Ich hatte vor Jahren schon mal einen Faden gestartet über ein mögliches Finanzprodukt
das auf einem Moving Average basieren könnte.
Die Idee ist es, ein etwas weniger riskantes Derivat als Bitcoin selbst anzubieten - nämlich eines, bei dem man auf den aktuellen Gegenwert eines Moving Average (EMA oder SMA) für Bitcoin setzt.
Kurz gesagt: Der Käufer des Contracts zahlt einem Verkäufer den aktuellen Gegenwert des gewünschten MA. Am Ende der Laufzeit zahlt der Verkäufer dem Käufer den zu diesem Zeitpunkt aktuellen MA-Wert zurück.
Die Idee wäre also ein bitcoinbasiertes Produkt für konservativere Anleger, die sich damit etwas gegenüber Preisschwankungen nach unten absichern können. Der Verkäufer wäre hingegen ein risikoaffinerer Anleger, der Gelegenheit bekommt, seine Bitcoins (etwas) zu vermehren.
Habe mich vor kurzem an diese Idee erinnert und ein paar Berechnungen angestellt, mit der Idee, dies als einen Discreet Log Contract zu realisieren, eine relativ dezentrale Art der "Derivate". [1] CFDs werden auf dieser Basis schon gehandelt, so genannte "DLCFDs".[2] Zuerst dachte ich, die Idee wäre zum Scheitern verurteilt, aber ich sehe nach einigen Nachdenken doch Möglichkeiten dafür.
Die Idee bei DLCs ist dass man alle Summen in Bitcoin ein- und auszahlt. Käufer und Verkäufer des "Finanzprodukts" zahlen beide eine Summe
BTC in einen speziellen Multisig-Contract ein, und diese Summe wird dann nach bestimmten Regeln am Ende der Laufzeit aufeinander aufgeteilt (ein Oracle ist daran beteiligt). Das hat gegenüber einem reinen Dollar-basierten Vertrag einige Besonderheiten, die das ganze aber gerade auch interessant machen könnten, wenn ich nicht irgendwie was komplett falsch verstehe.
FormelKäuferauszahlung = Käufereinzahlung * (MA
Ende / Spot
Ende) / (MA
Beginn / Spot
Beginn)
Verkäuferauszahlung = Käufereinzahlung + Verkäufereinzahlung - Käuferauszahlung
ggf. Prämie für Verkäufer
Ein Beispiel:MA liegt bei $40000, Spot-Bitcoinpreis bei $50000.
Käufer schließt einen Vertrag über einen MA-BTC ab. Er zahlt 0.8
BTC (Gegenwert von $40000) in den Contract ein. Der Verkäufer zahlt ebenfalls 0.8
BTC ein. Je nach Marktsituation kommt eine Prämie für eine der Seiten dazu.
Szenarien für das Ende der Laufzeit:
a) MA bleibt bei 40000, Spot bei 50000: Jeder bekommt 0.8
BTC zurück. Niemand hat Gewinn oder Verlust gemacht.
b) MA steigt auf 48000, Spot auf 60000: MA und Spot steigen beide um den gleichen Prozentwert (20%), jeder bekommt also immer noch 0.8
BTC zurück. Beide haben jedoch in USD gesehen Gewinn gemacht, nämlich 20%, oder auch 8000 USD.
c) MA steigt auf 48000, Spot auf 70000: Spot steigt stärker als MA. Der Käufer erhält ca. 0.68
BTC, der Verkäufer jedoch ca. 0.92. Der Käufer hat $8000 Gewinn gemacht, der Verkäufer gewinnt $24400 (0.92 * 70000).
d) MA steigt auf 48000, Spot bleibt aber bei 50000: MA steigt stärker als Spot. Der Käufer erhält 0.96
BTC, der Verkäufer 0.64
BTC. Der Käufer macht $8000 Gewinn, der Verkäufer jedoch $8000 Verlust.
e) MA bleibt bei 40000, Spot sinkt auf 30000: Spot sinkt stärker als MA. Der Käufer erhält 1.33
BTC, der Verkäufer nur 0.27
BTC. Der Verkäufer macht also einen Verlust von $31900.
f) MA sinkt auf 30000, Spot sinkt auf 18000 (katastrophaler Crash). Der Käufer erhält die gesamten 1.6
BTC des Contracts und macht trotzdem einen Verlust von $11200, aber immerhin wesentlich weniger als wenn er
BTC gehalten hätte, dann hätte er nämlich $25600 verloren. Der Verkäufer verliert $40000.
g) MA sinkt auf 30000, Spot steigt nach einem tieferen Low jedoch wieder auf 50000: Der Käufer erhält nun 0.6
BTC und hat $10000 Verlust gemacht. Der Verkäufer freut sich, denn er erhält 1
BTC und macht somit $10000 Gewinn.
Das Grundprinzip wird hier ziemlich gut sichtbar:
- Wenn Spotpreis und MA-Preis steigen, machen beide Seiten tendenziell Gewinne.
- Je höher der Spotpreis über den MA steigt (typische Bullenmarktsituation), um so mehr Gewinne macht der Verkäufer "auf Kosten" des Käufers, aber auch dieser liegt meist im Plus oder neutral.
- Fällt der Spotpreis, trägt der Verkäufer die Verluste (in USD) - bis zu seinem eigenen Totalverlust. Eine Nachschusspflicht besteht nicht, dafür ist der Käufer auch nur bis zu einer bestimmten "Crash-Tiefe" 100% auf den MA-Wert abgesichert.
- Je tiefer der Spotpreis unter den MA fällt, um so höher tendenziell der Verlust für den Verkäufer, bis hin zum Totalverlust.
Würdet ihr ein solches Derivat als sinnvoll/interessant ansehen? Gibts sowas vielleicht schon in der Aktienwelt? Hab mal eine kleine Umfrage angehängt.
Ich vermute, dass dieser Contract meistens eher dem Käufer Vorteile verspricht. Daher würde ich erwarten, dass in den meisten Fällen vom Käufer eine Prämie zu zahlen wäre. Da der Bitcoin aber tendenziell eher nach oben ging, könnte er auch für Verkäufer attraktiv sein.
[1] Siehe
Cygans Thread zum Thema mit Erklärung.
[2] Anwendungen, Plattformen und Software gibt es
hier