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Author Topic: blockchain machbarkeits studie  (Read 291 times)
qwk
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February 10, 2021, 04:43:44 PM
 #21

ich glaube ottomotor zu automobil ist gerade keine passende analogie.[...]
ottomotoren kann man überall einbauen. ob rasenmäher oder mofa, ob wasserpumpe, generator, etc.
der ottomotor ist fortschrittliche technologie, genau die eierlegende wollmilchsau, die blockchain NICHT ist.
Okay, sehe ich ein.
Du hast das treffend erkannt, der Ottomotor ist sicherlich eine um Größenordnungen bahnbrechendere Entwicklung als die Blockchain.


auf ein automobil bezogen würde ich blockchain vielleicht gerade noch als equivalent zur karosserie durchgehen lassen. weil blockchain, wenn schon nicht nur ein buzzword, eine struktur darstellt.
Es ist wohl schwierig, einen guten Vergleich zu finden, für etwas, das so bedeutungslos wie "Blockchain" ist, aber einen so "bedeutungsgeladenen" Sprachgebrauch findet Roll Eyes


vielleicht würde es besser passen, wenn wir eine andere analogie betrachten: das fahrrad und dessen komplexe entwicklung lohnt sich vielleicht
Da ich vom Fahrrad noch weniger verstehe als vom Automobil, halte ich mich da mal vornehm zurück Wink


eine mögliche parallele existiert womöglich bereits darin, dass das fahrrad, genau wie bitcoin eine "unwahrscheinliche! oder "unerwartete" erfindung ist. das rad selbst wurde vor einigen 1000 jahren erfunden, weshalb hat es bis ins 19.jhdt gedauert, bis jemand auf die idee kam, zwei räder hintereinander zu platzieren? soooo fern liegt der gedanke nun auch nicht.
Gerade hier unterscheidet sich allerdings auch Bitcoin wiederum deutlich:
Digitale Signaturen, Peer-to-Peer-Netzwerke, Proof-of-Work waren seit Jahrzehnten bekannt und etabliert.
Informatiker in aller Welt wussten quasi "intuitiv", dass das in der Kombination irgendwie auch für Geld taugen müsste.
Nur hatte keiner den entscheidenen, zündenden Funken, wie man die Bausteine zusammensetzen könnte, damit es endlich wirklich funktioniert.
Deshalb sind u.a. auch Adam Back, Hal Finney, Nick Szabo und andere daran gescheitert, während wiederum andere wie David Chaum, bereit waren, im Zweifel den Kompromiss der Zentralisierung einzugehen.

Es musste einfach der richtige Neanderthaler Nakamoto daher kommen, der erkannte, wie man auf den offensichtlich nützlichen, weil scharfkantigen Feuerstein draufhaut, damit daraus ein Faustkeil wird.


die bitcoin blockchain ist viel eher ein artefakt des bitcoin protokolls als eine eigenständige, übertragbare technologie.
Blockchain als "Artefakt", das ist eine Sichtweise, der ich mich anschließen könnte.
Da muss ich aber noch drüber nachdenken.

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February 11, 2021, 07:36:38 AM
 #22

wieso ist eigentlich das buchgeld der banken (also das geld auf unserem konto) kein bearer asset, bitcoin aber schon? sind doch beides nur auf computern gespeicherte einträge.

man kann zwar der eigentümer von buchgeld auf den bankkonto sein, aber niemals der besitzer. die einträge auf dem bankserver können diesen nicht verlassen. ist ein geschlossenes system.


aber: bitcoin ist doch auch ein geschlossenes system. wir wissen, dass es ja eigentlich nur UTXO's gibt und keine eigentlichen Token, aber selbst wenn es Tokens gäbe, sie könnten das netwerk nie verlassen. und die UTXO's erst recht nicht.

trotzdem sagt man bitcoins seien ein bearer asset von dem man nicht nur der eigentümer sein kann, sondern auch der besitzer. wie geht das?

der trick liegt erstens in der verteilten, dezentralen natur des netzwerkes. es ist zwar ein geschlossenes system, aber ein verteiltes. nur dadurch, dass man die UTXO's nur bewegen kann, wenn man den kryptografisch passenden schlüssel besitzt, weil diese schlüssel nicht innerhalb des systems vorliegen, sondern ausserhalb/getrennt davon, hat man plötzlich ein system, das sich so verhält, als würde man die UTXO's physisch besitzen können.

