So, hatte jetzt über die Feiertage ein bisschen Zeit, mich ins Staking, in die Hardware usw. einzulesen. Und ich muss sagen: mit eigener Hardware zu Staken ist echt ein hohes Risiko, verglichen mit dem Mining. Mal ein paar kurze Gedankengänge, vielleicht hat dazu ja jemand Kommentare:
Option 1: Staking mit eigener HardwareFür mich am naheliegendsten war, einfach selbst einen Staker aufzusetzen und loszulegen. Das habe ich auch mit meinen Minern gemacht, länger eingelesen, Hardware gekauft, zusammengeschraubt, konfiguriert, und los ging der Spaß. On the go habe ich dann natürlich optimiert und so immer mehr rausgeholt, die Miner ständig verbessert und viel gelernt. Allerdings gab es bei den Minern ein einfaches Grundprinzip: läuft der Miner = ETH. Läuft der Miner nicht =
ETH. Und das ist beim Staking mit eigener Hardware deutlich anders, das kann man nicht einfach ausschalten, den Staker verkaufen und glüclich sein. Zudem gibt es kein Optimierungspotenzial.
Vorteile: - Supportet den Dezentralisierungsgedanken
- Alles unter eigener Kontrolle, kein Fremdverschulden
- Man kann irgendwann stolz behaupten, dass man mal selbst Ethereum gestaked hat
Nachteile: - Hardwarekosten (wenn man jetzt auf Intel Core i5-10400 + 16 GB RAM + 1 TB SSD mit zuverlässigem Board, Netzteil und Servercase setzt: ~500 Euro brutto)
- Notwendige Infrastruktur (zuverlässige Internetanbindung, also Business Grade und am besten zweifach, USV, Notstromaggregat, Standort, Sicherheit)
- Aufwändige Konfiguration
- Ständig notwendige Wartung alá Updates, die im schlimmsten Fall alles zerschießen können
- Slashing, sollten die eigenen Sicherheitssysteme versagen und der Staker länger vom Netz gehen
Option 2: Staking mit vorkonfigurierter HardwareDer zweite Punkt war also Staking mit vorkonfigurierter Hardware, z.B. von Avado. Der Punkt steht hier nur der Vollständigkeit halber, denn das ist tatsächlich zum Fenster hinausgeworfenes Geld, da wesentliche Nachteile von Option 1 weiterhin vorhanden sind und man eigentlich nur mehr zahlt.
Vorteile: - Gleich wie bei Option 1
- Keine Konfiguration nötig, also auch für Unerfahrene geeignet
- Herstellersupport
Nachteile: - Die doppelten oder dreifachen Kosten für gleich schnelle oder sogar langsamere Hardware, teils nicht erweiterbar (Angebot von Avado sind Intel NUCs)
- Nach wie vor eine vollständige Infrastruktur (wie bei Option 1) notwendig
- Slashing, sollten die eigenen Sicherheitssysteme versagen und der Staker länger vom Netz gehen
Option 3: Staking mit fremder HardwareEin Mittelweg könnte tatsächlich sein, einfach über einen gemieteten Server bei AWS, Microsoft Azure oder anderen Anbietern seinen Staker laufen zu lassen. Das ist eine Teil-Fusion von Option 1 und 2.
Vorteile: - Kein Hardwarekauf notwendig, nur Mietkosten
- Infrastruktur ist inklusive, gesichert und auf professionellem Level (beständiger Uplink, Server-Hardware mit Ausfallschutz, Notstromversorgung usw.)
- Hardware-Upgrade sehr einfach durchzuführen
- Slashing und Downtimes durch professionelle Umgebung quasi ausgeschlossen
Nachteile: - Kein physischer Zugriff auf die Hardware (eher so ein semi-Nachteil, aber dennoch potenziell nicht unwichtig)
- Ausfallwahrscheinlichkeit verschwindend gering, aber vorhanden
- Mietkosten verhältnismäßig hoch (~ 45 Euro brutto)
- Die Konfiguration ist wie bei Option 1 selbst durchzuführen
- Die Software-Wartung ist selbst durchzuführen
Option 4: Staking über einen AnbieterDie Kombination aus Option 1-3 wäre schließlich, quasi alles in fremde Hände zu legen, aber irgendwie auch doch nicht, indem man einen fertig konfigurierten Server als Staker mietet. Dieser läuft dann in einem Rechenzentrum, man zahlt lediglich eine Service Fee und muss sich nicht um die (technische) Einrichtung oder die Uptime kümmern. So einen Anbieter habe ich allerdings nicht mehr gefunden (vielleicht weiß jemand mehr, dann ändere ich den Beitrag), deshalb auch dieser hier nur der Vollständigkeit halber. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass entsprechende Anbieter schnell entstehen könnten.
Vorteile:- Keine eigene Hardware notwendig
- Keine aufwändige Konfiguration, Zusammenbau usw. notwendig
- Trotzdem ein eigenständiger Server
Nachteile: - Aktuell kein Anbieter am Markt
- Kein physischer Zugriff auf die Hardware
- Man vertraut einem fremden Anbieter
Option 5: Staking über einen Pool/BörseKommen wir zur denkbar einfachsten Option, dem Staken über einen Pool wie Rocket Pool oder eine Börse wie Binance oder Kraken. Hier ist es selbst für Menschen, die keine 32 ETH haben, sehr einfach möglich, zu staken. Dabei braucht es keine Hardware, keine Software, keine Umgebung und keine Kenntnisse. Lediglich ein Konto bei dem jeweiligen Anbieter. Rocket Pool gibt überdies sofort einen rETH-Token aus, der weiterhin gehandelt werden kann. Allerdings gibt es auch Gebühren. Bei Kraken beispielsweise sind das 15% auf die Staking Rewards. Bei 10 ETH und einem RPY (Rewards per Year) von 20% sind das 0,17 ETH statt den vollen 0,2 ETH. Allerdings rechnet Kraken diese Gebühren gleich direkt in die angegebene RPY ein, deshalb wird auch mit 17% statt 20% geworben.
