Szenario: die Hälfte aller Menschen global stirbt an einer Epidemie.
Ergebnis (alles langfristig bzw. statistisch gedacht): Die Wirtschaft halbiert sich, Sachwerte wie Immobilien und Aktien verlieren die Hälfte ihres Wertes.
Das ist, gelinde gesagt, Unsinn.
Wenn die Hälfte aller Immobilien "leer stehen", halbiert sich der Wert der Immobilien nicht, er fällt vielmehr ins Bodenlose, weil ein enormes Überangebot existiert.
Umgekehrt kann sich der Immobilienwert leicht verdoppeln, selbst wenn nur eine geringe Übernachfrage vorliegt.
Für eine praktische Demonstration des Vorgangs darf ich dir den Vergleich von Immobilienpreisen in München und z.B. Halle an der Saale nahelegen.
Bei Aktien ist es ein wenig schwieriger zu beurteilen.
Sofern die Unternehmen dahinter weiterhin profitabel sind, also sich der eventuell geschrumpften Nachfrage durch eigenes Schrumpfen anpassen können, gibt es kaum einen guten Grund anzunehmen, dass der Wert sinken sollte.
Unternehmen mit einer weniger elastischen Produktionskapazität dagegen dürften erhebliche Probleme mit ihren Überkapazitäten haben und drastisch an Wert verlieren.
Worauf ich hinaus will, ist letztlich, dass deine arg vereinfachte Sichtweise so schlicht und ergreifend als falsch bezeichnet werden muss.
Wirtschaft ist deutlich komplexer als bloße Addition und Multiplikation.
Die verbleibenden Menschen werden trotzdem nicht ärmer, weil sie die Wertgegenstände der verstorbenen Hälfte übernehmen.
Auch das ist eine falsch vereinfachte Sichtweise.
Du gehst irrigerweise davon aus, dass Güter per se stets Konsumgüter ohne Verfallsdatum sind.
Das gilt aber für kaum ein Produkt außer für bloße Rohstoffe.
Selbst eine Immobilie muss gehegt und gepflegt werden, um nicht zu verfallen.
Wenn in einer extrem arbeitsteiligen Gesellschaft wahllos eine Hälfte der Bevölkerung stirbt, können gängige Wertschöpfungsketten sehr schnell zusammenbrechen und damit die bestehenden Güter selbst zerstört werden.
Um auch hierfür ein historisches Beispiel zu nennen: als das alte Rom "unterging", waren die verbliebenen Römer nicht ebenso reich wie vorher, weil sie es sich in den Ruinen der vergangenen Zivilisation bequem machen konnten. Vielmehr erlebte ihr Wohlstand mit dem Verfall der diesen erhaltenden Zivilisation einen vergleichbaren Niedergang.
Was außer dem Leid bleibt, ist der erzwungene Umweltschutz. Die Hälfte der Menschen missbraucht nur noch die Hälfte der Natur, produziert nur noch die Hälfte der Müllberge.
Und selbst das ist eine irrige Annahme.
Da bestimmte Güter dann im Überfluss vorhanden sind, besteht zunächst kein ökonomischer Anreiz, sparsam damit umzugehen.
Auch hierzu der Verweis auf die Historie: als Öl noch in Massen billig verfügbar war, hat keiner ans Benzinsparen gedacht.
Wo neues Ackerland durch Brandrodung leicht verfügbar ist, denkt keiner an Maßnahmen zur Verhinderung von Bodenerosion.
Ich erwarte genau ein solches Szenario, aber wann es kommt, steht in den Sternen. Wir arbeiten mit unserem parasitären Verhalten darauf hin. Krieg ist natürlich aus Sicht der Naturgesetze ebenfalls eine willkommene Methode, die aus den Fugen geratende Menschheit zu stoppen.
Letzten Endes ist deine Sichtweise eine moderne Interpretation der klassischen
Malthusianischen Bevölkerungsfalle.
Diese gilt mittlerweile in weiten Teilen als empirisch widerlegt.