meiner meinung nach trägt dieser eindruck der physischen besitzbarkeit der Tokens auf einer blockchain zu dem missverständnis bei, dass man tokens einer blockchain nutzen könnte um sie mit echten physischen objekten (supply chain!) zu feste zu verbinden. also zb mit eiern, damit es keinen betrug mit falsch deklarierten eiern mehr geben kann.

der denkfehler ist der, dass man die nicht-fälschbarbeit der bitcoin UTXO gedanklich an Token einer blockchain überträgt und dann auch annimmt, diese token wären irgendwie physisch vorhanden. dann hätte man plötzlich unfälschbare eier. das ist kompletter quark, aber das ist vermute ich, genau der fehler, den alle machen, die glauben, man könne mit dem einsatz eines geschlossenen token systems irgendwie betrug oder lüge bei real world supply chains verhindern.

dabei kann ja jeder eier produzent oder händler wenn er betrüger ist, trotzdem die öko eier einfach austauschen gegen batterie eier - wie kann eine datenbank denn dass verhindern?Huh?


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February 11, 2021, 07:57:00 AM
 #23


Es ist wohl schwierig, einen guten Vergleich zu finden, für etwas, das so bedeutungslos wie "Blockchain" ist, aber einen so "bedeutungsgeladenen" Sprachgebrauch findet Roll Eyes


die formulierung ist gut, darf ich die benutzen?  Wink

Quote
Digitale Signaturen, Peer-to-Peer-Netzwerke, Proof-of-Work waren seit Jahrzehnten bekannt und etabliert.
Informatiker in aller Welt wussten quasi "intuitiv", dass das in der Kombination irgendwie auch für Geld taugen müsste.
Nur hatte keiner den entscheidenen, zündenden Funken, wie man die Bausteine zusammensetzen könnte, damit es endlich wirklich funktioniert.


imho haben viele no-coiner den eindruck, bitcoin wären qualitativ sowas ähnliches wie airline miles oder payback punkte. das aber eine geschichte dahinter steckt, dass es motive gab von cypherpunks, die ein problem lösen wollten - das wissen wenige.


mir ist aufgefallen, dass dieser thread ja eigentlich alles andere als OFF-topic ist. aber wo im deutschsprachigen bereich passt das besser hin?
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February 12, 2021, 09:20:31 AM
 #24

schaut man sich diesen text an

Quote
Die Idee
Die ursprüngliche Idee der Blockchain wird im Bitcoin-White Paper beschrieben. Die hinter dem Pseudonym “Satoshi Nakamoto” steckende Person oder Gruppe beschreibt darin bestehende, gravierende Probleme im Umgang mit monetären Werten. Zentrale Institutionen, wie Banken, Versicherungen oder Regierungen, wird im Umgang mit monetären Werten ein Vertrauensmissbrauch vorgeworfen.

So nutzen Banken beispielsweise das ihnen anvertraute Geld, um damit selbst ineffiziente und kostenintensive Geschäfte zu betreiben. Ein denkbares Beispiel dafür ist die geplatzte Immobilienblase in den USA 2008, welche weltweite, negative Auswirkungen auf das globale Wirtschaftssystem hatte und dafür sorgte, dass tausende Menschen in existenzielle Nöte kamen. Um einem Vertrauensmissbrauch, und dem damit einhergehenden Datenmissbrauch, auf einer systemischen Ebene vorzubeugen, wurde diese neue Technologie entwickelt. Eine Veruntreuung von Geldern, Vertrauensmissbrauch oder schlichtweg Betrug wird durch diese neue Technologie erschwert.

dann gibt diese an den haaren herbeigezogene interpretation der motive satoshi nakamotos einen hinweis darauf, woher die grosse diskrepanz zwischen dem vermeintlich grossen potential der blockchain technologie und der nicht existenten realen umsetzung kommen könnte:
die blockchain apologeten projezieren ihre wünsche von einer besseren welt auf eine neue technologie. blockchain als projektionsfläche für alles, was besser laufen soll in wirtschaft, verwaltung, forschung, bankwesen, etc
eine "wünsch-dir-was" schlagerparade. nur leider existieren die schallplatten nur in den köpfen der apologeten. wünsche sind aus etwas ganz anderem gemacht als schellack.

