Die Maßnahme hebt BTC praktisch unweigerlich in den Status einer Währung, richtig?
Gute Frage, schwierig zu beantworten.
Ich kann im Moment nicht wirklich sagen, was das tatsächlich bedeuten wird, aber es lassen sich zumindest diverse Möglichkeiten aufzeigen.
"Währung" ist kein harmonisierter Rechtsbegriff, d.h. es gibt keine unmittelbare Rechtsfolge aus der "Währung"
Allerdings sind die "Bitcoins" auf einem "Konto" in El Salvador nach gängiger Auffassung "Devisen".
Devisen wiederum sind in Deutschland klar definiert, und eigenständig im KWG erfasst.
Interessanterweise sind Bitcoins "per se" nach Auffassung der BaFIN keine Devisen, sondern "Rechnungseinheiten".
Sollte El Salvador eines Tages Bitcoin-Münzen herausgeben, wären das wiederum "Sorten".
Damit würde sich dann ergeben, dass Bitcoins in Zukunft in Deutschland nach dem KWG gleich in vier Kategorien einzustufen wären, "Kryptoverwahrgeschäft", "Rechnungseinheiten", "Devisen" und "Sorten". Mir ist kein anderes Wirtschaftsgut bekannt, dass eine so umfangreiche, und damit wirre Mehrfacheinstufung hat.
In der Folge könnte durch die Aktion von El Salvador tatsächlich die Rechtssicherheit in Deutschland in Bezug auf Bitcoin geschmälert sein.
Zugleich kommt hinzu, dass in Bezug auf Devisen auch Banken das Kreditgeschäft betreiben dürfen.
D.h. aus der Einstufung als Devisen ergibt sich, dass Banken offiziell legal "Fractional Reserve" auf Bitcoin-Konten betreiben dürfen (vermutlich allerdings vorerst nur Banken in El Salvador, und ich weiß nicht, ob das von den dortigen Gesetzen spezifisch unterbunden wird).
In diesem Sinne könnte die Aktion von El Salvador zu "Buch-Bitcoins" führen, und damit der Inflation in Bitcoin Vorschub leisten.
Ob, wie ich bereits oben angedeutet habe, El Salvador möglicherweise eigene Bitcoin-Münzen ausgibt, ist sicherlich fraglich.
Wenn sie es aber tun, führt dies eben zur Einstufung als Sorten, bringt aber ebenfalls Inflation mit sich.
Andererseits bieten Sorten auch gewisse Vorteile nach dem KWG: der Handel mit Sorten ist erlaubnisfrei, wenn er als "untergeordnete" Tätigkeit erbracht wird.
Wohlgemerkt, das sind nur ein paar erste Gedanken zum Thema (die allerdings auf teils sehr alten Überlegungen beruhen), und es ist noch nicht abzusehen, wie sich das in der Praxis entwickelt.
Denn andere Länder die mit El Salvador geschäfte machen, müssen sich drauf einstellen das sie BTC akzeptieren müssen als Handelspartner, da es jetzt eine offizielle Landeswährung ist.
Andere Länder dürfte das nicht oder nur minimal betreffen, da im Außenhandel für El Salvador sicherlich der US-Dollar maßgeblich ist.
Ist dann jetzt über kurz oder lang jeder BTC Exchange dazu verpflichtet eine Bankenlizenz zu erwerben, da er jetzt statt spekulatives Asset jetzt auch Landes-Währungen handelt / verwaltet?
Höchstwahrscheinlich nein.
Der Handel mit "Devisen" erfordert eine "Banklizenz".
Bitcoin "per se", also die Einheiten im Bitcoin-Netzwerk sind aber keine Devisen, sondern bleiben nach Auffassung der BaFIN weiterhin Rechnungseinheiten oder fallen ggf. unters Kryptoverwahrgeschäft.
Erst Einheiten auf einem Bitcoin-"Konto" bei einer Bank in El Salvador wären aus deutscher Perspektive Devisen.
Mir ist nicht ganz klar, ob beispielsweise auch für die "Konten" bei "Strike" diese Einstufung greifen könnte.
Dann wären quasi die Bitcoins im LN von Strike Devisen, "normale" Bitcoins aber nicht.
Das halte ich allerdings für weit hergeholt.
Sehr interessante Entwicklung und spannend welches Land hier nachzieht.
Ehrlich gesagt denke ich, dass das vor allem von der Reaktion der USA abhängen wird.
Wenn El Salvador jetzt "auf den Deckel bekommt", werden andere Länder dem Beispiel kaum folgen.
Aber im Großen und Ganzen: einfach spannend, und im Moment lässt sich keine seriöse Aussage darüber treffen, welche Auswirkungen das konkret haben wird.
In Anbetracht der Tatsache, dass El Salvador nun nicht unbedingt ein "Riese" im internationalen Kapitalmarkt ist, dürfte es aber eher kleine Wellen schlagen.
Und das ist auch gut so.