Hallo Chefin,
Es gibt bei euch eine Zuordnung zwischen Konto und User wenn er Bitcoin verkauft?
Ja, die Bankverbindung muss der Verkäufer ja angeben, damit wir diese dem Käufer für die Überweisung des Kaufpreises übermitteln können.
Die ist gespeichert?
Ja und zwar dauerhaft, da wir ein Deutsches Unternehmen sind und auf Anfrage z.B. dem Finanzamt nachweisen müssen von wem wir unsere Vermittlungsprovisionen erhalten haben.
Das heist, jedes Gericht wäre in der Lage dies einzufordern wenn es nötig wäre?
Ja, und das kommt auch hin und wieder vor. Die Auskunftsersuchen kommen aber in der Regel direkt von der Kriminalpolizei im Rahmen von staatsanwaltlichen Ermittlungen.
Wie verträgt sich das mit Anonymität? Ist das nicht eines der Argumente, die man vorträgt um die Vorteile von BTC gegenüber anderen Wertmitteln herauszuarbeiten?
Nun ja, "vertragen" tut sich das natürlich nicht wirklich mit der (vermeintlichen) Anonymität von Bitcoins. Aber die große Masse der Bitcoin-User hat damit wohl augenscheinlich kein Problem - von Leuten die mit dem Steuersystem und dem Staat im Allgemeinen ein Problem haben oder Bitcoins ganz bewusst für illegale Aktivitäten nutzen wollen mal abgesehen. Wer seine Bitcoins auf einem Marktplatz wie bitcoin.de oder einer Börse wie Mt.Gox kauft oder verkauft lässt sein "Visier" herunter - Punkt. Wer damit nicht leben kann, der darf nicht auf öffentlichen Plattformen handeln. Das muss Jedem bewusst sein und ich denke, dass das auch nahezu Jedem User bewusst ist. Anonymität und Sicherheit beissen sich.
Wenn ich mich über localbitcoins.com anonym mit Jemanden treffe, um Bitcoins zu kaufen oder verkaufen, muss ich mit dem Risiko rechnen, dass ich als Verkäufer vielleicht Falschgeld oder registriertes Geld aus einem Raub oder Drogengeschäft für meine Bitcoins bekomme oder als Käufer - wenn es ganz dumm läuft - einen auf die Rübe bekomme und anschließend weder Geld noch Bitcoins habe. Sicher ist das vermutlich eher die Ausnahme, aber ich denke man darf sich nichts vormachen, dass es (aktuell) irgendeine Möglichkeit gibt die keine gesundheitlichen oder datenschutzrechtlichen Risiken hat.
Wollen wir doch mal ehrlich sein: Der einzige Grund beim Kauf oder Verkauf von Bitcoins anonym bleiben zu wollen ist doch der, dass man spätere Kursgewinne steuerfrei einsacken oder aber bereits vorhandenes Schwarzgeld in Bitcoins umtauschen möchte. Dazu kann man jetzt noch eine Reihe weiterer ideologischer Gründe anführen, aber wirtschaftlich sind das aus meiner Sicht und nach meiner bescheidenen Erfahrung die beiden Hauptgründe. Wer weder das eine noch das andere machen möchte, der hat in der Regel auch keine Probleme damit seine Anonymität beim Handel mit Bitcoins aufzugeben.
Was den anschließenden Einsatz, also das eigentliche Bezahlen mit Bitcoins angeht ist und bleibt das natürlich auch weiterhin "anonym" - so anonym wie Bitcoin eben sein kann. Denn wenn man (eher theoretisch und mit großem Aufwand) es schaffen würde eine längere Kette von Transaktionen Personendaten zuzuordnen, dann ist es auch vorbei mit der Anonymität beim Bezahlen. Wer aber nur ein Interesse hat beim Bezahlen mit Bitcoins im Online-Casino oder bei Online-Erotikdiensten anonym bleiben zu wollen, der wird dies wohl auch in Zukunft bleiben können.
Viele Grüße,
Oliver