https://blockchainwelt.de/blockchain-was-ist-das/
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February 14, 2021, 10:20:19 AM
 #25

blockchain bullshit bingo in reinstform als catchy video produktion von der deutschen bahn. das db netz als sich selbst verwaltendes system. omg.

https://blockchain.deutschebahn.com/blockchain#

 Cheesy
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February 18, 2021, 04:49:19 PM
 #26

habe eine machbarkeitsstudie zum einsatz von Blockchain technologie im auftrag der bundesregierung gefunden.

kurzfassung:
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/Studien/blockchain-smart-meter-gateway-kurzfassung.pdf?__blob=publicationFile&v=4

allgemein:
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Studien/blockchain-smart-meter-gateway.html


mir geht es vor allem um die kurzfassung.  ich kann den mehrwert oder den nutzen des einsatzes von blockchain hier nicht finden. das ist doch nur heisse luft, oder? das kann doch überhaupt garnicht funktionieren. die schlagen eine nicht-öffentliche blockchain vor. aber dann wäre der einsatz bestehender datenbanken (zb sql) viel sinnvoller, oder?


edit: die studie ist aus dem jahre 2019, habe ich aber erst heute entdeckt.

Die Studie ist ja sehr umfangreich erfasst und sehr wissenschaftlich gehalten. Hast du die vollständig durchgelesen?
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February 18, 2021, 05:37:05 PM
 #27

Die Studie ist ja sehr umfangreich erfasst und sehr wissenschaftlich gehalten. Hast du die vollständig durchgelesen?
Ich habe die Studie jedenfalls selbstverständlich nicht vollständig gelesen, sondern ausschließlich den Teil, in dem es um Blockchain geht.
Dieser ist mit ca. 6 Seiten weder besonders umfangreich, noch für einen "Kenner der Materie" besonders "wissenschaftlich gehalten".
Vielmehr erscheint er mir eher laienhaft.

Im Wesentlichen wird das Prinzip "Blockchain" grob skizziert, und (IMHO eher wenig überzeugend) begründet, warum man sich, insbesondere aus Performance-gründen, für eine "private Blockchain" entscheiden sollte, obgleich eingestanden wird, dass damit der Verlust der Kerneigenschaften einer Blockchain verloren geht!
Man könnte das auch übersetzen mit "klar, wir wissen, dass Blockchain privat überhaupt keinen Sinn ergibt, aber wir finden's halt coooooool". Roll Eyes

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February 22, 2021, 06:13:26 PM
Last edit: February 22, 2021, 06:28:27 PM by 600watt
 #28

IBM behauptet hier eine funktionierende blockchain Implementierung mit der Schiffscontainer Firma Maersk erschaffen zu haben:


https://www.ibm.com/downloads/cas/1ZVRWXPG

das sieht alles andere als übersichtlich aus, sie behaupten, sie würden Tradelens im alltag mit millionen von transaktionen nutzen.

kann das sein???


Quote
TradeLens – Überblick
Einführung
19-Mar-19

TRADELENS
Eine offene und neutrale, Blockchain-basierte Plattform, die die globale Lieferkette digitalisiert und den Handel verändert
⦿ Die Plattform ermöglicht einen schnelleren und effizienteren, transparenten und sicheren globalen Handel.
⦿ TradeLens wurde für die Industrie entwickelt und bietet den Handelsteilnehmern aus dem gesamten Lieferkettennetzwerk Vorteile.
⦿ IBM und Maersk entwickeln die Plattform im Rahmen einer gemeinsamen Zusammenarbeit mit maßgeblichen Beiträgen und Beteiligung der Industrie.
⦿ Es wurde ein Beirat gebildet, der die Plattform mitgestaltet und Standards weiterentwickelt.
⦿ TradeLens ist jetzt in Produktion und verarbeitet täglich Millionen von Transaktionen.