Vorteile: - Keine eigene Hardware notwendig
- Keine Kenntnisse bei Software, Hardware usw. notwendig
- Keine Konfiguration, Wartung oder teure Infrastruktur (USV, Notstromaggregat, sichere Internetverbindung, gesicherter und überwachter Standort usw.)
- Geringe Kosten
- Durch Token (rETH, BETH) bleiben auch die im Staking eigentlich weggesperrten ETH weiter handelbar
Nachteile: - Wird die Börse oder der Anbieter gehackt, könnten alle ETH2 verloren sein
- Gewisse Intransparenz, solange man nicht dem Netzwerk angehört
- Aktuell eher undurchsichtige Gebühren (Kraken:
15% der Rewards, Binance:
0%??, Rocket Pool:
variabel, undurchsichtig- Auf den Börsen starke Zentralisierung, bei Rocket Pool dagegen dezentral
Kostenvergleich aller Optionen auf ein JahrEigene Hardware: ~500 Euro Hardware-Kosten, Internet-Kosten (inklusive), Stromkosten: 60 Watt x 8760 Stunden = 525,6 kWH x 0,2 Euro Stromkosten = 105,12 Euro. Summe:
605,12 Euro bruttoFremde Hardware: 1.100-1.600 Euro Hardware-Kosten, Internet-Kosten (inklusive), Stromkosten: 105,12 Euro. Summe:
1.205,12-1.705,12 Euro bruttoFremde Hardware + Infrastruktur: 46,41 Euro Serverkosten pro Monat + Setup-Fee von 46,41 Euro.
Summe: 603,31 Euro bruttoFremde Hardware + Infrastruktur + Setup:
Rocket Pool: variabel
Kraken: Bei 32 ETH und 12% Rewards p.a.: 3,84 ETH Rewards - 15% = 3,264 ETH, also 0,576 ETH Gebühr.
Kosten: 576 Euro bei 1000 Euro MarktwertBinance: Kostenlos?!
ConclusioWenn ich mir die Staking-Landschaft so ansehe, ist so richtig die Goldgräberstimmung ausgebrochen. Jeder will staken, und durch Pools und Börsen kann es auch jeder mit mindestens 0,01 ETH (derzeit gut 10 Euro).
Wie anfangs beim Mining gibt es aber einige Hürden, um selbst einen Staker zu bauen, zu konfigurieren und zu betreiben. Es gibt zwar Anleitungen, gute Software und auch einen gewissen Support, aber auch ein Risiko. Anders als beim Mining gibt es nämlich Penalties und Slashing, wenn der Staker nicht dauerhaft am Netz bleibt. Auch ein Internetausfall beim Mining ist problematisch, allerdings gab es dann keinen Stromverbrauch, also keine Kosten, und es gab auch keine Strafen - allerdings halt auch keine Rewards. All das kann man abfangen, indem man einen Server im Rechenzentrum mietet, der allerdings Geld kostet und nach einem Jahr die Kosten für eine eigene Infrastruktur geschluckt hätte. Die Software-Wartung muss man indes auch selbst übernehmen.
So bleibt noch die Option, über Börsen oder Pools zu staken. Auch das hat jedoch einen Preis, abhängig von der gestakten Menge, dem ETH-Kurs (sofern man das auf Fiat-Euro umlegen will) und dem Anbieter. Dafür benötigt man die wenigsten Kenntnisse, steht am Ende aber mit Pech auch mit dem geringsten Gewinn da. Zudem bleibt immer das Risiko, dass die Börse oder der Pool gehackt wird, da sie ein großes Angriffsziel bieten. Ein weiterer Nachteil: wenn man nicht gerade Rocket Pool wählt, zentralisiert das Staken über Börsen das ganze Ethereum-Netzwerk in gewisser Weise ist also nicht im Sinne des Erfinders.
Die denkbar einfachste Version sind die Börsen und Pools. Account erstellen, verifizieren, ETH einzahlen und los. Günstiger ist es, selbst einen Staker zu betreiben. Hier hat man die Auswahl, inwieweit man die Infrastruktur selbst übernehmen oder sich in ein Rechenzentrum mit dedizierten Servern einmieten will. Die Konfiguration bleibt einem aktuell jedoch noch selbst überlassen, da es keine fertigen Softwarelösungen wie Betriebssystem-Images etc. gibt. Die einzige Alternative stellen fertig konfigurierte Staker, die allerdings teuer sind. Stellt man sich selbst einen Staker hin, selbstgebaut oder nicht, bleibt zudem das Risiko des Ausfalls. Das kann die Internetverbindung sein, aber auch der Strom. Im schlimmsten Fall kann der Staker bei einem Einbruch natürlich auch gestohlen werden. Verglichen mit den anderen Methoden besteht hier also das größte Risiko, allerdings hat die Methode auch die geringsten Kosten, der meiste Ertrag und fördert die Zentralisierung. Zudem ist das Anfangsinvestment relativ - den Staker kann man jederzeit zerlegen und die Hardware verkaufen oder anderweitig nutzen (mit GPU kann man damit auch ganz gut Zocken
).
Was ist eure Meinung? Werdet ihr staken, wenn ja wie, und welche Dinge fallen euch dazu noch ein?