Kurz zu deinen Punkten:
Mir stellen sich einige Fragen zum Thema Steuern und was wäre, wenn ich meine privat gekauften selbstgebauten RIGs bei einem Freund in Norwegen (super günstiger Strom und er hätte Platz) unterstelle und von dort aus im Pool (Location ASIA oder USA) Minen lasse?
Steuern und kontrollieren würde ich das ganze von Deutschland aus via Remote Control.
Eins vorweg: dein Vorhaben klingt für mich auf den ersten Blick alles andere als gewerblich.
Du magst dir sicherlich denken "ich steck da jetzt Kohle rein, und mach dann viel mehr Kohle, und dann zieh ich das voll groß auf", aber meine Erfahrung zeigt, dass in diesem Bereich eigentlich praktisch alle Unternehmungen in dieser Form binnen kürzester Zeit als teures Hobby enden.
Ich sehe also an sich nichts, was für mich begründen würde, warum hier überhaupt ein gewerbliches Tun vorliegen sollte.
Stichworte:
- selbst gebaut
- beim Freund unterstellen
In Deutschland bin ich ganz normal Angestellt, versichert und zahle steuern. Bin hier sozusagen steuerpflichtig (noch).
Die geminten Coins würde ich allerdings vorerst nicht in Fiat umtauschen da ich vom Anstieg des Werts auf lange Sicht überzeugt bin und deshalb lieber halte(HODL) und
Dein momentaner Status hat nichts mit der Unternehmung zu tun, genauso wenig deine Überzeugungen
die Stromkosten aus eigener Tasche zahle.
Spricht wiederum klar gegen Gewerblichkeit.
Muss ich wenn ich in dieser Konstellation Minen will ein Gewerbe in Deutschland anmelden?
Ziemlich sicher nein.
Du darfst natürlich ein Gewerbe anmelden, wenn du das möchtest, allerdings dürfte das FA dir binnen weniger Jahre die steuerlichen Vorteile der Gewerblichkeit entziehen, wegen Liebhaberei.
Muss in Norwegen ein Gewerbe anmelden obwohl ich ja nur bei einem Freund ein paar Rechner laufen lasse und ihm dafür Stromkosten zahle?
Das kann dir vermutlich nur ein norwegischer Steuerberater sagen.
Längere Antwort:
Aus irgendeinem Grund glauben die meisten Mining-Anfänger in Deutschland, dass Mining immer gewerblich ist, und man unbedingt ein Gewerbe anmelden muss, wenn man sich ein paar Kisten in den Keller stellt, mit denen man Mining betreibt.
Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch.
Ein Gewerbe ist ein Gewerbe ist ein Gewerbe, und es ist abzugrenzen von einem Hobby.
Ich kenne nun seit rund 8 Jahren zig Leute, die auf die eine oder andere Weise Mining betrieben haben, und einige haben das auch "groß" aufgezogen, d.h. nicht unwesentliche Investitionen in Geräte etc. getätigt.
Allerdings war auch festzustellen, dass jeder einzelne, der das irgendwo bei sich im Keller betrieben hat, oder Geräte "bei einem Freund" untergestellt hat oder ähnliches, die ganze Sache binnen kürzester Zeit (meist nach ein, zwei Jahren) wieder aufgegeben hat.
Damit ist schon empirisch bewiesen, dass es sich bei diesen Unternehmungen nicht um gewerbliche Tätigkeiten gehandelt haben kann, schließlich müssten diese auf Dauerhaftigkeit ausgelegt sein.
Wäre ich ein Sachverständiger, der in einem Verfahren beurteilen müsste, ob das, was du da machst, dem Anschein eines Gewerbes genügt, oder ob das unter Hobby fällt, wäre meine Entscheidung ganz klar "Hobby".
Und letzten Endes kommt es genau darauf an.
Ein Gewerbe kommt nicht dadurch zustande, dass du "glaubst", gewerblich zu handeln.
Es kommt auch nicht dadurch zustande, dass du "anmeldest", gewerblich zu handeln.
Es kommt alleine dadurch zustande, dass du tatsächlich gewerblich handelst.
Und das ist hier erkennbar nicht gegeben.
Was macht es denn für einen unterschied ob ich den Coin mine oder kaufe wenn ich ihn ein Jahr halte?
Einen riesigen.
Im einen Fall hast du Coins "angeschafft", damit ist eine notwendige Voraussetzung für private Veräußerungsgeschäfte gegeben.
Fehlt diese, gibt es keine Haltefrist.
Also werden geminte Coins nicht "steuerfrei", egal wie lange du sie hältst.
Selbst geminte Coins sind aber vermutlich ohnehin auch ohne Haltefrist "steuerfrei", allerdings nach Auffassung zahlreicher Steuerberater nur beim Solo-Mining (was ich immer noch für ein Missverständnis halte, welches früher oder später hoffentlich vor einem Gericht geklärt wird).
Ein paar Grundlagen solltest du dir vielleicht im entsprechenden Thread
Bitcoin & die Steuer - FAQ aneignen, dafür ist der da.