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February 22, 2021, 06:31:12 PM
 #29



zu TradeLens:


Quote
“It is a pretty big stretch to go from ‘one example’ to ‘average,’” he wrote. “I understand the principle of how [blockchain] will speed transactions in theory, but in most cases, shipments are pre-cleared prior to arrival and departure. Meaning, prior to any availability of departure or delivery documents have already been submitted and confirmed. In practical application, if your shipment is already cleared five days prior to the first available date of delivery, how do [you] increase the speed from there? On the first day it is available, the documents have cleared. I am struggling to see how that transaction is made faster by any measure by blockchain.”

Quote
But does container shipping need blockchain?

James Stewart, a global account executive with Crane Worldwide Logistics and veteran of Geodis and CargoSmart, concurring, said shipment documentation is not what is slowing down supply chains.

“Blockchain in shipping has a lot of hype around it at the moment, and just because IBM and Maersk think it’s interesting doesn’t mean the market needs, nor can it afford, whatever solution they come up with,” he wrote. “The paperwork and payment are the last things slowing down cargo flows, but don’t tell that to the venture capital flooding the space.”

Aside from TradeLens, a consortium of APL, Accenture, Kuehne + Nagel, and AB InBev is working to create a container shipment documentation blockchain solution, while startups are also aiming to digitize the primarily paper- and email-based documents related to trade.

Glick intimated that while most blockchain vendors are overreaching in applying blockchain to processes where it’s not required, there is some value to the exposure the technology is receiving.

“I feel like most of the benefits don't ‘need’ blockchain, but it seems like an incredible motivator for companies to share data the way they should have been all along,” he wrote.


das, was ich markiert habe ist so ziemlich der einzige echte vorteil des Blockchain hypes: firmen sind motivierter ihre daten zu teilen und prozesse zu streamlinen und gemeinsame standards zu finden. die blockchain technologie selbst ist dabei nicht entscheidend oder notwendig.

Quote
Application programming interface’s importance and role

The thread also delved into how application programming interface (API) connectivity, not blockchain, is what is driving value in terms of linking trading partners, carriers, and logistics companies in a real-time manner.

“I have often said blockchain will work, and it is secure,” Nutting said. “Some of the characteristics being [ascribed] to blockchain technology are not actually part of the blockchain. For instance, when you talk about real-time visibility, a blockchain solution will do that, but not because of the blockchain but rather the API functionality tied to the blockchain. The blockchain is not the mechanism driving the real-time visibility, it is the benefactor of the API integration.”

Quote
“Blockchain in logistics seems to be more code for ‘hey, let's stop using a fax and courier for our docs’ than actual blockchain,” wrote Caro Krissman, chairman and founder of the freight forwarding software provider INLT. “The real answer here is APIs connecting all the niche and disparate players that make up the supply chain, or some type of [communication] uniformity.”

Quote
“I think the hype is starting to fade,” he wrote. “An interesting take in another conversation I was involved [in] focused around a lack of education/understanding. My position has been: I think people ‘get it’ but a fair number have said they are not interested. In everything I have seen, blockchain in supply chain will work to some extent. It will provide some ancillary benefits, but not to the full extent being reported, and not without adding some additional challenges. I believe the industry is quietly and politely saying they are not interested or at least not currently interested. Blockchain is the overly persistent salesperson.”

Wink

https://www.joc.com/technology/skepticism-maersk-ibm’s-tradelens-hit-bigger-blockchain-questions_20180813.html
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February 28, 2021, 07:10:57 PM
 #30

diese website behauptet es gäbe hunderte firmen, die blockchain technologie benutzen:

605 Firmen würden weltweit R3 Corda nutzen
https://discovery.hgdata.com/product/corda


und 2,784 Firmen weltweit würden hyperledger nutzen
https://discovery.hgdata.com/product/hyperledger


das macht mich jetzt einigermassen baff.

bei Corda ist immerhin umstritten, ob es überhaupt eine blockchain ist, denn die daten werden nicht in blöcken gespeichert (was ja anyway auch völlig egal ist) und: Unlike a blockchain that records every transaction on every server, with Corda you only record your own deals.

auf der liste ist eine firma aus münchen https://www.syncier.com/de
auf deren website findet man weder unter produkte noch unter services etwas zum thema blockchain. ganz versteckt, wenn man ganz runter scrollt findet man was zum thema DLT.
werde die mal anschreiben, ob was sie von blockchain halten...

beim herumscrollen noch entdeckt:


https://blockchain.rbinternational.com/en/index.html

die RaiffeisenBank in Wien macht also auch dick einen auf blockchain. wow.
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March 06, 2021, 12:50:41 PM
 #31

diese website behauptet es gäbe hunderte firmen, die blockchain technologie benutzen:

605 Firmen würden weltweit R3 Corda nutzen
https://discovery.hgdata.com/product/corda

und 2,784 Firmen weltweit würden hyperledger nutzen
https://discovery.hgdata.com/product/hyperledger
In Bezug auf Hyperledger und Corda ist "Blockchain" jedenfalls in meinen Augen ein Misnomer.

