Ohne eine große Analyse zu machen, oder sie hier zu posten, in erster Linie möchte ich die Nachfrage erwähnen.
Gerade beim Thema Nachfrage hakt es beim Stock-to-Flow gehörig. Stock-to-flow geht davon aus, dass die Angebotsseite ausschlaggebend bei der Preisbildung ist. Aber ohne Nachfrage gibt es keinen Preis, da kann das Angebot noch so klein sein.
Damit Stock-to-Flow funktioniert, muss der Nachfrageüberschuss (in Bitcoin gerechnet und über die Zeit hinweg gemittelt) konstant bleiben, was bedeutet, dass er in USD oder Kaufkraft gerechnet konstant ansteigen muss, weil die Formel ja einen Anstieg des Bitcoinpreises postuliert. Das würde nur dann funktionieren, wenn ein großer Teil der Bitcoin-Halter strikte Hodler wären, also niemals Gewinnmitnahmen machen oder auch nur ihre Coins in andere Kryptos oder BTC-basierte Token umtauschen dürfen.
Nehmen wir mal an, Satoshi lebt und verkauft seine Coins doch noch, oder kauft damit z.B. Gold. Dann wars das mit der schönen Stock-to-Flow-Kurve, aber endgültig (was nicht heißt, das Bitcoin dann tot wäre - im Prinzip wäre ein langsamer Abverkauf von Satoshis Coins sogar zu begrüßen, da es dann ein potenzielles "Damoklesschwert" weniger gäbe, aber das Angebot würde erst einmal schlagartig ansteigen und den Kurs auch längerfristig drücken). Man könnte also sagen, dass StF nur deshalb funktioniert, weil ein großer Marktteilnehmer seine Coins "eingefroren" hat.
(Die StF'ler könnten bei einem Satoshi-dump allerdings einfach ihre magische Konstante auswechseln und behaupten, der Kurs hätte vor dem Abverkauf eben über der Kurve gelegen. Das wäre dann der endgültige Beweis für den pseudowissenschaftlichen Charakter.)
Ich möchte dazu auf Kryptowährungen hinweisen, bei denen alle Coins gleich am Anfang per ICO oder/und Airdrop verteilt wurden und somit keine neue "Produktion" stattfindet. Da müsste der Kurs laut Stock-to-Flow ja ständig durch die Decke gehen. Aber schaut euch z.B. mal NEM an. Hat gegenüber dem "weniger knappen" Bitcoin seit 2017 praktisch konstant verloren. Bei vielen ähnlichen Coins sieht es noch übler aus. Und Dogecoin dagegen dürfte laut StF nahezu nichts wert sein, ist aber komischerweise trotz der konstanten Inflation einer der wenigen Coins, die ihren Wert von 2017 in BTC gerechnet wieder nahezu erreicht haben.
Das beste Produkt, der beste Service oder das wertvolle Gold, äh bitcoin BTC, kann sich nur entwickelt, wenn „wir“ es akzeptieren und vertrauen darin haben.
Volle Zustimmung - aber gerade das ist ja der Schwachpunkt von Stock-to-Flow. Akzeptanz und damit Nachfrage ist für die Preisbildung beim Bitcoin viel wichtiger als die Halvings, darauf will ich hinaus ... Natürlich ist die Knappheit von Bitcoin ein Teil seines "value proposals", aber das StF-Modell geht ja viel weiter, es postuliert eine deterministische Nachfrage- ud Preisentwicklung.
Darin das BTC limitiert ist und die Produktion mit der Akzeptanz immer schwieriger wird, ist der Wert nach dem halving interessanter, als vor einem halving.
Das liegt imo eher an selbsterfüllender Prophezeihung, also der Leute, die an die "Halving-Theorie" und StF glauben und rund um das Halving kaufen und damit die Blase in Bewegung setzen. Das ist wichtiger als die Reduktion der Geldmengeninflation von 3,6% auf 1,8% pro Jahr (wie im Halving 2020, wenn ich da richtig kalkuliert habe, aber die Größenordnung stimmt).
StF wird mit der Produktion von Gold verglichen, ich finde es ähnelt sich, aber BTC ist im Transport und in der Aufbewahrung viel leichter.
Bitcoin ist in der Tat als Wertaufbewahrungsmittel besser als Gold. Aber auch das hat mit StF nur am Rand zu tun.