Zum viel besprochenen "Wert" der Bitcoins bin ich heute morgen durch einen Radiobericht nochmal nachdenklich geworden. Wenn hier viele sagen, dass sie eigentlich keinen Wer haben, da sie nur irgendwelche Zahlenreihen sind, dann frage ich mich, wie es sich mit Strom verhält?! Da kann man auch sagen, kann ich nicht anfasssen, ist kein materieller Wert etc. Was zahlen wir da? Die Erzeugung, mit all ihren Kosten und Umlagen. Wenn man sich dann anguckt, wie teuer das mining heute ist, so kann ich doch dort einen Wert hinterlegen....
Nur eine Überlegung....vielleicht falsch, who knows....
Ziemlich falsch.
Wir zahlen nicht für die Erzeugung - die ist uns nämlich eigentlich schnuppe. Wir zahlen dafür, dass etwas für uns einen Nutzwert oder Handels- bzw. Spekulationswert hat.
Elektrischer Strom hat für uns einen Nutzwert, weil wir z.B. abends lieber bei hellem Licht als bei funzeligem Kerzenlicht lesen. Von der Waschmaschine, dem Kühlschrank und der stromfressenden Aluminiumproduktion für die schicken iPhone-Gehäuse ganz zu schweigen.
Mit dem gleichen Aufwand, den man für die Herstellung einer Megawattstunde Strom treibt, könnte man auch irgendwelche nutzlosen Dinge treiben, dafür würde aber keiner bezahlen (außer es ist Kunst...).
Allerdings sind die Erzeugungskosten sozusagen eine untere Schranke für den Preis, den ein Produkt hat, weil sich auf Dauer niemand leisten kann, etwas herzstellen, was er nicht mit Gewinn verkaufen kann. Wenn ein Markt funktioniert, dann nähern sich die Preise den Kosten an. Das gilt allerdings strikt nur für Produkte, die verbraucht und daher immer neu hergestellt werden, also Elektrizität, Lebensmittel etc.
Bitcoins haben einen spekulativen Wert (man hofft, dass man gekaufte Bitcoins später für mehr Geld wieder verkaufen kann) und einen Nutzwert. Der Nutzwert ist ein bisschen tautologisch - sie sind prima zum Transfer von Werten per Internet geeignet, aber dazu müssen sie einen Wert haben... Das könnte man jetzt endlos diskutieren, ich sehe diesen Wert aber als sehr real.
Allerdings verbrauchen sich Bitcoins nicht (oder kaum, nur durch Verlieren von private keys). Weil dadurch das Angebot nicht von den neu erzeugten Bitcoins und deren Kosten bestimmt wird, sondern von den bereits im Markt befindlichen Coins, die zu extrem unterschiedlichen Preisen gekauft oder erzeugt worden sind, funktioniert deshalb die Annäherung der Preise an die Kosten nicht, und der Preis wird im Wesentlichen von den spekulativen Hoffnungen getragen. Durch das Anpassen der Difficulty sollte es eher so sein, dass die Mining-Kapazitäten sich regulieren - wenn der Preis so weit in den Keller geht, dass Mining sich nicht mehr lohnt, sollten Miner ihre Geräte abschalten, bis die Difficulty so weit gesunken ist, dass die verbliebenen Miner wieder kostendeckend arbeiten können. Aber auch dieser Marktmechanismus funktioniert nur ganz eingeschränkt, weil viel zu viele psychologische Faktoren mitspielen - die meisten Miner lassen ihre Geräte selbst dann laufen, wenn der aktuelle Preis unter den Kosten liegt, weil sie spekulativ auf steigende Preise hoffen.
Onkel Paul