Beiden fehlt eines der fundamentalsten Merkmale einer Blockchain im Sinne einer nützlichen Definition: ein eigenes, werthaltiges Token.
Bereits in meiner Anfangszeit 2011 galt es AFAIR als "Stand der Forschung", dass Blockchain ohne werthaltiges Token nutzlos ist.
In diesem Sinne würde ich Corda und Hyperledger von der Definition her als "Distributed Ledger" in Abgrenzung zu Blockchain einstufen.

Die Argumentation dafür ist (relativ) einfach:
Ohne Werthaltigkeit der Daten in einer Blockchain selbst, gibt es kein Eigeninteresse der Teilnehmer der Blockchain, diese zu sichern.
Damit hat eine finanziell gewichtete Sicherheit dieser Blockchain stets den Wert 0.
Im Gegensatz dazu hat bspw. die Bitcoin-Blockchain einen "finanziellen Sicherheitswert" von X, wobei X in allererster Näherung irgendwo in der Höhe der Marketcap liegt.
Anders gesagt: die Teilnehmer von Bitcoin haben in Summe ein finanzielles Eigeninteresse in Höhe von rund einer Billion USD, dass die Bitcoin-Blockchain nicht kompromittiert wird.
Die Teilnehmer von Corda oder Hyperledger aber haben jeder für sich stets nur ein Eigeninteresse, welches sich am finanziellen Wert ihrer im entsprechenden Distributed Ledger gespeicherten Daten bemisst.

Da für mich als Außenstehenden unbekannt ist, welchen finanziellen Wert die anderen Teilnehmer ihren jeweiligen Daten beimessen, kann ich somit auch nicht erkennen, "in welcher Höhe" ich das gesamte Netzwerk als "sicher" betrachten kann, und muss schlimmstenfalls davon ausgehen, dass alle anderen Teilnehmer möglicherweise ihre eigenen Daten als wertlos, und damit auch die Sicherheit des Distributed Ledger als wertlos ansehen.

Damit habe ich als Teilnehmer aber eine ungünstige Ausgangslage für die Abschätzung meiner eigenen Sicherheit bei der Nutzung eines solchen Distributed Ledger: die Sicherheit hat den Wert 0.

Die klassische Formel für die Bewertung der Sicherheit von Systemen an sich (und das bezieht sich nicht ausschließlich auf IT-Systeme) lautet sinngemäß:
Ein System kann dann als sicher gelten, wenn der Aufwand zum Brechen der Sicherheit höher als der potentielle Nutzen ist.
Damit gilt nach gängiger Risikobewertung ein System auf der Basis eines Distributed Ledger als maximal unsicher.

Natürlich kann ich als Teilnehmer "Annahmen" treffen, dass bspw. die anderen Teilnehmer schon irgendwie ihren eigenen Daten einen Wert von ein paar Milliarden beimessen oder dergleichen, aber damit bin ich im Bereich der Mutmaßung, oder, böse gesagt: des Glaubens.


Überspitzt gesagt:
- Sicherheit von Bitcoin: 1 Billion USD
- Sicherheit von Hyperledger und Corda: 0 USD

Und das ist Stand der Forschung seit mindestens 2011, ohne dass mir jemals auch nur zu Ohren gekommen wäre, dass das irgendein relevanter Experte anders sähe.


Die Frage, ob ein System, welches als unsicher zu gelten hat, wiederum in einem anderen Sinne "nützlich" sein kann, ist damit übrigens nicht beantwortet. Grundsätzlich gibt es maximal unsichere Systeme, die eindeutig nützlich sind, man denke bspw. an den Rundfunk.

