mit seiner exportwirtschaft.

Inflation ist nicht das Gleiche wie Preissteigerung. Inflation ist die Vergrößerung der Geldmenge. Und die findet statt.

Nenn es wie du willst. Die Vergrösserung der Geldmenge ist für die Wirtschaft kein Problem. Starker Preisverfall oder starke Preissteigerung jedoch schon.

Inflation bewirkt aber Preissteigerung (with everything else being equal). Nur derzeit nicht in den Sachen, welche für den Konsumentenpreisindex verwendet werden. Das kann aber theoretisch noch kommen...

Also ich weiss ja nicht was ihr für Definitionen verwendet aber eine Ausweitung der Geldmenge ist eben NICHT begrifflich gleichzusetzen mit Inflation. Inflation = Preissteigerung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Inflation

edit: und zum rest ist doch schon alles gesagt worden. inflation ist aktuell sicher nicht das problem der stunde und deflation kann ebenfalls verheerend sein, siehe 1929.

Related definitions
The term "inflation" originally referred to increases in the amount of money in circulation,[29] and some economists still use the word in this way.

Auch einige nicht-Ökonomen wie ich benutzen den Begriff im herkömmlichen Sinne als "Aufblähen der Geldmenge".

EDIT: viel Energie wurde in diesem Forum verschwendet wegen dieser Mehrdeutigkeit.

EDIT2: ein kleiner Mann mit Aluhut in meinem Kopf sagt: die Begriffsänderung wurde bewusst herbeigeführt.


Quote
However, most economists today use the term "inflation" to refer to a rise in the price level. An increase in the money supply may be called monetary inflation, to distinguish it from rising prices, which may also for clarity be called "price inflation".[30]
  Grin

Ja, im grunde ist es nur eine unsaubere Terminologie. Es gibt einen entscheidenden Punkt: "Monetary Inflation" ist an sich kein Problem für Wirtschaft und Wohlstand. "Price Inflation" jedoch sehr wohl. Und genau danach (ich wiederhole mich  Grin ) sieht es momentan nunmal rein GAR NICHT aus. Aber in Deutschland drehen alle hohl aufgrund der reinen Möglichkeit das sie entstehen könnte. Zuviel Emotion, zuwenig Ratio imo. Hervorgerufen durch die historische Erfahrung der Inflation der frühen 20er Jahre, welches jedoch eine politisch gewollte Inflation war um die deutschen Reparationszahlungen wertlos zu machen.
Luis1
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March 12, 2015, 10:55:02 PM
 #73

Damit eine Inflation (Preissteigerung der Konsumgüter) entsteht, muß das Geld in der Realwirtschaft ankommen. Was macht Draghi?
Draghi kauft Wertpapiere, vor allem Staatsanleihen vom Sekundarmarkt (Banken) auf. Die Banken haben dann Cash statt Anleihen. Die EZB argumentiert, sie verbessere damit die Liquidität von Banken, damit diese wieder mehr Kredite vergeben könnten, um damit die Wirtschaft anzukurbeln und die Geldmenge zu erhöhen. Stimmt das?

Dazu muß man mal wissen, wie die Geldmengenausweitung in unserem Geldsystem funktioniert: Jede Geschäftsbank weitet die Geldmenge aus, wenn sie einen Kredit vergibt. Es ist nicht so, dass die Bank die Einlagen der Kunden verwendet, um diese dann zu verleihen. Die Sparquote ist völlig egal. Die Bank kann durch die Kreditvergabe Geld (Giralgeld) schöpfen. Alles was sie dazu braucht, ist eine Mindestreserve bei der EZB. Diese Mindestreserve beträgt 1% von der Kreditsumme. Die Bank hat also die Möglichkeit um den Faktor 100 zu hebeln. Allein diese Tatsache zeigt, dass die Liquidität wohl nicht das begrenzende Limit bei der Kreditvergabe sein kann. Da spielen andere Faktoren wie die Eigenkapitalquote eine stärkere Rolle. Aber auf die Eigenkapitalquote hat das Aufkaufprogramm keinen Einfluss. Die Bank kann übrigens auch Staatsanleihen als Mindestreserve bei der EZB hinterlegen. Für die Bank ändert sich durch das Aufkaufen eigentlich nichts, was die Liquidität für die Kreditvergabe verbessern würde. Die Liquidität der Banken war niemals der Grund für die Kreditklemme. Die Kreditklemme hatte ganz andere Gründe.

Die Banken haben jetzt aber Cash statt Wertpapieren. Sie werden jetzt natürlich mit diesem Cash auf den Finanzmärkten einkaufen, um Gewinn zu machen. Sie werden auch wieder frische Staatsanleihen kaufen, wozu sie ja von den Staaten gesetzlich genötigt werden. Das ist auch genau die Stossrichtung von Draghi: frisches billiges Geld für die maroden Staaten. Dazu erhofft man sich noch ein Anheizen der Inflation, um die Schulden weginflationieren zu können. Die Subvention des Finanzmarktes nimmt man dafür in kauf. Defacto ist das Anleihenkaufprogramm nämlich eine Subvention des Finanzmarktes. Die Börsen jubeln.

