ich habe mal ein paar ganz naive Fragen und hoffe, dass ich hier nicht gleich deswegen gelyncht werde
Für's fragen wird hier eher selten gelyncht, meist eher für's dumm antworten
Ohne jegliche Vorbehalten dem gegenüber, möchte ich die Frage in den Raum werfen, wieso so viele Leute hier damit rechnen, dass der Bitcoin in Zukunft wieder so stark ansteigen soll.
Welche objektiv belegbaren Gründe gibt es dafür ?
Objektiv belegbare Gründe ist ein starker Anspruch.
Welche objektiv belegbaren Gründe gibt es dafür, dass der Dow Jones in Zukunft höher liegen wird als heute?
Keine.
Dennoch ist die Erwartungshaltung, dass der Dow Jones steigt, nicht unbegründet und vermutlich auch nicht verkehrt.
Dass der Bitcoin und das zugrundeliegende System ein enormes Potenzial und auch eine revolutionäre Technologie darstellt, steht außer Frage.
Für dich. Für mich.
Aus meiner Erfahrung im Umgang mit zahlreichen "Kritikern" kann ich dir sagen, dass das keineswegs unisono so gesehen wird.
Es gibt zahlreiche Informatiker, die zwar die Lösung des Byzantine Generals Problems mittels Blockchain anerkennen, darin aber eben nicht mehr sehen als einfach nur "ein gelöstes Problem". Ist ja nicht so, als gäbe es nicht hunderte oder abertausende andere.
Die Eleganz des Systems Blockchain lässt dabei sehr zu wünschen übrig, es ist unglaublich inneffizient und bietet zu keinem Zeitpunkt eine "endgültige" Lösung, sondern stets nur einen Zuwachs an Wahrscheinlichkeit, dass die vorliegende Lösung richtig ist.
Es gibt ebenso zahlreiche Volkswirtschaftler, die eine Währung mit begrenzter Geldbasis (aus gutem Grund) ablehnen.
Von Politikern will ich gar nicht erst anfangen
Potential oder auch einen gewissen Fortschritt erkennen wohl auch die meisten Kritiker (mehr oder weniger neidlos) an, aber "revolutionär" wird schon kritischer beäugt.
Da der Bitcoin aber von vielen, wenn nicht den meisten, als reines Spekulationsobjekt benutzt wurde und wird, stellt sich mir die Frage, aus welchem Grund hier auf einen erneut so hohen Anstieg spekuliert wird. Eben genau deswegen ?
Ist es dann nicht einfach ein enormer Auswuchs des Kapitalismus ?
Sagen wir's so: es ist ein Merkmal des Kapitalismus, dass es zu Spekulation kommt.
Ob das ein "Auswuchs" ist, stellt wiederum eine Wertung dar, die nicht jeder teilen wird.
Volkswirtschaftlich geht man davon aus, dass Spekulation durchaus einen Zweck erfüllt (komischerweise soll Spekulation u.a. auch Preise stabilisieren, auch wenn in der Praxis häufig das Gegenteil passiert), nämlich den, Güter verfügbar zu halten.
Kommt es zu einer Verknappung eines Guts, wird der Spekulant das Gut lagern, um es später teurer zu verkaufen, damit entzieht er zwar das Gut zunächst dem Markt, hält es aber später immerhin verfügbar (natürlich zu einem stolzen Preis).
Dass bestehende Cryptowährungen die üblichen Fiatwährungen in Zukunft ersetzen und dominieren werden, glaube ich, bei aller Vorsicht, nicht.
Ich auch nicht.
Da vergleichst du aber auch Äpfel mit Birnen.
Fiat-Währungen sind politisch "gewollt".
D.h. es wird immer einen künstlichen Druck außerhalb der reinen Marktmechanismen geben, der dafür sorgt, dass es einen Bedarf nach Fiat-Währungen gibt.
Und das ist (vielleicht) auch gut so.
Bitcoin & Co. (genauer: alle echten, dezentralen Blockchain-Währungen) unterliegen praktisch ausschließlich den Gesetzen des Marktes.
In einem völlig freien Wettbewerb könnten Bitcoin & Co. vielleicht tatsächlich Fiat-Währungen verdrängen, aber solange politischer Wille dafür sorgt, dass es Fiat gibt, kann das nicht passieren.
Warum ist das jetzt auch gut so?
Weil wir in einer Demokratie leben (jaja, da kommt gleich mezzo und meckert
), und "wir" uns entschieden haben, den politischen Willen des Volkes im Zweifel als wichtiger anzusehen als den Kapitalismus.
Die Regierungen und insbesondere auch die vorherrschenden Großen im Finanzbereich werden sich mit Sicherheit keinem System beugen, in dem ihre Macht verloren gehen würde. Die Mittel um so etwas zu unterbinden haben sie allemal.
Verschwörungstheorie.
Tatsächlich kann eine Regierung / ein Großkonzern, wer auch immer, sich nicht dauerhaft einem Trend entgegenstellen.