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March 19, 2021, 12:58:20 PM
 #32

Fand diese Diskussion sehr interessant. Ich wollte noch folgenden Aspekt einbringen:

Könnten Blockchains für bestimmte Use Cases eine vergleichsweise billige, und trotzdem halbwegs sichere Technologie darstellen?

Beispiel: Ich will als kleines Unternehmen einen vollständig zentralisierten Utility Token erstellen, mit dem man meine Dienstleistungen bezahlen kann.

Ich könnte jetzt natürlich eine traditionell-hierarchische Datenbank-Infrastruktur auf eigenen oder gemieteten Servern dafür aufbauen. Allerdings könnte diese für mich relativ teuer ausfallen, wenn sie sicher gegen Hackerangriffe sein soll.

Stattdessen nehme ich Blockchain X und baue meinen Token dort ein. Wenn ich nicht unbedingt BTC oder ETH nehmen muss, sind die Transaktionsgebühren auch meist minimal. Oder ich starte sogar eine eigene Chain und generiere etwas Hype.

Der Vorteil: Ich "schmarotze" die Sicherheit von den Betreibern der Blockchain, also den Minern, die wiederum auf Profit hoffen, anstatt dass ich selbst für die Sicherheit sorgen muss.

Ich könnte mir vorstellen, dass viele Tokens aus solchen Überlegungen auf Blockchains und nicht in traditionellen hierarchischen Datenbank-Zahlungssystemen (etwa wie Flugmeilen) herausgegeben werden.

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March 19, 2021, 01:45:40 PM
 #33

Könnten Blockchains für bestimmte Use Cases eine vergleichsweise billige, und trotzdem halbwegs sichere Technologie darstellen?
Könnten ja, mit großem Konjunktiv.
Mir ist nach zehn Jahren "Forschung" kein Use Case bekannt.

Beispiel: Ich will als kleines Unternehmen einen vollständig zentralisierten Utility Token erstellen, mit dem man meine Dienstleistungen bezahlen kann.

Ich könnte jetzt natürlich eine traditionell-hierarchische Datenbank-Infrastruktur auf eigenen oder gemieteten Servern dafür aufbauen. Allerdings könnte diese für mich relativ teuer ausfallen, wenn sie sicher gegen Hackerangriffe sein soll.

Stattdessen nehme ich Blockchain X und baue meinen Token dort ein.
Stichwort: Compliance / Regulierung.
Du befindest dich damit juristisch im Bereich der Finanzdienstleistungen oder nahe dran.
Technisch mag da die Blockchain ein paar Tausend oder Zehntausend Euro sparen, aber das bringt dir natürlich nix, wenn du eine Rechtsabteilung für 100.000e Euro im Jahr beschäftigen musst, und einen Vorstand aus mindestens drei "Senior Executives in Banking" vorweisen musst, die sich das entsprechend vergüten lassen.

Es gibt im Bereich der "Gutscheine" ganz generell die Unterscheidung zwischen "Closed Loop" und "Open Loop", wobei erstere direkte Gutscheine sind, die nur bei einem einzelnen (oder wenigen, in direktem Zusammenhang stehenden) Dienstleister eingetauscht werden können (bspw. Amazon-Gutscheine), und letztere eine breitere Akzeptanz haben, wie bspw. Kreditkarten.
Das Problem ist jetzt, dass es einen "Graubereich" gibt, in dem sich "Miles and More" oder "Payback" tummeln, und irgendwie auch "Sanifair".
Bei denen ist immer nicht so ganz klar, unter was sie denn eingestuft werden sollen.

Bei Closed Loop sind die Compliance-Anforderungen minimal, da könnte dann eventuell die technische Ersparnis interessant werden.
Bei Open Loop ist es uninteressant, weil man sich als "Finanzdienstleister" enorme Kosten ins Haus holt.
Im Graubereich muss man halt vorsichtig sein, und hat zumindest mal sicherlich eine gute Rechtsabteilung.

Die Frage ist jetzt, ob ein "Token" auf einer Blockchain irgendwie in den Graubereich fallen könnte, dann wäre die technische Ersparnis sicherlich irrelevant.
Und das ist wahrscheinlich auch dann der Fall, wenn diese Tokens "üblicherweise" direkt gehandelt werden.
Wenn also ein Richter zu dem Ergebnis kommen würde, dass du hier Tokens verkaufst, die von den meisten Usern auch mit dem Hintergedanken erworben werden, diese zu traden, befindest du dich mindestens im Graubereich.
Ich würde sagen, dass das für alle mir bekannten Use Cases zutrifft.