Von Inflation spricht man aber nur, wenn die Konsumgüter im Preis steigen. Steigen die Vermögensgüter im Preis (Vermögensgüterinflation) dann spiegelt sich das nicht in der Inflationsrate wieder. Eine Vermögensgüterinflation ist ein Vermögenszuwachs für die Anleger, also die Vermögenden. Bezahlen tun es die Geldhalter, weil die Kaufkraft des Geldes im Verhältnis zu den Vermögensgütern sinkt. Das Draghi Programm ist also eine Umverteilung von 1200 Milliarden Euro von den Geldhaltern zu den Vermögenshaltern und den Staaten. Von unten nach oben also.

Damit das Geld in der Realwirtschaft ankommt, müsste es nämlich über den Weg der Kreditvergabe in der Wirtschaft landen. Es wird natürlich auch zu einer Inflation der Konsumgüter kommen, sprich zu einem Ansteigen der Investitionen und Kredite. Das ist aber nicht Draghi geschuldet, sondern dem gefallenem Ölpreis. Dieser Ölpreis löst Investitionen aus. Diese durch den niedrigen Ölpreis ausgelösten Invests sind aber nur wirtschaftlich, wenn der Ölpreis auf diesem Niveau bleibt. Steigt der Ölpreis wieder, dann sind diese Invests wieder abzuwickeln. Wären die Invests nämlich auch bei höheren Ölpreis wirtschaftlich, dann wären sie ja bereits vorher, also bei höherem Ölpreis, ausgelöst worden.

Der Ölpreis wird steigen, und der Aufschwung wird ein Strohfeuer sein. Ressourcenverschwendung halt, weil die Ressourcen, welche jetzt in das billige Öl wandern eben nicht für andere, zukunftsträchtigere Projekte zur Verfügung stehen. Trotzdem werden wir Draghi in Kürze als Genie bewundern, weil die Wirtschaft wächst, die Inflation steigt.

Draghi manipuliert auch den Zinsmarkt für die Staatsanleihen mit dem Programm. Allein die Ankündigung des Aufkaufes lassen die Zinsen der Staatsanleihen ins Bodenlose sinken. So können sich Pleitestaaten wieder am Kapitalmarkt frisch eindecken. Dazu muß man aber wissen, dass Staaten Anleihen nicht zurückzahlen. Sie tilgen fällige Anleihen immer durch die Aufnahme von neuen Anleihen. Sie rollen also die Verschuldung vor sich her, in der Regel mit steigender Tendenz. Wenn jetzt Draghi sein Programm beendet, dann müssen die Staaten wieder normale Zinsen für die Anleihen zahlen. Der Finanzmarkt ist sehr realistisch in der Einschätzung der Lage. Er hat z.B. erkannt, dass Griechenland nicht fähig und willens ist, seine Schulden zurückzuzahlen. Das hat die Zinsen für die griechischen Staatsanleihen in die Höhe getrieben, und die Rettungsprogramme für Griechenland notwendig gemacht. Durch die Rettungsprogramme war es Griechenland wieder möglich, sich billig mit frischem Geld zu versorgen. Das Resultat dieser Politik können wir jetzt beobachten.

Durch die Möglichkeit der Verschuldung mit neuem billigen Geld wird der Spardruck und der Reformdruck von den Staaten genommen. Endet das Programm, dann haben die Staaten eine höhere Verschuldung, und damit ein grösseres Ausfallsrisiko. Das heisst, sie müssen am Finanzmarkt noch höhere Zinsen zahlen. Das können die Staaten aber nicht. Draghi muß dann sein Ankaufsprogramm zur Dauereinrichtung machen. Er hat damit ein neues Geld geschaffen: Der Schwundeuro. Zumindest haben wir dann das Griechenlandproblem gelöst, wir sind dann alle Griechenland.

Den Zusammenhang von fallenden Zinsen und steigenden Schulden erklärt übrigens Thorsten Polleit hier:

https://www.youtube.com/watch?v=UBZ03eKjH3w

Das Video ist aus 2012. Beachtenswert sind aber die Grafinken mit der Gegenüberstellung der Leitzinsen und der Verschuldung.
franz2 (OP)
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March 13, 2015, 12:19:42 AM
 #74

@Luis
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Super Beitrag.
theresa
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March 13, 2015, 08:13:40 AM
 #75

@Luis
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Ja, Sehr gut.
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March 13, 2015, 08:45:04 AM
 #76

@Luis
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Ja, Sehr gut.