Das ist empirisch in der Geschichte der Menschheit abertausendfach belegt.
Es wird sicherlich möglich sein, den Fortschritt ein paar Jahre oder Jahrzehnte zu bremsen, aufhalten lässt er sich aber nicht.
Daran sind schon die römischen Kaiser gescheitert, der Papst und Erich Honecker.
Den Bitcoin in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf!
Wie gesagt, das System Blockchain / PoW etc. halte ich für ein wirklich wahnsinnig gut ausgeklügeltes System und tatsächlich zukunftsfähig und auch für die moderne Welt unabdingbar, dennoch verweigert mir meine idealistische Einstellung dazu, die Weitsicht ( bzw. Kurzsicht ) , wieso ein solch geniales System dazu missbraucht werden soll, um einfach nur Kapital daraus zu schlagen. Der Key ist wahrscheinlich der Kapitalismus
Ich verstehe nur nicht so ganz, warum du so ein "Problem" mit dem Kapitalismus zu haben scheinst.
Ich würde mich ja selbst eher als kapitalismuskritischen Menschen bezeichnen, aber bei aller berechtigten Kritik muss man einfach mal festhalten:
Der freie Markt ist eine Methode zur Kommunikation des Bedarfs in einer arbeitsteiligen Gesellschaft.
Es gibt Alternativen, wie z.B. die Planwirtschaft.
In der Praxis hat sich der freie Markt empirisch als effizienter herausgestellt, obwohl das zumindest in der Theorie keineswegs selbstverständlich ist (, und unter anderen Voraussetzungen, z.B. mit den heutigen Methoden der Kommunikation über das Internet, auch anders sein könnte.)
Nun ist Kapitalismus nicht gleich freier Markt, und theoretisch denkbar ist auch ein nichtkapitalistischer freier Markt.
In der Praxis kennen wir so etwas aber bisher nicht.
Deshalb muss man vorsichtigerweise davon ausgehen, dass, wer einen freien Markt will, auch den Kapitalismus in Kauf nehmen muss.
Man darf den Kapitalismus ja dabei durchaus zügeln, wie wir das z.B. mit zahlreichen Gesetzen auch tun.
Vermutlich muss man das sogar, da der reine Kapitalismus in sich die Saat der Zerstörung von freien Märkten trägt (Monopolbildung).
Warum muss man nun einen freien Markt wollen?
Ganz einfach, weil Bitcoin & Co. sich (nur) auf freien Märkten durchsetzen können.
Meiner Meinung nach wurde das ganze System zweckentfremdet, um aus einem prinzipiell ( im wirtschaftlichen Sinne erstmal ) wertlosen Ding einen goldenen Esel zu machen, um es im Nachhinein wieder in Fiat auszucashen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, bzw. sich Luxusgüter leisten zu können.
Die Zweckentfremdung entspringt dabei alleine deiner persönlichen Definition des Zwecks.
Bitcoin ist Bitcoin. Es dient keinem anderen Zweck als der dezentralen Wertübertragung.
Was man daraus macht, bleibt jedem selbst überlassen.
Bitcoin ist scheinbar zu einem Instrument geworden, an dem auch institutionelle Anleger verdienen wollen
Dafür gibt es bisher nur wenige Indizien.
Das Missverständnis rührt IMHO von einer Ungenauigkeit des Begriff "institutionelle Anleger" her.
Im klassischen Sinne versteht man unter "den Institutionellen" Rentenkassen, Versicherungen, etc., also Anleger, die dauerhaft große Mengen sicher anlegen wollen.
Spekulanten, Zocker, Investmentbanken gehören eigentlich gerade nicht zu den Institutionellen, egal mit welchen Summen sie hantieren.
Naja, die Märkte machen sich alles zu Eigen, was sich handeln lässt, das ist klar.
Und das ist auch gut so. S.o.
Ich bin eben ein wenig skeptisch, was den weiteren Verlauf betrifft.... manch einer mag sagen, dass das dumm ist oder ich das System dahinter nicht verstanden habe. Aber das habe ich meiner Meinung nach schon. Zmd. größtenteils. Was Märkte / Börsen / Wirtschaft anbetrifft, bin ich nicht so fit. Aber die Technik dahinter erschließt sich mir nach langer Recherche schon.
Vorsicht vor dem Dunning-Kruger-Effekt.
Es ist unwahrscheinlich, dass man den Grad der eigenen Kompetenz jemals richtig einschätzt.
Da darf ich auch bei mir keine Ausnahme machen, meine VWL-Kenntnisse sind objektiv betrachtet ein wenig mager, und als Wirtschaftsinformatiker bin ich eben nur ein "halber" Informatiker, und in Mathe war ich auch nicht sooooo super dolle.
Die Synergie zwischen der Technik und der Wirtschaft und deren Auswirkungen auf Kapitalgewinn kann ich aber beim besten Willen absolut nicht einschätzen
Immerhin weißt du schonmal, was du nicht weißt.