Wenn du natürlich wirklich einen ganz eigenen Token emittierst, der nicht handelbar ist, bei dem du also bspw. eine Weitergabe erschwerst oder ähnliches, bist du wieder "safe". Aber dann hast du zusätzlichen Aufwand, um das zu unterbinden.

Ich sehe da einfach, ganz ehrlich, keinen guten, direkten Weg hin.
Und die minimale Ersparnis bei den technischen Kosten steht IMHO in keinem Verhältnis zu den potentiellen Kosten der Compliance.

Ausschließen im Sinne eines "ist nicht möglich" möchte ich es aber nicht.
Ich könnte (der angesprochene große Konjunktiv) mir vorstellen, dass es vereinzelt "Payback" oder dergleichen auf Blockchain geben kann, und dass das dann durchaus ein zumindest nicht unbedingt total widersinniger Gebrauch der Blockchain ist.
Für den von dir genannten Fall eines kleinen Unternehmens, dass sich Kosten für technische Infrastruktur bei Gutscheinen sparen möchte, sehe ich da ehrlich, unter keinen Umständen einen Vorteil gegenüber einer simplen, zentralen Datenbank. Auch der Sicherheitsaspekt dürfte da keine echte Rolle spielen.


Schlusswort: die Idee, es wäre für ein Unternehmen irgendwie sinnvoll, quasi "eigenes Geld" für die eigenen Dienstleistungen zu verwenden, ist IMHO empirisch über mehrere Tausend Jahre widerlegt.
Universell nutzbares Geld hat sich auch deshalb durchgesetzt, weil der Verbraucher dieses immer als nützlicher ansieht als bloße Gutscheine.
Entsprechend gibt es auch heute kein großes Unternehmen, das tatsächlich eigene Dienstleistungen oder Waren mit eigenem Geld bezahlen lässt.*
Gutscheine, so sie angeboten werden, sind ein Marketinginstrument, und ggf. auch ein Instrument, um Umsätze vorwegzunehmen, mehr nicht.

* Amazon Coins, WoW-Gold, etc. haben eigene, sinnvolle Anwendungen für so etwas wie "Micropayments", insofern sehe ich das nicht als Widerspruch an

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March 19, 2021, 02:47:23 PM
 #34

Was ich meinte, ginge auf jeden Fall Richtung "Closed Loop", und auch gemeint war es als

Instrument, um Umsätze vorwegzunehmen

Das scheint mir für kleine Unternehmen durchaus attraktiv. Es könnte per Token bestimmte eigene Produkte zu einem ermäßigten Preis vorverkaufen, um Ausgaben zu finanzieren. Es wäre also quasi Crowdfunding. Man würde sich die Gebühren von Kickstarter und Co. sparen, dazu käme der "Blockchain-Coolness-Bonus". Wäre das ganze eine Open-Source-Lösung, und mehrere Unternehmen könnten wie bei Kickstarter auf eine einheitliche Oberfläche zurückgreifen, könnte das auch zu mehr Aufmerksamkeit (und Erfolg) führen als bei einer Lösung, bei der alles auf der Unternehmenswebsite abläuft.

Die Weitergabe zu unterbinden geht mit einigen Token-Protokollen durchaus, z.B. mit der einfachen Python-Lösung PeerAssets. Du könntest zwar theoretisch einen Private Key weitergeben, aber praktisch sollte dieser Fall keine Relevanz haben, da dann Vertrauen vorhanden sein muss. Das wäre wie bei Amazongutscheinen, die einige eben doch weiterverkaufen, obwohl sie "closed loop" sind.

Also ich halte das wie gesagt für einen nicht ganz unattraktiven Use Case.

Weiterhin fällt mir z.B. noch OpenTimestamps (also generell "der Beweis, das ein Dokument zu einem bestimmten Zeitpunkt erstellt wurde") als Blockchain-Use Case ein, über das ich vor kurzem gestolpert bin. Das geht natürlich mit dem guten alten Bitcoin auch.

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