+1, danke

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March 13, 2015, 07:01:04 PM
 #77

ad Rakete:

Wir sprechen von völlig verschiedenen Dingen. Ich meine mit Zins einen Gleichgewichtszins nach Knut Wicksell. Dieser "natürliche" Zins wäre die Entsprechung der Zeitpräferenz.

Was wir heute unter Zins verstehen, hat mit einem natürlichen Zins nichts zu tun. Unser Geldsystem ist völlig verstaatlicht. Das Geld wird von einem Staatsmonpol produziert, dem Markt aufgezwungen (Zwangsgeld). Der Preis wird von einer zentralen Institution festgelegt (Leitzinspolitik der Zentralbanken). Die Menge wird ebenfalls planwirtschaftlich gesteuert. Was wir im Moment erleben, ist das Zusammenbrechen des Geldsozialismus. (Roland Bader). Nachdem die Planwirtschaft in der Realwirtschaft gescheitert ist, wird er nun auch in der Geldwirtschaft scheitern.

PS: Keiner kennt natürlich diesen Gleichgewichtszins. Er wäre aber ganz einfach feststellbar: Der Gleichgewichtszins ist jener Zins, welcher sich einstellen würde, wenn die Interventionen der Staaten zur Gänze beseitigt wären. Wenn es keine Zentralbanken gäbe, keinen Leitzins, die bestehende Geldmenge also unangetastet bliebe. Dann würde sich ganz spontan am Markt ein Zins einstellen. Natürlich würde die momentane Praxis der Geldschöpfung über den Kreditweg so nicht mehr funktionieren. Die Banken müssten wieder Risikovorsorge tragen, d. h. sie müssen eine entsprechende Mindestreserve halten, weil es keine Zentralbank gibt, welche sie mit unbegrenzter Liquidität versorgt. Die Gefahr eines Bankenruns wäre wieder aktuell. Der Preis, welcher sich unter diesen Bedingungen einstellt, dieser Preis wäre dann der Gleichgewichtszins und würde der Zeitpräferenz entsprechen.

Mit unserem Geldsozialismus hat das aber wirklich nichts zu tun.

Hallo Luis!

Die staatliche Einflussnahme auf die Geldmärkte, die du beschreibst, ist lediglich die Konsequenz aus 70 Jahren "friedlichem" Kapitalismus. Die Eingriffe dienen dazu, eine Wiederholung des 1929-Szenarios zu verhindern. Die ganzen Auswüchse, die durch die Eingriffe entstehen, sehen dann tatsächlich so aus wie eine feindliche Übernehme der Marktwirtschaft durch die Planwirtschaft. Dabei ist es die einzige Rettung der Marktwirtschaft ohne Megacrash.

Deine Analyse ist von daher richtig, aber du verwechselt Ursache und Wirkung. Denn eine Marktwirtschaft mit nicht-alterndem Geld (Euro, Dollar etc.) kann niemals stabil bleiben. Nicht-alterndes Geld ist gegenüber den alternden Waren im Vorteil, deswegen sind die Zinssätze tendenziell zu hoch und es kommt immer zu Aufschuldungsspiralen. Dass die Zinssätze jetzt nicht mehr so hoch sind, ist ein Symptom des Endstadiums.

Diese Zusammenhänge sind bekannt seit Silvio Gesell / 'Die natürliche Wirtschaftsordnung' (1916).
Ähnliche Zusammenhänge werden auch von Paul. C. Martin beschrieben / 'Der Kapitalismus - Ein System das funktioniert' (1990)
 
Ich muss mich vorerst schon wieder verabschieden aus diesem Thread, aus zeitlichen Gründen.
ulrich909
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March 13, 2015, 08:25:16 PM
 #78

Interessanter Kursverlauf momentan. Was meint ihr? Wer haut eine Prognose für das Wochenende raus?
ich denke es geht rauf und runter und wieder rauf. Die Höhe der Ausschläge kann man nie wissen.

Es gibt keine schlechten Kurse. Es gibt nur gute Kurse zum Kaufen und gute Kurse zum Verkaufen.
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March 13, 2015, 08:28:12 PM
 #79

ich denke es geht rauf und runter und wieder rauf. Die Höhe der Ausschläge kann man nie wissen.

Kurz gesagt... du hast keine Ahnung... präziser hätte man es nicht ausdrücken können...  Tongue
ulrich909
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March 13, 2015, 08:30:17 PM
 #80

ich denke es geht rauf und runter und wieder rauf. Die Höhe der Ausschläge kann man nie wissen.

Kurz gesagt... du hast keine Ahnung... präziser hätte man es nicht ausdrücken können...  Tongue
Muss man Ahnung haben?

Es gibt keine schlechten Kurse. Es gibt nur gute Kurse zum Kaufen und gute Kurse zum Verkaufen.
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