Ich hatte kürzlich ein interessantes Gespräch mit einem Steuerexperten bei einem Krypto-Treffen. Wir hatten verschiedene Punkte hinsichtlich Kryptos u. Steuern diskutiert. Insgesamt lag er da auf Höhe der aktuell geltenden Meinungen und wie hier auch regelmäßig dargestellt.
Bei dem Punkt der Airdrops und Bounties unterschied sich seine Meinung aber. Er ist der Auffassung, dass diese nicht mit dem Wert zum Zeitpunkt des Zuflusses versteuert werden müssen, sondern erst wenn diese in Fiat umgetauscht werden. Auch wenn dies erst nach Jahren des Erhalts passieren sollte. Gibt es innerhalb des Steuerrechts derartige Unsicherheiten zu dieser Sachlage, dass diese Sichtweise realistisch sein könnte?
Der Meinung wäre ich auch, wenn es um die Versteuerung von Airdrops und Bounties geht, eine fällige Versteuerung dürfte erst dann eintreten, wenn man den Wert dieser Gratistoken veräußert und in eine andere Kryptowährung / Fiat tauscht, egal wie lange die Haltefrist war.
Lotteriegewinn würde ich auch nur dann sehen, wenn man sie ohne Zutun auf die wallet bekommt, was in den meisten Fällen nicht gegeben ist.
Erst einmal ist es so, dass man bei Airdrops / Bounties keine gegenrechenbaren Anschaffungskosten hat, daher keine Spekulation und keine damit verbundene Steuerbefreiung nach einem Jahr. Man bekommt sie ja gratis, im Vergleich zu einem Investment kann man also nichts gegenrechnen, was man bei einem späteren Verkauf als Anschaffungskosten gegenrechnen könnte. (Gewinn = Verkaufspreis – Anschaffungskosten).
Weiterhin gibt es die Unsicherheit, was denn nun als Zeitpunkt des Zuflusses angesetzt werden würde. Ich denke, es ist sogar garnicht möglich, einen exakten Preis zum Zeitpunkt des Zuflusses zu definieren, insbesondere, da dieser nach Gutdünken manipuliert werden könnte. Wenn ein Token im ICO jetzt 1€ gekostet hat und er wird aber für 5€ gelistet, weil sich das Team maßlos überschätzt hat und zur Strafe von den Investoren direkt auf 0,20€ gedumped wird, gibt es hier keinen verlässlichen Wert, der als Grundlage zur Besteuerung gelten könnte.
Zudem gibt es oft Airdrops, die mit irgendwelchen Mondpreisen locken, welche ihre Token angeblich wert sein sollen und später sind sie dann garnichts mehr wert.
Zudem sind Gewinne aus Airdrops bzw. einer Bounty wie unrealisierte Verluste bzw. Gewinne. Wenn man die unrealisierten Gewinne dann realisiert, ob durch Tausch in Fiat oder andere Kryptowährungen, fällt darauf die Steuer an – allerdings auf den vollen Betrag.
Eine Versteuerung nach §22 bei Verkauf, also Realisierung eines Gewinns, wäre daher meiner Meinung nach die plausibelste Variante, die ebenfalls wenig Raum für Manipulation und Risiko gibt. Vermeidung von Manipulationen, um Steuern zu sparen und Minimierung von Risiken für den Verbraucher sollte ja am Ende das Ziel von Regulierungen sein.
Theoretisch könnte auch folgende Regelung gelten, was aber erst zu einem späteren Zeitpunkt realistisch wäre:
Das Finanzamt könnte eine Begleichung der Steuer in diesen Token fordern und zwar als fixer, prozentualer Anteil der Token, die man durch die Bounty / den Airdrop erhält. Denn damit könnte man den exakten Wert der Token bei Erhalt feststellen, von denen dann ein bestimmter prozentualer Anteil abzugeben ist.
Was ich aber auch in Zukunft als eher unrealistisch einschätze, da man sich dort bestimmt nicht mit den ganzen Unmengen an Shitcoins herumschlagen möchte.
damit könnte ich leben. mMn. ist es nur wichtig dass hier endlich 100%ig fixe regeln die dann für alle gelten aufgestellt werden.
aktuell gibt es in diesem bereich so viele unklarheiten und auslegungssachen [...]
Das ist ein sehr wichtiger Punkt, ich denke viele Steuerberater, die vorher nicht mit der Sache konfrontiert waren, schauen hier auch rein. Und je mehr Steuererklärungen beim Finanzamt eingereicht werden, desto fixer werden die Regeln dort. Ganz nach dem Motto: "Ah, den Fall Bounty/Airdrop hatte ich schonmal, das wird so und so gerechnet". So etablieren sich die Standards und ich denke, dass der Weg mit der Versteuerung beim ersten Verkauf aktuell am plausibelsten ist und auch den anstehenden Regulierungen am nächsten kommt, da man dadurch Risiko und Manipulation eindämmen kann.
Mit jeder eingereichten Steuererklärung festigt sich der Standard ein bisschen - das Thema ist halt einfach noch sehr neu.